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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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zu schieben. Das war’s auch schon, Mann. Gesehen hab ich nichts.«
    Ich drehte mich zu Kranak um. »Also hat McArdle Della.«
    »Ihren Namen wusste ich nicht«, sagte der Junge. »Aber, Mann, was hatte dieser McArdle Schiss. Der hat vor Angst gebibbert. Und den Radau hab ich auch gehört.«
    »Was für einen Radau?«, hakte ich nach.
    »Na, dieser Typ und die Tussi drinnen. Ham gestritten. Sich angeschrien. Sachen zerdeppert. Ich hab sie gehört. Waren wohl ziemlich besoffen.«
    Kranak packte den Jungen am Kragen seiner Lederjacke und zog. »Mir ist kalt. Also bewegen wir uns. Erzähl weiter, Junge.«
    »Das war’s.«
    »Das war’s nicht.« Ich war wütend, weil dieser Bursche uns zum Narren hielt.
    »Wenn meine Leute mich mit euch sehen … Das wär nicht so cool.«
    »Ich scheiß auf cool«, sagte Kranak.
    Wir überquerten das leere Grundstück. Der Junge hinkte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Hab mir den Knöchel verknackst. Ja, geht schon.«
    »Warum seid ihr, du und McArdle, nicht reingegangen, um ihr zu helfen?«, fragte ich.
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Hab ich Mr McArdle auch gesagt. Der meinte, alles, bloß das nicht. Und dass der Kerl da drin für Mr Harry Pisarro arbeitet, einen Typen von der Mafia. Dass er sich mit dem nicht anlegen will. Ich sag Ihnen, der hat mit den Zähnen geklappert.«
    Kranak runzelte die Stirn. »Und du hast das so hingenommen. Nicht die Cops gerufen. Nicht vielleicht selbst nachgesehen, was da los war?«
    Der Bursche versenkte die Hände in den Gesäßtaschen. »Also gut, ich hab gelinst. Durchs Fenster. Hab den Kerl gesehen, sah ganz normal aus. Alt.«
    »So alt wie ich?«, fragte Kranak.
    »Bisschen älter.«
    »Weiß, schwarz?«, insistierte Kranak. »Haare? Augen? Los, los.«
    »Weiß. So sandfarbenes Haar. Dünn. Fettig. Das Haar, meine ich. Seine Augen hab ich nicht gesehen, bis … Verstehen Sie, er hat mit den Armen vor dieser schwarzen Tussi rumgewedelt. Hab ihr Gesicht nicht gesehen. Und dann hat er mich entdeckt.« Verwirrt schüttelte er den Kopf.
    »Julius?«, sagte ich.
    »Ja, also. McArdle war längst weg, verstehen Sie. Und ich bin auch nicht stolz drauf, also erzählen Sie’s nicht weiter.«
    »Du hast Schiss bekommen, stimmt’s?«, fragte Kranak.
    »Ganz genau. Der Kerl hat zu mir hochgeschaut. Mich gesehen. Der hatte einen tödlichen Blick. Einen tödlichen Blick.«
    Eine Stunde später saß ich Kranak im Victorian Diner gegenüber, unserem üblichen Treffpunkt. Hier war alles hell und lärmerfüllt und normal. Gerade jetzt war mir nach »normal« zumute.
    »Wer ist dieser Kerl, Rob?«
    »Meinst du, ich weiß das?«, erwiderte er in seinem üblichen, herzlichen Tonfall.
    »Vielleicht.« Ich öffnete die Faust. Ich hatte einen von Dellas Ohrhängern gefunden; er hatte in einer Falte des blauen Satinfutters im Sarg gesteckt. »Immer noch kein Lebenszeichen von McArdle?«
    »Nein. Der hat sich vor Angst wohl wirklich in die Hosen gemacht, wie es so schön heißt.«
    Kranak war ein gewandter Lügner, und vielleicht log er auch jetzt. Er war Mitte vierzig, und sein hagerer Körper war mit den Jahren etwas fülliger geworden. Er hatte einen Haarschnitt wie ein Marine, und eine böse Narbe lief von seinem rechten Auge bis zum Mundwinkel. Er machte vielen Leuten Angst. Ich dagegen war vernarrt in ihn.
    Kranak pochte sanft gegen meine Stirn. »Hallo? Jemand zu Hause?«
    Ich lehnte mich zurück. »Ja. Ja. Bin ja da. Ich fasse es einfach nicht, dass du bei diesem Binny den Trick mit dem Puderzucker abgezogen hast.«
    Er grinste. »Ich schwöre dir, es klappt immer.« Er tastete hinter meinem Ohr und holte dasselbe weiße Tütchen hervor.
    »Du bist schrecklich.«
    »Ja. Tut mir leid um deine Freundin, Tally.« Kranak nippte an seinem Tee. »Aber sag mal, wie gefällt dir der Gedanke, es könnte dieser Roland Blessing gewesen sein?«
    »Roland Blessing? Wie kommst du denn auf den?«
    »Du weißt doch, dass er einer von Pisarros Schlägern ist.«
    »Ich fasse es nicht. Das hast du mir nie erzählt. Der Typ ist seit vier Wochen in meiner Gruppe.«
    »Blessing passt auch auf die Beschreibung des Jungen.«
    »Wie eine Million anderer Typen.«
    »Aber auf keinen, der Streit mit deiner Chesa hatte.«
    Kranaks kohlschwarze Augen verbargen noch mehr Geheimnisse. Irgendwie hatte er von dem Streit zwischen Blessing und Chesa erfahren. »Aber da war nichts weiter, Rob, das war nur in der Hitze des Gefechts.«
    »Ich vermute, du hast gesehen, dass er sie geschlagen

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