Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman
Waffenknecht angenommen wird, scheint sich sein Schicksal zu wenden. Dann aber muss er sich an der Seite seines Herren dem Kreuzzug anschließen, der den heidnischen Wenden in Mecklenburg den wahren Glauben bringen soll – mit dem Schwert. Odo wird nicht nur Zeuge blutigen Schreckens und blinder Raserei, sondern auch des Widerstandes. Denn in den Wäldern lauert etwas auf die Eroberer: intelligent, schnell und tödlich. Odo ahnt nicht, dass sich hinter der unheimlichen Macht, die seine Gefährten Mann für Mann dezimiert, ein zu allem entschlossenes wendisches Mädchen verbirgt – und dass die Begegnung mit ihr sein Leben auf ungeahnte Weise verändern wird …
Eine kaum bekannte Episode der Geschichte. Zwei besondere Menschen, die einer Zeit des Schreckens trotzen müssen. Ein kraftvoller und fesselnder historischer Roman.
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Wolfgang Jaedke
Die Tränen der Vila
Historischer Roman
Mein Sohn,
da ich das Ende nahen fühle, das der Herr allem sterblichen Fleisch beschieden hat, will ich meine Seele im heiligen Sakrament der Beichte erleichtern. Keinem Priester vertraue ich mich an, denn ich bin überzeugt, dass Gott meine Sünden kennt. Auch glaube ich nicht, dass der Spruch eines Priesters meine Schuld tilgen könnte. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass kein Sterblicher, sei er Bauer, Freibürger, Bischof oder selbst Papst, die Wege des Herrn erkennen und voraussagen kann, wem vergeben oder nicht vergeben wird. Die Gnade Gottes ist sein Geheimnis, und er offenbart keinem Menschen, aus welchem Grund er den einen errettet und den anderen verwirft. Denn so spricht der Herr gemäß der Schrift: Soviel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
Dir, mein Sohn, gebührt diese Beichte, denn das dir geschehene Unrecht lastet schwer auf meiner Seele. Niemand sonst lebt auf meinem Landgut, der des Lesens mächtig wäre, und so darf ich sicher sein, dass allein du jene Geheimnisse erfahren wirst, von denen ich mich schreibend befreie. Tu mit diesem Manuskript, was immer du willst: Verbirg oder verbrenne es, nachdem du es gelesen hast, doch sorge vor allem dafür, dass es keinem Geistlichen in die Hände fällt.
Das Wichtigste will ich dir als Erstes offenbaren, auch wenn du es bereits, wie ich vermute, mit Staunen aus meiner Anrede entnommen hast: Ja, Vitus, du bist mein leiblicher Sohn. Nun wirst du fragen, warum ich dir dies nie zuvor offenbart habe, und ich muss dir antworten: Ich schwieg, weil Furcht mir die Lippen verschloss. Es war nicht so sehr die Furcht vor den Priestern, denen Vaterschaft ohne den Segen des Ehesakraments ein Greuel ist. Ich fürchtete mich – vor dir, mein Sohn.
Was wäre geschehen, wenn ich dir die Wahrheit schon früher eröffnet hätte? Hättest du mich nicht hassen müssen, weil ich dich deiner Heimat entriss und fortführte in dieses Land, dessen Glaube und Sitten dir fremd sind? Hättest du nicht annehmen müssen, der Sachse habe sich deiner Mutter kraft derselben rohen Gewalt bemächtigt, die das Land deiner Vorfahren heimsuchte, ihre Dörfer verwüstete, ihre Heiligtümer niederbrannte und ihre Kinder unter das Kreuz zwang? Ich gestehe es frei: Ich fürchtete deinen Zorn.
Nun aber ist die Zeit gekommen, da ich mich deinem Urteil aussetzen muss. Du magst mich einen Feigling schelten, weil ich das Nahen meines Todes abgewartet habe. Doch urteile nicht zu hart über mich: Auch die Größten und Tapfersten bekannten manches erst auf dem Sterbebett, und wer weiß, welche Geheimnisse selbst Bischöfe und Kardinäle ihren Beichtvätern in jener Stunde anvertrauen. Lies, mein Sohn, doch verdamme mich nicht, bevor du die letzten Seiten dieses Manuskripts erreicht hast und verstehst, welche Kräfte mich einst in meiner Jugend bewegten und auf welche Weise mein Schicksal in die Geschichte meiner Zeit verflochten wurde.
Wie ich aus meiner Heimat vertrieben wurde
Ich beginne mit meiner Erzählung im Jahr des Herrn 1138.
Es war der Morgen eines schönen Tages im September. Die Sonne schien, und ich, ein junger Bursche von elf Jahren, war früh aufgestanden, um mich um Haus und Hof zu kümmern. Unser Dorf, das zu den Besitzungen des Grafen von Blankenburg gehörte, war klein und hatte, soweit ich mich erinnern kann, nicht einmal einen Namen. Es umfasste neun Hufen, wie hierzulande die Hofstellen der Hörigen genannt
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