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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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landeinwärts.
    Ryan hatte nur teilweise Recht. Nicht
etwas
, sondern
jemand
war die Ursache des Problems. Ein einzelner Wachposten hatte Diegos Flucht zum Ufer bemerkt und war ihm vorsichtig gefolgt. Er hielt das Seil in der Hand, als er Ryan aus Richtung See kommen sah. Der SOS-Chef ging mit gesenktem Kopf voran und achtete nur auf die Reißleine. Dass ein Kiolya auf ihn anlegte, entging ihm völlig. Die Kugel traf ihn mit der Wucht eines Hammerschlags in die Schulter. Er fiel auf die Knie.
    Zu einem zweiten Schuss kam der Wachposten nicht mehr. Diego, der dicht hinter Ryan gefolgt war, gab einen Feuerstoß ab und durchlöcherte die Brust des Gegners.
    Der Mann wurde durch den Einschlag nach hinten gestoßen, hielt das Seil im Tode aber weiterhin umklammert. Mit verschwommenem Blick beobachtete Ryan, dass der Posten umkippte und mit dem Gewicht seines Körpers an dem Seil zog. Trotz des Schmerzes und der Verwirrung schrillte in Ryans Hirn eine Alarmglocke.
    Er wollte aufstehen, aber seine Beine waren wie aus Gummi. Dann fühlte er, dass starke Hände ihm aufhalfen und ihn zurück zum See führten. Sie hatten das Ufer fast erreicht, als der See plötzlich aufleuchtete, so als hätte man ihn mit phosphoreszierender Farbe besprüht.
    Der Ruck des stürzenden Wachpostens hatte sich bis ans Ende des Seils fortgepflanzt. Die Abzugsringe wurden gezogen, die Hebel sprangen vor, und die Zünder wurden in Gang gesetzt. Sechs Sekunden später explodierten alle Granaten gleichzeitig, unmittelbar gefolgt von dem Wasserstoff im Tank. Das brennende Gas schoss durch das kurze Rohr und aus dem Stutzen im Innern der Halle, als handle es sich um einen überdimensionalen Flammenwerfer. Sofort fing auch die unsichtbare Wasserstoffwolke unter dem Hangardach Feuer.
    Die Kiolya hatten keine Chance. Die mit Wasserstoff angereicherte Luft explodierte förmlich und hüllte die Menschen in ein tödliches Flammenmeer. Die Kuppel hielt der Hitze nur wenige Sekunden stand, bevor die dicken Kunststoffwaben glühend zu schmelzen begannen.
    Diese kurze Verzögerung verschaffte Ryan und Diego den nötigen Vorsprung. Sie erreichten den See und hechteten ins Wasser, als hinter ihnen der Hangar zerbarst und mit langen Flammenzungen den umliegenden Wald sowie manche der Nebengebäude in Brand setzte. Eine ringförmige Hitzewelle breitete sich aus.
    Der durch die Schusswunde beeinträchtigte Ryan hatte es nicht mehr geschafft, ausreichend Luft zu holen. Er sah, wie das Wasser aufleuchtete, hörte ein gedämpftes Donnern und blieb so lange wie möglich unter der Oberfläche. Als er schließlich nach Luft schnappte, stieg ihm beißender Qualm in die Augen. Ehrfürchtig starrte er die pilzförmige Wolke an, die sich hoch über einem Feld orangefarben glühender Trümmer aufwölbte, auf dem eben noch der Hangar gestanden hatte. Verglichen mit diesem Inferno sah die Explosion der
Hindenburg
wie eine Kerzenflamme aus.
    Auch Ben, Mercer und Diego kamen keuchend aus dem Wasser zum Vorschein und bestaunten den Anblick. Sie alle hatten durch Barker und seine Kiolya einen Freund oder Angehörigen verloren, aber keiner von ihnen empfand angesichts der Zerstörung nun Schadenfreude oder Zufriedenheit. Sie wussten, dass der Gerechtigkeit erst teilweise Genüge getan worden war. Der wahnsinnige Genetiker hatte hiermit vielleicht einen Rückschlag erlitten, aber er befand sich weiterhin in Freiheit. Im flackernden Licht der brennenden Bäume schwammen sie zu dem Katamaran und nahmen Ryan dabei ins Schlepptau. Wenige Minuten später fuhr das Boot quer über den See und ließ den schwelenden Scheiterhaufen hinter sich zurück.

39
    Austin saß auf einem Karton Fisch-Antibiotika, hielt die Schwertklinge zwischen den Knien und hatte den Kopf gegen das Heft gelehnt. Einem zufälligen Beobachter wäre dies womöglich wie eine sehr trübsinnige Haltung vorgekommen, aber Zavala wusste es besser. Austin würde handeln, sobald der geeignete Zeitpunkt kam.
    Um sich zu lockern und besser konzentrieren zu können, absolvierte Joe eine Reihe von Übungen, die teils Yoga, teils Zen und teils altmodisches Schattenboxen waren. Er gab seinem imaginären Gegner mit einem linken Aufwärtshaken und einer schnellen rechten Geraden den Rest und klopfte sich die Hände ab. »Das waren jetzt nacheinander Rocky Marciano, Sugar Ray Robinson und Muhammad Ali.«
    Austin sah ihn an. »Heb dir ein paar Schläge für Barker und seine Kumpels auf. Wir gehen in den Sinkflug über.«
    Kurt hatte darauf

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