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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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mit Slawomir über Swinde. Der junge Wendenfürst mit dem harten Blick und den sanften Zügen blieb für uns bis zuletzt schwer durchschaubar, rätselhaft war uns die seltsame Mischung von reinen Empfindungen, Pflichtbewusstsein und Aberglauben, die sein Wesen bestimmte. Er wollte Swinde mit in die Burg nehmen, wo sie unter den Witwen seines Vaters leben sollte. Nach einer angemessenen Zeit, mindestens einem Jahr, wollte er sie dann heiraten.
    „Nach einem Jahr?“, sagte Odo. „Bist du sicher, mein Freund, dass sie dann noch am Leben ist? Oder dass dann die anderen Witwen noch leben?“
    Wir überzeugten ihn von unserem Vorschlag. Wir wollten das Mädchen mitnehmen und zu ihrer Mutter bringen, deren Familiensitz an unserem Wege lag. In der Munt eines Onkels und unter der Obhut von Verwandten würde dort Swindes Erziehung vervollkommnet. Nach einem Jahr oder besser nach zweien könnte dann Slawomir Brautwerber schicken, vielleicht unsere Freunde Sparuna und Niklot. Wir würden eifrige Fürsprecher sein.
    Swinde zeigte sich weniger einsichtsvoll als ihr Liebster. Sie schrie, biss und kratzte, musste sich aber am Ende fügen. Knes Slawomir stellte uns eine Schutzmacht von 50 Leuten, die uns auf mehr oder weniger gangbaren Wegen elbabwärts geleitete. Wir entließen sie nördlich des Ortes, wo gerade die Hammaburg mit einer christlichen Kirche errichtet wird, überquerten den Fluss und zogen durch sächsisches Gebiet, wo wir Remmerts Feindschaft nicht fürchten mussten. Bei Bremen setzten wir über die Weser, folgten ihr südwärts, erreichten Markloh und schließlich die Römerstraße längs der Lippe.
    Inzwischen sind wir zurück in Aachen.
    Ich machte einen schriftlichen Bericht über den Verlauf unserer Mission, der vom Herrn Kanzler dem Kaiser Karl und seinen Beratern vorgetragen wurde. Man wird Remmert vor das Hofgericht bringen, sofern man seiner habhaft werden kann. Doch das ist im Augenblick unwahrscheinlich. Inzwischen ist Helko auch wieder hier, und von ihm erfuhr ich, dass es überall im nördlichen Sachsen zu neuen Erhebungen gekommen ist. Vielleicht wird es noch Jahre dauern, bis der Herr Karl mit diesem widerspenstigen Völkchen fertig wird.
    Als ich neulich nach dem Gottesdienst einen Spaziergang machte, begegnete ich Odo. Wir hatten uns wohl einen Monat lang nicht gesehen und fielen uns in die Arme.
    „Dem Himmel sei Dank, du lebst!“, rief ich. „Große Sorgen habe ich mir um dich gemacht!“
    „Warum denn?“, fragte er vergnügt. „Sehe ich schon so hinfällig aus?“
    „Das nicht. Aber du wolltest doch die Prinzessin Hiltrud entführen. Ich dachte, du hättest es getan …“
    „Und mich dabei erwischen lassen? Freund, wenn ich etwas unternehme …“
    „Ich weiß. Aber manchmal bedenkst du die Folgen nicht. Ich fürchtete schon, du hättest sie heimlich geheiratet. Immerzu musste ich daran denken, wie es dem alten Knes Ratibor in seiner Brautnacht mit einer 15-Jährigen erging. Prinzessin Hiltrud ist 16!“
    „Was willst du denn damit sagen?“, fragte Odo mit einer unwirschen Geste.
    „Nun, ich meine … hm … solche Fälle sind ja nicht selten. Neulich las ich in dem Buch eines Geschichtsschreibers etwas über den großen König der Hunnen, Attila. Weißt du, wie der gestorben ist? Er starb mit ungefähr 50 Jahren in seiner Brautnacht – mit einer blutjungen Germanin!“
    „So etwas höre ich gern“, sagte Odo, erhaben lächelnd.
    „Wieso?“
    „Man hat Hiltrud verlobt! Und weißt du, mit wem? Mit einem Tattergreis aus Burgund, sehr mächtig und reich, aber mindestens 20 Jahre älter als ich. Ich warte noch etwas ab und nehme sie dann als unberührte Witwe. Inzwischen werde ich mich in meiner Grafschaft einrichten.“
    „Hast du denn eine?“
    „Noch nicht. Aber kann mir der Alte eine verweigern, nachdem wir uns so verdient gemacht haben? So etwas braucht nun mal seine Zeit. Du bist ja auch noch nicht Bischof …“
    Nein, ich bin noch nicht Bischof – und werde auch nie einer sein. Ich bleibe ein einfacher Kärrner im Dienste höherer Mächte, das muss mir genügen.
    Und nun Gott mit Dir, mein lieber Vetter Volbertus! Möge dieser Bericht Dich und Deine Brüder ein wenig aufklären über die Zustände in der Welt und Euch an den langen Winterabenden in Euerm einsamen Bergkloster unterhalten. Falls ich wieder mal etwas Mitteilenswertes erlebe, hört Ihr von mir.
    Lebt wohl!

Nachwort des Herausgebers
    Dies war der letzte Brief des Diakons Lupus an seinen Vetter Volbertus. Es

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