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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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Teakholz trat. Kranak gab einen Zahlencode auf dem Tastenfeld ein und öffnete dann die Kabinentür. Ich hielt mich am als Geländer dienenden Seil fest, als ich in die enge Kabine hinabstieg.
    Wärme und der Duft nach Schokolade umhüllten mich. Die Kabine war gemütlich, hatte eine niedrige Decke und mahagonigefasste Bullaugen aus Messing mit Vorhängen aus blau gemusterter Baumwolle.
    Er platzierte mich in der Essecke und kochte uns anschließend heiße Schokolade. Penny schnüffelte umher und legte sich dann auf meine Füße. Ein wohltuendes Gewicht.
    »Also, wie kommt’s, dass du mich sehen wolltest, Rob?«
    »Später. Jetzt erzähl erst mal.«
    Ich streckte die Beine auf der Bank aus. »Glaubst du an das Böse, Rob?«
    Schweigen, dann: »So sehe ich die Dinge nicht.«
    »Ich versuche, das auch zu vermeiden, aber manchmal fühle ich Dinge.«
    Er warf einen Blick über die Schulter. »Ich denke sie.«
    »Verdammt, Rob, du weißt doch, dass ich das auch tue. Aber das gestern Abend war so seltsam. Blessing fing an, von Laura Dern, kleinen Asiatinnen, Mädelchen und heißen Nummern zu faseln und …«
    »Kommst du mir jetzt wieder damit, dass alle Männer Schweine sind?«
    »Es war einfach auffällig, wie er die Frauen reduzierte, wie so viele Männer es machen. Sein Verhalten war total bizarr.«
    »Wow, das ist ja mal ’ne Neuigkeit, Tal.« Kranak stellte die Tassen mit der heißen Schokolade auf den Tisch. Er ließ sich auf den Sitz gegenüber gleiten.
    »Jetzt sei nicht so zynisch.« Ich rief mir Blessings Worte zum x-ten Mal ins Gedächtnis. Ich spürte den Druck der Pistole und wie sich das kalte Metall langsam erwärmte. Sah immer wieder Blessings Augen vor mir. Er war verzweifelt. Außer sich. Gehetzt. So verängstigt, dass er sich umgebracht hatte. Ich spürte das Blut …
    »Geh da nicht hin, hm?«, sagte Kranak bedächtig.
    »Ja. Aber hör dir das mal an. Gestern Abend war Blessing nacheinander erst hektisch, dann den Tränen nahe, dann paranoid, sexistisch und alles wieder von vorn. Ich wette, die Laborwerte zeigen, dass er auf pcp war oder etwas Ähnlichem. Eine hohe Dosis. Zu deiner Info: Selbstmord ist häufig bei einem akuten PCP-Rausch.«
    »Und wen tangiert das?«
    »Mich, du Idiot!«
    »Tz, tz, tz, du Sensibelchen.«
    »Blessing behauptete, er wäre endlich mutig geworden«, sagte ich. »Das war entscheidend. Er war jemand, der nicht handeln konnte.« Ich erzählte Kranak davon, was ich im Militärkrankenhaus erfahren hatte.
    »Wer fragt schon, warum er es getan hat? Mit oder ohne pcp , er hat nun mal diese Frauen umgebracht. Und jetzt ist er selber tot. Ende der Geschichte.«
    »Du hast nicht zugehört. Roland Blessing hat sie nicht umgebracht. Und falls doch, dann hat etwas Böses ihn verfolgt, das ihn dazu angestachelt hat.«
    »Etwas Böses? Jetzt komm schon, Tal. Das Böse geht auf zwei Beinen.«
    »Stimmt. Aber hast du nie so ein … Fehlen des Lichts erlebt? Hinter den Todesfällen dieser Frauen steht eine dunkle Absicht. Es ist ganz nah. Wie der Nebel, der nachts dein Boot einhüllt.«
    »Oje. Du hast zu viele Folgen von Buffy, im Bann der Dämonen gesehen.«
    Ich musste lachen. »Das hier ist viel unheimlicher als irgendeine Vampirserie. Was, wenn Pisarro sich an Blessing rangemacht hat? Vielleicht habe ich das Ganze bisher falsch verstanden. Vielleicht hat Pisarro Chesa getötet. Vielleicht hat er aus Profitgründen mit Augen gehandelt. Vielleicht waren McArdle und Blessing seine Marionetten.«
    »Und die Zahnfee steht vielleicht auf mich. Pisarro soll sein eigenes Kind erledigt haben?«
    »Pisarros Trauer um Angela war echt. Das ist undenkbar. Aber bedenk doch nur mal, wie er Dellas verschwundene Augen mit denen von Angela in Verbindung brachte. Und als Nächstes deutet er einen möglichen Organhandel an.«
    Kranak schüttelte den Kopf. »Also, das ist jetzt undenkbar.«
    Ich nippte an der heißen Schokolade. »Ich versuche nur, Blessings Worte zu entwirren. Ich glaube, er ist auf Reen gestoßen, als sie ihm folgte. Und ich glaube, wer auch immer Chesa getötet hat – ob nun Pisarro oder McArdle –, ist dabei auch mit Blessing zusammengetroffen. Und Blessing wurde zu seinem Sündenbock. Aber was ist mit McArdle? Er ist ein Betrüger. Und vielleicht noch mehr? Er hat auf jeden Fall mit diesen Morden zu tun.«
    Er strich sich über die Narbe. »Hat Blessing das gesagt?«
    »Nein.«
    »Hat er den Typen überhaupt erwähnt?«
    »Nein. Nie.«
    Als Kranak mich nach Hause brachte, fuhr er

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