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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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Grafen von Vienne nannte, war nämlich doch ein Kaufmann aus Genf!“
    Dies bekräftigte er gleich mit einem Schluck aus seinem altertümlichen Trinkhorn, das er immer noch bei sich trug. Fulk war also auch derselbe geblieben – rechthaberisch, streitsüchtig, aber tapfer.
    An den Tagen bis zur Abreise waren wir von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang rastlos tätig. Wie früher sorgte Odo für Reitpferde, Zugtiere und einen Planwagen. Sein Impetus war leider im Pferdehimmel, und so schwatzte er dem Stallgrafen einen zweijährigen Grauschimmel ab, der seinem Vorgänger ähnlich sah und den er Impetus secundus nannte. Auch ich ritt wieder einen „Grisel“, und dieser war sogar ein direkter Nachkomme meines alten, ein ebenso anhängliches, wenngleich zuweilen recht eigensinniges Eselchen. Odo beschaffte auch die Ladung des Wagens: Zelte, Decken und Mundvorrat, damit wir unterwegs immer ein Obdach hatten und keinen Mangel litten. Denn wir mussten wieder mal quer durch das wilde Sachsen, das ja gerade erst erobert und dem Frankenreich einverleibt worden war. Es gibt dort nur sehr wenige Herbergen, und auf die Gastfreundschaft der örtlichen Machthaber wollten wir uns lieber nicht verlassen. Das lebensgefährliche Abenteuer mit Saxnots Gefolgschaft, von dem ich Euch seinerzeit berichtet habe, mein lieber Volbertus, steckte uns immer noch in den Knochen.
    Meine Aufgabe als Schriftkundiger war natürlich, uns mit dem geistigen Rüstzeug für unsere Reise zu versehen. Auch Pergament und Wachstafeln hatte ich zu besorgen, damit wir unterwegs alles festhalten konnten, was dem Herrn Kaiser und den mächtigen Männern am Hofe mitgeteilt werden muss. In aller Eile fertigte ich mehrere Abschriften der „Lex Salica“ an, unseres fränkischen Gesetzbuchs, sowie auch der neuen „Lex Saxonum“, einer noch unvollständigen Sammlung des sächsischen Volksrechts, die gerade erst fertiggestellt worden war und an der ich ein wenig mitwirken durfte. Es gehörte selbstverständlich zu unserem Auftrag, überall, wohin wir kamen, sei es auch nur auf der Durchreise, neue vom Kaiser erlassene Gesetze und Verordnungen bekanntzumachen und die Durchführung der alten zu überprüfen. Leider steht es noch immer sehr schlecht mit den Rechtsverhältnissen in den neuen Reichsteilen. Die sächsischen Grafen und Zentgrafen sind entweder unwissend oder unwillig. Manche kennen nicht einmal die Kapitulare, die Sachsen betreffen, obwohl die ersten schon vor 25 Jahren herauskamen. Wie denn auch? Lesen und schreiben zu lernen, fällt ihnen nicht ein, und nicht überall gibt es einen Geistlichen, der wenigstens so viel Latein kann, dass er ihnen den ungefähren Inhalt solcher Dokumente vorzutragen imstande ist. Vielerorts herrscht noch so krasse Rückständigkeit wie bei den alten Germanen!
    Rouhfaz half mir bei den Abschriften mit gewohnter kalligraphischer Sorgfalt und dem ebenso gewohnten rechthaberischen Genörgel über einzelne Formulierungen, womit er mich jedes Mal zu umständlichen Erklärungen nötigte. Einiges musste ich selbst vollenden, in meiner Krakelschrift bei Kerzenlicht, weil er mit seinen Haarspaltereien und seinen übertriebenen geschnörkelten Initialen zu viel Zeit verlor. Bei Sonnenuntergang musste er fort, zu verschiedenen Diensten bei der dicken Martinga, die er ebenso liebte wie fürchtete. Er wagte ihr nicht zu sagen, dass er mit uns auf Reisen gehen wollte, und ließ sie in dem Glauben, er arbeite nur bei mir seine Schulden ab. Irgendwie bekam sie es aber doch heraus, denn am Tag unserer Abreise war er nicht am Treffpunkt. Helko und Fulk schwärmten aus, und nach längerer Suche fanden sie ihn gefesselt und geknebelt in einem Stall unter Strohballen. Dort hatte ihn seine kraftstrotzende Geliebte vorübergehend untergebracht, darauf vertrauend, dass wir ohne den nicht Auffindbaren abreisen würden. Wir hatten es dann sehr eilig, und Rouhfaz musste sich auf dem Wagen verstecken, damit ihn Martinga nicht von weitem erspähte, wenn wir an den Viehweiden vorüberkamen. Wahrhaftig, diese Kuhmagd hätte es fertiggebracht, sich einer kaiserlichen Gesandtschaft in den Weg zu stellen!
    Kaum hatten wir Aachen verlassen, kam es dann aber doch zu einem ärgerlichen Zwischenfall, wenn auch aus einem anderen Grunde. Schuld daran war Odo, doch auch ich habe einen Anteil daran und muss mir vorwerfen, zu unbesonnen gehandelt zu haben.
    Bei freundlichem Frühlingswetter zogen wir auf der schmalen Straße dahin, als uns eine andere Gesellschaft

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