Tödliche Aktien
hinausgesehen.«
Cochrane nahm einen Schluck Bier. »Eines steht für mich fest, der Mörder war nicht aus der Gegend hier. Ich weiß, was hier los ist, und ich hätte es rasch herausgefunden, wenn ein Einheimischer damit zu tun gehabt hätte.«
»Hat man den Mann identifiziert, mit dem Richard sich hier unterhalten hat?«
»Ja und nein. Im Robbers’ Arms hat an diesem Tag ein Japaner übernachtet. Hiro Suzuki. Leider ist das die japanische Version von Hans Meier. Und eine Adresse hat er auch nicht hinterlassen.«
»Sie kommen also nicht recht weiter, oder?«
»Weiß ich nicht«, sagte Cochrane. »Donaldson stellt immer noch ’n Haufen Fragen. Damit können wir fortfahren, bis wir auf etwas stoßen. Donaldson ist sehr geduldig, und seine Erfolgsquote kann sich sehen lassen.«
»Also wird er den Mörder kriegen.«
»Das hab’ ich nicht gesagt, Mr. Fairfax. Das hab’ ich keineswegs gesagt.«
NEUN
Ich ging am Strand unterhalb von Inch Lodge entlang. Von den leichten Wellen wurde eine leere Flasche ans Ufer gespült. Ich lief dorthin. Im Inneren befand sich eine Nachricht. Es war Richards Handschrift. Sie war verwischt, und Wassertropfen auf der Innenseite der Hasche beeinträchtigten die Sicht. Ich wußte, die Nachricht war wichtig, aber sosehr ich mich auch bemühte, ich konnte sie nicht entziffern.
Plötzlich kam Wind auf, die Wellen wurden höher und brachen sich tosend am Strand. Ich wollte die Flasche ergreifen, doch die bewegte See entzog sie meinem Zugriff. Wenn ich nur diese verdammte Nachricht hätte lesen können!
Ich wachte auf. Auf die Ellenbogen gestützt, sah mich in dem winzigen Zimmer um und versuchte, mir darüber klarzuwerden, wo ich mich befand.
Zwei Dinge drangen mir gleichzeitig ins Bewußtsein. Ich befand mich in Richards Haus, und das Geräusch, das ich vernahm, war nicht das Meer.
Mit einem Satz war ich aus dem Bett und am Fenster. Das Geräusch kam aus dem Bootsschuppen unmittelbar unter mir. In der kalten Nachtluft sah ich Rauch aufsteigen. Auch einen orangefarbenen Widerschein konnte ich flüchtig wahrnehmen.
Hastig ergriff ich meinen Morgenmantel und rannte nach unten. Dort stürzte ich zum Telefon und wählte die Notrufnummer der Feuerwehr. Dann eilte ich nach draußen. Das Feuer hatte das eine Ende des Bootsschuppens erfaßt. Ich dachte daran, Eimer zu holen und einen Löschversuch zu unternehmen, aber ich hatte den Eindruck, daß es aussichtslos gewesen wäre.
Konnte ich noch etwas retten? Rasch ging ich im Geiste durch, was sich in dem Anbau befand. Ich hatte keine Ahnung, wie wertvoll die Bauteile waren, die sich dort befanden, oder wie leicht sie sich nachbauen ließen. Dann erinnerte ich mich daran, daß Rachel mich nach Richards Computer gefragt hatte. Offenbar waren die Informationen, die in ihm gespeichert waren, einen Rettungsversuch wert.
Immer noch war das Feuer auf ein Ende des Bootsschuppens beschränkt. Es gab eine seitliche Tür. Richards Computer stand an der entgegengesetzten Wand. Ich würde nicht lange brauchen.
Also zurück in die Diele des Haupthauses und wieder zur Tür des Bootsschuppens. Jetzt waren die Flammen schon deutlich zu sehen. Sie fraßen sich am Dach entlang. Ich schloß die Tür auf. Dunkelheit empfing mich. Das flackernde Licht des Feuers fiel auf Metall und Kunststoffflächen. Unerträgliche Hitze schlug mir entgegen. Der Geruch von brennendem Holz stieg mir in die Nase und ein anderer, durchdringender Gestank.
Benzin. Himmel, was hatte Benzin hier drinnen zu suchen? Wenn sich das entzündete, flog das ganze Gebäude in die Luft!
Ich wollte mich schon ins Freie flüchten, als ich gegen die Fensteröffnung die Silhouette von Richards Computer erblickte. Nur zwei Schritte entfernt.
Ich stürzte dorthin, fegte den Monitor vom Computergehäuse und wollte es mit einem kräftigen Ruck an mich reißen. Ein Kabel löste sich, aber das andere blieb hartnäckig an einem schweren, unbeweglichen Objekt hängen.
Mist!
Gierig leckten die Flammen am Dach. Fast hatten sie schon die Balken über mir erreicht, obwohl es auf dem Boden noch auszuhalten war. Doch dann war plötzlich überall Rauch. Ich hustete, konnte aber noch atmen. Einen Augenblick stand ich wie angewurzelt und überlegte, ob ich den Computer loslassen und die Flucht ergreifen sollte.
Das Gerät vom Kabel zu befreien würde nur fünf Sekunden dauern. Der Himmel wußte, wieviel Zeit es gekostet hatte, die Dinge zu entwickeln, die sich auf der Festplatte befanden. Nach Richards
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