Tödliche Beute
auf den Märkten verkauft würden. Nur wären sie größer und ergiebiger.«
»Und bösartiger«, gab Paul zu bedenken.
»Es gibt zu viele Unbekannten, um dieses Risiko einzugehen«, sagte Throckmorton. »In Norwegen ist Hybridlachs ins Meer entkommen und hat sich erfolgreich mit der einheimischen Spezies gepaart, war aber in der freien Wildbahn weniger überlebenstüchtig. Es könnte also der Fall eintreten, dass der Superfisch zunächst an die Stelle der natürlichen Bestände tritt und dann ausstirbt.«
»Mein lieber Throckmorton«, erklang eine spöttische Stimme, »versuchen Sie etwa, diese armen Leute mit Ihren unheilvollen Zukunftsprognosen zu verängstigen?«
Ein Mann in weißem Kittel hatte geräuschlos das Labor betreten und musterte sie nun alle mit breitem Lächeln.
»Frederick!«, rief Professor Throckmorton freudestrahlend. »Das ist mein geschätzter Kollege Dr. Barker«, erklärte er seinen Gästen. »Frederick, dies sind die Doktoren Trout von der NUMA.« Etwas leiser fügte er hinzu: »Mich nennt man vielleicht Frankenstein, aber er ist Dr. Seltsam.«
Die beiden Männer lachten über den Insiderwitz. Barker gesellte sich zu den anderen und begrüßte sie per Handschlag. Er war Anfang fünfzig, von imposanter Statur, mit kahl geschorenem Kopf und einer dunklen Sonnenbrille, die seine Augen vollständig verbarg. Seine Haut wirkte ungewöhnlich bleich.
»Es ist mir eine große Freude, jemanden von der NUMA kennen zu lernen. Bitte lassen Sie sich von Throckmorton nicht einschüchtern. Wenn man ihm eine Weile zuhört, rührt man für den Rest des Lebens kein Lachsbrötchen mehr an. Was hat Sie an die McGill verschlagen?«
»Wir waren im Urlaub und haben von Dr. Throckmortons Arbeit gehört«, sagte Gamay. »Als Meeresbiologin kam mir der Gedanke, die Resultate könnten auch für die NUMA von Interesse sein.«
»Ein Arbeitsurlaub! Nun, dann lassen Sie mich mal die entgegengesetzte Ansicht vertreten. Ich bin ein starker Befürworter von transgenem Fisch, was mich in den Augen meines Freundes hier verdächtig macht.«
»Der Doktor ist mehr als ein Befürworter. Er arbeitet mit einigen der Biotech-Firmen zusammen, die eine schnelle Vermarktung dieser Geschöpfe anstreben.«
»Bei Ihnen klingt das wie eine dunkle Verschwörung, Throckmorton. Mein Freund vergisst dabei, dass ich in völliger Übereinstimmung und mit finanzieller Unterstützung der kanadischen Regierung tätig bin.«
»Dr. Barker würde am liebsten einen Designerlachs entwerfen, damit die Leute jeden Tag eine andere Geschmacksrichtung ausprobieren können.«
»Das ist gar keine so schlechte Idee, Throckmorton.
Dürfte ich bei Gelegenheit darauf zurückkommen?«
»Nur wenn Sie die volle Verantwortung für die Erschaffung eines solchen Ungeheuers übernehmen.«
»Der Professor macht sich zu viele Sorgen.« Barker wies auf das Fischbassin. »Dieser prächtige Kerl beweist, dass gar keine Notwendigkeit besteht, einen transgenen Fisch von monströser Größe zu kreieren. Und wie Throckmorton schon sagte, sind genmanipulierte Tiere in freier Wildbahn weniger überlebenstüchtig. Es ist nicht weiter schwierig, sie zu sterilisieren, damit sie sich nicht von selbst vermehren.«
»Ja, aber eine künstliche Sterilisierung funktioniert nicht mit hundertprozentiger Sicherheit. Wenn Sie hören, was die Trouts mir erzählt haben, werden Sie nicht mehr so leichtfertig über meine Einwände hinweggehen.«
Throckmorton bat Paul und Gamay, ihre Geschichte zu wiederholen und die Videoaufnahmen ein weiteres Mal zu zeigen. »Was sagen Sie nun, Frederick?«, fragte er im Anschluss.
Barker schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, mich trifft eine Teilschuld. Ich habe Neals Nachricht ebenfalls bekommen, ihn aber nie zurückgerufen.«
»Und was halten Sie davon?«
Barkers Lächeln war verschwunden. »Ich hätte so etwas für unmöglich gehalten, wäre es nicht von zwei qualifizierten Beobachtern mit angesehen und auf Video aufgezeichnet worden. Es weist alle Merkmale eines fehlgeschlagenen gentechnischen Experiments auf.«
»Wer würde so unverantwortlich sein, einen solchen Fisch entkommen zu lassen? Und es handelt sich nicht um das einzige Exemplar, wenn man den Fischern glauben darf. Wir müssen sofort jemanden vor Ort schicken.«
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Es ist klar ersichtlich, dass dieser weiße Teufelsfisch sich bereits in starker Fresskonkurrenz zu den natürlichen Spezies befindet. Ob er auch seine Gene weitergeben kann, steht auf
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