Tödliche Beute
Kartoffelomelett mit Räucherfisch und Blätterteiggebäck. Dann packte sie ihm Aufschnitt, Käse und Äpfel ein und schickte ihn los, nachdem er versprochen hatte, sie wieder zu besuchen.
Während er in der klammen Morgenluft zum Pier ging, erwachte die Stadt allmählich zum Leben. Ein paar Fischer auf dem Weg zur Arbeit winkten ihm zu, als er gerade die Autotür öffnen wollte. Beim Zurückwinken fiel ihm der Schlüssel aus der Hand – und als er sich bückte, um ihn aufzuheben, stieg ihm ein Chemikaliengeruch in die Nase, begleitet von einem leisen Tropfgeräusch. Er kniete sich hin und schaute unter den Wagen, wo der Geruch noch stärker wurde. Jemand hatte die Bremsleitungen durchtrennt. Austin stöhnte auf, ging zum Pier und erkundigte sich bei den Leuten nach einem guten Mechaniker. Der Hafenmeister sagte, er würde jemanden anrufen, und wenig später tauchte ein schlaksiger Mann mittleren Alters auf.
Nachdem er den Schaden inspiziert hatte, stand der Mechaniker auf und gab Austin ein Stück Schlauch.
»Jemand mag Sie nicht.«
»Es war eindeutig keine Panne?«
Der wortkarge Färinger deutete auf die Serpentinen am Rand der Klippe und schüttelte den Kopf. »Ich schätze, da oben bei der ersten Kurve wären Sie zu den Vögeln rausgeflogen. Aber es lässt sich leicht reparieren.« Der Mechaniker war schnell mit der Arbeit fertig. Als Austin ihn bezahlen wollte, lehnte der Mann ab. »Schon in Ordnung, Sie sind ein Freund von Pia.«
»Wer auch immer das hier getan hat, könnte wissen, dass ich bei Pia gewesen bin«, sagte Austin. »Vielleicht sollte ich mit der Polizei reden.«
»Nicht nötig. Keine Angst, die ganze Stadt wird gut auf sie aufpassen.«
Austin dankte ihm erneut. Kurz darauf verließ er die Stadt. Als er die Felsnadel im Rückspiegel sah, ließ er die Ereignisse seines kurzen Aufenthalts in Skaalshavn noch einmal Revue passieren. Er fuhr mit mehr Fragen als Antworten von hier weg. Sieh’s positiv, ermahnte er sich lächelnd. Er hatte ein paar wunderbare neue Freunde gefunden.
15
Paul Trout kam an Bord und taxierte Neals hölzernen Kutter mit Kennerblick. Was er sah, überraschte ihn. Neal mochte ein charmanter Gauner und ein Trinker sein, aber als Fischer war er Profi, und das Boot war sein ganzer Stolz. Die sorgfältige Pflege ließ sich nicht leugnen. Alle Aufbauten waren frisch gestrichen, das Deck war geschrubbt und frei von Ölflecken, der Rost auf ein Minimum reduziert. Im Ruderhaus fand sich moderne Fischortungs- und Navigationstechnik.
Als Trout ihm ein Kompliment über den Zustand des Kutters machte, strahlte Neal wie ein Vater, dem man soeben bescheinigt hatte, sein Erstgeborener sei ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Schon bald tauschten Paul und er Seemannsgarn aus. Als Neal sich gerade mal nicht in Hörweite befand, zog Gamay eine Augenbraue hoch und sagte:
»Ihr beide kommt ja prächtig miteinander klar. Hast du ihm schon das Rezept für dein Leibgericht verraten?«
»Er ist ein interessanter Typ. Sieh dir das Boot an. Es ist hervorragend in Schuss.«
»Freut mich, das zu hören. Immerhin ist die NUMA inzwischen Anteilseignerin der
Tiffany
.«
Die Werkstattrechnung hatte näher bei tausend als bei siebenhundertfünfzig Dollar gelegen. Nach einer schnellen Betankung, für die ebenfalls Gamay zahlte, steuerte Neal den Kutter aufs offene Meer hinaus.
»Bis zu den Fischgründen ist es nicht weit«, rief er nun, um den Maschinenlärm zu übertönen. »Etwa sieben Seemeilen. Zehn Faden Tiefe. Der Boden ist glatt wie ein Kinderpopo. Bestens geeignet für Schleppnetze. Wir sind bald da.«
Nach einer Weile überprüfte Neal die GPS-Position, schaltete die Maschine in den Leerlauf und ließ das Netz ins Wasser – einen kegelförmigen Sack von knapp fünfzig Metern Länge, der über den Meeresgrund gezogen wurde.
Das Boot fuhr zwei Bahnen und holte jede Menge Tang an Bord, aber keinen einzigen Fisch.
»Wie seltsam«, sagte Trout und untersuchte die schmale Tasche am Ende des Netzes, in der sich eigentlich die gefangenen Tiere sammeln sollten. »Ich weiß ja, dass der Fang mitunter schlecht ausfällt, aber dass
gar nichts
im Netz schwimmt, ist doch höchst ungewöhnlich. Nicht mal wertloser Beifang. Das Netz ist vollkommen leer.«
Neal lächelte wissend. »Sie werden sich womöglich noch wünschen, dass es auch leer
bleibt
.«
Sie ließen das Netz erneut ins Wasser, zogen es über den Grund und holten es langsam wieder ein. Mit einem Auslegerkran wurde das Netzende
Weitere Kostenlose Bücher