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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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entgegenkam. Vorn ritten vier schwerbewaffnete Leibwächter. Es folgten Träger mit einer buntbemalten Sänfte, dahinter Diener und Mägde zu Fuß.
    Odo kannte die Sänfte. Er selbst hatte oft den Trupp befehligt, der ihre Insassen bewachte.
    „Sie ist es!“, sagte er aufgeregt.
    „Du meinst …?“
    „Es ist Hiltrud! Sie ist gekommen, um sich von mir zu verabschieden!“
    Gleich plusterte er sich wie ein Gockel, und gebärdete er sich wie ein Feldherr, der in den Kampf zieht. Unter Kommandogeschnauze drängte er unseren Trupp in das Gestrüpp am Straßenrand, damit die Entgegenkommenden Platz hatten. Als die Sänfte heran war, sprang er vom Pferd und näherte sich ihr mit einer tiefen Verbeugung.
    Ein junges Mädchen, die Tochter des Kaisers, und eine ältliche Kammerfrau guckten heraus.
    „Ach, Ihr seid es, Odo!“, sagte Hiltrud, ein entzückendes rotwangiges Geschöpf, und lächelte huldreich. „Ist es wahr, dass Ihr uns verlassen wollt und zu den Wenden geht? Wie schade!“
    „Ich verlasse Euch mit blutendem Herzen, Prinzessin“, erwiderte Odo. „Euer edler Vater, unser ruhmreicher Herr und Kaiser, hat es so bestimmt. Aber ich werde mich dort beeilen, seinen Auftrag rasch ausführen und bald wieder bei Euch sein.“
    „Das hoffe ich. Seht Euch vor, damit Euch nichts zustößt. Es soll ja in diesem schrecklichen Land sehr gefährlich sein. Ich werde für Euch beten, und Gott wird Euch schützen. Oh …!“
    Ein schwarzes Hündchen, das auf Hiltruds Schoß gesessen hatte, sprang plötzlich aus der Sänfte und rannte davon, um Spatzen zu jagen. Diener liefen ihm nach, wollten es einfangen.
    Doch Odo war schneller. Mit ein paar langen Sätzen hatte er es erreicht. Er hob den wütend kläffenden Ausreißer auf und brachte ihn Fräulein Hiltrud zurück. Sie beugte sich vor, ergriff mit ihren zarten Fingern eine der Spitzen seines Schnurrbarts und drehte sie.
    „Der ist aber stachlig und hart!“, sagte sie lachend. „Dann also … lebt wohl und bleibt gesund!“
    Der Zug mit der Sänfte entfernte sich. Auch wir setzten uns erneut in Bewegung, in der entgegengesetzten Richtung. Odo und ich ritten an der Spitze, unser Trupp mit dem Wagen folgte in kurzem Abstand.
    Hoch aufgerichtet, die Brust stolzgeschwellt, saß Odo auf dem Rücken seines Impetus und blickte auf mich kleinen, rundlichen Eselsreiter herab.
    „Hast du gesehen, wie sie meinen Schnurrbart zwirbelte?“, fragte er. „Und wie sie mich dabei ansah? Mit welcher Inbrunst? Welcher Leidenschaft?“
    „Sie bedankte sich für einen Dienst, den du ihr geleistet hast“, bemerkte ich trocken.
    „Als ob sie es deshalb getan hätte! Sie wollte mir ein Zeichen geben! Sie ließ den Hund los, ich brachte ihn ihr zurück, und so konnten wir uns einen Augenblick nahe sein. Hast du gehört, was sie sagte? Sie bangt um mein Leben, sie will für mich beten!“
    „So etwas sagt man nun einmal zum Abschied. Wenn einer auf Reisen geht, weiß man doch nie, ob er heil zurückkommt.“
    „Sie verzehrt sich in Sorge und Ungeduld!“, beharrte er störrisch. „Das ist Liebe! Aber ihr frommen Kuttenträger versteht davon nichts. Ihr wisst weder Worte noch Zeichen zu deuten. Als sie sagte: ‚Der ist aber stachlig und hart!‘, da dachte sie an etwas ganz anderes. Das heißt nämlich übersetzt in die Sprache der Liebe: ‚Ich zittere vor Erregung, Geliebter, ein Wonneschauer läuft mir den Rücken herab!‘“
    „Aha, das ist mir freilich entgangen“, antwortete ich mit einem Seufzer. „Du solltest einen Index der lingua amatoria herausgeben.“
    „Nein!“, rief er. „Ich sollte etwas ganz anderes tun!“
    In seinen Augen blitzte es auf. Er warf den Kopf herum und maß mit einem wilden Blick die Entfernung zwischen uns und der Sänfte. Es mochten wohl schon an die 200 Schritte sein.
    „Ja“, wiederholte er, „etwas ganz anderes! Worauf warten? Ich entführe sie gleich! Auf der Stelle!“
    „Bist du wahnsinnig geworden?“, rief ich erschrocken.
    „Keineswegs! Wann bietet sich eine bessere Gelegenheit? Die vier von der Schutztruppe kennen mich, sie werden nichts argwöhnen, wenn ich herankomme. Ich hebe Hiltrud aus der Sänfte und reite mit ihr davon. Ehe sie sich von ihrem Schreck erholen, habe ich schon einen Vorsprung gewonnen. Und was sind ihre schlechten Gäule gegen meinen Impetus!“
    „Odo!“, flehte ich. „Mach dich nicht unglücklich! Der Herr Karl würde dir das niemals verzeihen!“
    „Ach was, verzeihen! Dem wird nichts übrigbleiben, als

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