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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Fristen ein. Sollten wir ihm den Vertrag kündigen oder ihm noch eine Chance geben? Die Verkäufer überzogen ständig ihr Spesenkonto. Selbst so relativ geringfügige Posten konnten uns in Liquiditätsschwierigkeiten bringen.
    Um zwei Uhr ging ich in die Softwareabteilung, um Rachel abzuholen. Wir wollten ihren Bruder Alex besuchen. Sie und Keith Newall saßen bei Andy. Keith lag fast in seinem Stuhl, die langen Beine auf einem Papierkorb.
    Er war unzufrieden und sprach noch schneller als sonst. »Das wird doch ein Riesendurcheinander, Rachel. Laß mich und Andy machen, und wir kriegen das hin. Wenn du die Hälfte aller schottischen Hacker dransetzt, sind wir noch Weihnachten mit der Fehlersuche beschäftigt.«
    Rachel seufzte und wandte sich an Andy. »Habt ihr genügend Zeit, um euch allein drum zu kümmern?«
    Andy hatte sich Keith’ Lamento ruhig angehört. Er dachte einen Augenblick nach. »Glaub’ schon«, sagte er. »Wer braucht schon Schlaf? Und ich kann doch mit dir rechnen, wenn ich nicht weiterkomm’?«
    »Klar«, sagte Rachel. »Also gut, Keith, machen wir es so. Aber du hast nur vier Tage. Dann will ich Ergebnisse sehen.«
    Keith lächelte und wirkte plötzlich völlig entspannt. »Die kriegst du.«
    Rachel wandte sich mir zu. »Mit der Software für FairRender gibt es immer noch ein paar Probleme.«
    »Schlimm?«
    »Die sind immer schlimm«, sagte sie. Doch als sie sah, wie ich erschrak, lachte sie. »Keine Sorge, bisher haben wir sie noch alle in den Griff gekriegt. Nicht wahr, Jungs?«
    »Alle«, sagte Keith.
    »Können wir?« fragte Rachel.
    »Wann Sie wollen.«
    Sie stand auf. »Gut, gehn wir. Ich hol’ nur noch das Zeugs.«
    Sie verschwand in ihrem Büro und tauchte mit einer großen Reisetasche voller elektronischer Teile wieder auf. Nachdem wir sie auf dem Rücksitz des BMW verstaut hatten, fuhren wir zu einem kleinen Krankenhaus in den Außenbezirken von Edinburgh.
    »Was ist mit Ihrem Bruder geschehen?« fragte ich.
    »Vor einem halben Jahr hat er einen Rugbyunfall gehabt«, erklärte sie ohne Umschweife. »Das Rückgrat. Er ist von der Hüfte abwärts gelähmt.«
    »Oh, das tut mir leid. Ist es … von Dauer?«
    »Wissen wir nicht. In ein paar Monaten versuchen die Ärzte irgendeine komplizierte Operation. Vielleicht wird er wieder ganz der alte, oder es bleibt alles, wie es ist.«
    »Wie alt ist er?«
    »Zweiundzwanzig. Er hatte gerade bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft angefangen. Früher hat er für die Edinburgh University gespielt, dann ist er zu den Watsonians gegangen. Im zweiten Spiel für sie ist er verletzt worden.«
    »Armer Kerl.«
    Wir fuhren durch ein eisernes Gartentor und über eine kurze Auffahrt zum Krankenhaus. Drei Rollstühle waren im Schatten einer alten Kastanie versammelt, die den weitläufigen Rasen vor dem Haus beherrschte. An der Rezeption vorbei gingen wir einen Hur entlang zum Zimmer ihres Bruders. Offenbar kannte Rachel den Weg sehr gut.
    Er saß in einem Rollstuhl an einer Verandatür, die sich in den Garten öffnete, und las ein Buch. Das Zimmer war klein, ein Bett, ein Fernseher, zwei Stühle und ein Laptop. Rings um das Bett waren komplizierte medizinische Geräte aufgebaut.
    Als er Rachel sah, hellte sich sein Gesicht auf. Er beugte sich vor und küßte sie.
    »Alex, das ist Mark, Richards Bruder.«
    Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Rachel, aber sein Kinn war kräftiger, und das Haar, obwohl ebenfalls kraus, trug er kurz geschnitten. Trotz des Rollstuhls sah er jung, durchtrainiert und kräftig aus. Ich wollte gern glauben, daß er ein guter Rugbyspieler war.
    »Was für eine Position spielen Sie?« fragte ich, wobei ich absichtlich die Gegenwartsform wählte.
    »Flanker. Spielen Sie auch?«
    »An der Uni hatte ich Position acht, habe seither aber keinen Rugbyball mehr angerührt.«
    »Tut mir leid mit Ihrem Bruder.«
    »Und mir tut es leid mit Ihrem Rücken.«
    Alex lächelte und wandte sich an Rachel. »Was hast du mir mitgebracht?«
    »Ein neues Spiel, das Virtual America entwickelt hat. Es heißt ›Manhunt‹, Menschenjagd. Ich habe mir gedacht, du spielst es mit Mark.«
    Alex maß mich mit einem kritischen Blick. »Wird mir ein Vergnügen sein. Haben Sie Lust?«
    Ich nickte, etwas überrascht, so unverhofft zu einem Computerspiel verdonnert zu werden. »Gern.«
    Rachel holte zwei kleine Datenbrillen aus der Reisetasche und zwei 3-D-Mäuse und steckte die Verbindungskabel in den Computer. Außerdem schloß sie ein kompaktes

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