Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
CD-ROM-Laufwerk an und legte eine CD ein. Nachdem sie ein paar Tasten betätigt hatte, erschien die Karte einer Insel auf dem Bildschirm.
    »Okay, das Ganze funktioniert folgendermaßen: Sie, Mark, sind am Ufer der Insel gelandet. Sie müssen eine versteckte Höhle finden, eine alte Schriftrolle entdecken und Ihr Boot wieder erreichen. Du mußt ihn ausfindig machen und aufhalten, Alex. Alex hat keine Ahnung, wo Sie gelandet sind, noch, wo sich die Höhle befindet. Beide seid ihr mit Entermessern bewaffnet. Mark, Sie können sich etwas schneller als Alex bewegen, aber ich muß Sie warnen, Alex ist gut in diesen Spielen.«
    Alex lächelte. Es war zwar nur ein Computerspiel, aber ich sah, daß er gewinnen wollte. Ich spürte, wie sich auch bei mir der Ehrgeiz bemerkbar machte.
    Ein paar Minuten brauchte Rachel, um uns im einzelnen zu erklären, wie wir die Brillen aufzusetzen und uns in der virtuellen Welt zu bewegen hatten.
    Vor mir sah ich eine Landkarte der Insel. Mein Standort war markiert: ein Sandstrand. Außerdem sah ich in einem Berghang die Höhle eingezeichnet, wo die Schriftrolle verborgen war. Zwischen den beiden Punkten lagen ein Dschungel, ein Fluß und eine Ebene.
    Ich schaltete auf die virtuelle Welt um. Nun stand ich tatsächlich am Strand. Ich blickte an mir hinunter und sah meine bloßen Füße unter zerlumpten blauen Hosenbeinen. Dazu trug ich ein flatterndes weißes Hemd und in der Hand, wie Rachel versprochen hatte, ein Entermesser. Brandungsgeräusch umgab mich. Vor mir war der dichte Dschungel, hinter mir lag die See, auf dessen Wogen ein winziges Ruderboot tanzte.
    Auf einem schmalen Pfad drang ich in den Wald ein. Hier war es viel dunkler als am Strand. Eine dichte Geräuschkulisse umfing mich, durchdringende Vogelschreie und das Summen unzähliger Insekten. Auf dem Pfad vor mir vermochte ich nur ein paar Schritte weit zu sehen. Vorsichtig folgte ich dem Weg.
    Wo war Alex?
    Plötzlich ertönte ein scharfes Zischen. Ich blickte hinunter und sah eine züngelnde Kobra, bereit zum Biß. In einer einzigen Bewegung sprang ich zurück und schlug mit dem langen Messer zu. Ich traf die Schlange in dem Augenblick, als der Kopf gerade vorschnellte. Tot fiel sie auf den Pfad.
    »Gute Reflexe«, hörte ich Rachels Stimme in den Kopfhörern. Ich lächelte, atmete tief durch und setzte meinen Weg fort.
    Obwohl ich mich erst seit ein paar Minuten in der virtuellen Welt aufhielt, gewann die Insel bereits Wirklichkeitscharakter. Ich hatte mehr oder weniger vergessen, daß ich mich in einem kleinen Krankenzimmer in Edinburgh befand. Und mit diesem Wirklichkeitsempfinden stellte sich auch die Furcht des Gejagten ein. Ängstlich blickte ich mich nach allen Seiten um, während ich den Pfad entlangschritt.
    Bei einem großen Baum, der von Kletterpflanzen überwuchert war, machte der Weg eine Biegung. Kaum lag sie hinter mir, sah ich Alex auf mich zulaufen. Auch er steckte in einer Piratenkluft – rotes Hemd, Augenklappe und Entermesser in der Faust. Von Panik ergriffen, wandte ich mich um und stürzte davon. Das Geschwindigkeitserlebnis war sehr realistisch. Als ich nach unten blickte, sah ich meine Füße über den Boden wirbeln. Zu beiden Seiten huschte der Dschungel vorbei, und im Rhythmus der Laufbewegung tanzte die Welt auf und ab. Als ich mich dem Strand näherte, wurde mir klar, daß ich mich umdrehen und kämpfen müßte, sobald ich ans Ufer gelangt war. Deshalb wich ich vom Pfad ab und stürzte in den Dschungel hinein.
    Ich hieb mir einen Weg durch das Unterholz. Hinter mir hörte ich Alex, der rasch näher kam. Ich schlug noch heftiger auf die Zweige und Schlingpflanzen ein. Er war nur noch ein paar Schritte von meinem Rücken entfernt, der ihm schutzlos preisgegeben war, als ich plötzlich ins Freie gelangte. Vor mir lag der Fluß und dahinter die Ebene, an deren Horizont sich das Gebirge erhob.
    Ohne zu zögern, sprang ich in den Fluß und konnte ihn zu meiner großen Erleichterung mühelos durchschwimmen. Abermals waren die Sinneseindrücke bemerkenswert wirklichkeitsgetreu. Ich hörte das Wasser an meinen Ohren vorbeirauschen und das laute Aufplatschen, als sich jemand hinter mir in den Fluß warf. Am anderen Ufer angekommen, lief ich los, die Augen auf die Stelle gerichtet, wo nach meiner Einschätzung die Höhle liegen mußte.
    Bereits nach einer Minute hatte ich sie erreicht. Ich wandte mich um: Alex war nirgends zu sehen. Da er wußte, daß ich schneller war als er, hatte er gar nicht erst

Weitere Kostenlose Bücher