Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
starten. Schwieriger war es mit dem zweiten
Passwort, die Datei zu öffnen, von der sich die beiden Polizistinnen so viel
versprachen. Das Programm verlangte einen Benutzernamen. Julia hatte das Kinn
in die Hände gestützt und dachte nach. Nach einer Weile sagte sie:
„Es hat keinen Zweck. Ich gebe den
Laptop zu unseren beiden Spezialisten in die IT-Abteilung. Vielleicht finden
die einen Weg. Wir vertun zu viel Zeit mit der Suche nach diesem Namen. Ich
werde mit dem Ordner weitermachen. Hast du schon Erfolg gehabt?“ Andrea nickte
und begab sich mit den Kontoauszügen zu Julia.
„Schau mal. Das sind die Auszüge von 2
Jahren. Seit einem Jahr tauchen bei Überweisungen jeden zweiten Monat stets dieselben
Namen auf. Hier zum Beispiel im Februar: Jochen Müller, dann im April wieder
Jochen Müller, und das ist bei einer Vielzahl von Namen dasselbe. Es ist immer
derselbe Betrag: 3.000 Euro. Die Frage ist: Warum hat er diesen Leuten so viel
Geld bezahlt? Schweigegeld?“ Julia legte ihre Stirn in Falten.
„Das ist die große Frage. Ich habe hier
auch etwas Interessantes gefunden. Das ist ein medizinisches Gutachten von
einem Dr. med. Heinrich Behrendt. Er sieht es als bedenkenlos an, dieses Medikament
mit dem Namen Cleridon zu verabreichen, obwohl es noch nicht ausreichend
getestet, geschweige denn im Handel erhältlich ist. Was hatten die Leute, denen
Kummer regelmäßig Geld überwiesen hat, mit diesem Medikament zu tun? Philip
sagte doch, es sei ein Antibiotikum. Haben sie es für Geld an sich getestet?
Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Du?“
„Nein ich würde kein Medikament testen,
nicht einmal für viel Geld. Aber wer weiß, der eine oder andere würde es vielleicht
machen. Seltsam ist, dass es wohl ausschließlich Bauern sind.“ Julia horchte
auf.
„Woher weißt du das?“ Andrea blätterte
in den Auszügen.
„Hier zum Beispiel: Jochen Müller,
Landwirt - Anton Bellauf, Landwirt - Oskar Mayer, Landwirt. So geht es weiter.“
„Ich meine, wir sollten diesen
Landwirten mal einen Besuch abstatten. Da ist doch was faul. Sind diese
Landwirte alle in Selent und Seliggeist?“ Andrea nickte.
„Ich glaube ja. Lass mich kurz
nachsehen. Ja die meisten in Selent, vier in Seligengeist und ein Bauer in
Giekau.“ Gedankenverloren nickte Julia.
„Sag mal, hatte Daniel Örtler kein Handy
bei sich?“ Andrea schüttelte den Kopf.
„Nein ich glaube nicht. Bestimmt hat es
der Mörder mitgehen lassen. Wenn es ein teures war, hat er es sicherlich schon
verkauft.“
„Komm, fahren wir noch mal nach Selent
und zu den anderen beiden Dörfern. Das Wetter ist schön. Was wollen wir noch
mehr.“ Julia lachte und zog ihre Kollegin hinter sich her. Um ein Haar hätten
sie ihren Chef verpasst, der von innen seine Bürotür geöffnet hatte.
„Ach
meine Damen wollten Sie zu mir? Nur hereinspaziert“, rief er fröhlich aus.
Julia verkniff sich zu sagen, dass sie auf dem Sprung waren, denn sie wollte
nicht schon wieder Krach mit ihm haben. Sie berichteten ihm, was sie bereits
erfahren hatten, vom Nachbarn, Herrn Neumann, über den Krawall im
Pharmaunternehmen bis hin zu den privaten Kontoauszügen von Elmar Kummer. Er
freute sich über die neuen Ansätze, die der Polizei bei der Aufklärung der
Morde helfen sollten. Glücklicherweise entließ er sie kurz danach.
Julia und Andrea genossen die frische
Luft auf dem Land. Andrea ordnete die Kontoauszüge während der Fahrt nach
Orten, um nicht kreuz und quer zu fahren. Sie begannen ihre Befragungen bei
Jochen Müller, dem ersten Landwirt in dem Ordner. Die Auszüge waren ausschließlich
nach Datum geordnet. Müller wohnte am Rande von Selent. Hinter dem Gartenzaun
befand sich ein altes Wohnhaus aus dem Jahr 1752. Dahinter standen mehrere
kleine Häuser. Seit diesem Zeitpunkt hatten die Gebäude scheinbar keinen neuen
Farbanstrich gesehen. Die Fenster hatten Sprossen, eine Freude für jede
Hausfrau, die diese Fenster putzen musste. Der Lack blätterte auch an den
Fensterrahmen unerbittlich ab. Hoffentlich sieht es drinnen besser aus ,
dachte Julia. Der Garten besänftigte sie. Rund ums Haus wuchsen Blumen aller
Art wild durcheinander. Als müsste sie eine Belehrung abgeben, erläuterte sie
Andrea:
„Das ist ein Bauerngarten. Ist der nicht
wunderschön?“ Sie konnte sich an den vielen Farben nicht sattsehen.
Bauernrosen, Anemonen, wilder Mohn wuchsen wild durcheinander.
„Kannst du dir ja um dein Haus herum
auch anlegen“, meinte Andrea
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