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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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Jahren hielt ich nun solche Lehrgänge. Zur Routine wurden sie trotzdem nie.
    Ich lächelte, entspannte mich mit einigen tiefen Atemzügen, und dann legte ich los.
    Neunzig Minuten später beendete ich, was sich als höchst normale Unterrichtseinheit herausgestellt hatte. Als alle hinausmarschierten, umarmte ich meine Freunde. Kranak grinste mich an, formte die Worte »einhundert Dollar« und ging hinaus. Dieser Mann war ja so durchtrieben.
    Zehn nach neun. Ich saß am Pult und brachte die von den Beamten ausgefüllten Fragebögen rasch in alphabetische Reihenfolge.
    Wie bescheuert von mir, auch nur daran zu denken, den Lehrgang abzusagen. Ich liebte das Unterrichten und die Arbeit mit Cops und – ein Geräusch an der Tür. Ah, Kranak konnte nicht erwarten, seinen Gewinn einzustreichen. Als ich mich umdrehte, drückte etwas Kaltes und Hartes gegen meine Wange. Eine Pistole.
    Mist. Mein Blick glitt nach oben. »Wer zum …«
    »Hi, Tally.« Roland Blessing. Breites Tom-Cruise-Grinsen. Aus seinen Augen sprach Panik. Sein Blick glitt wie ein Ball beim Flippern durch den Raum, bevor er zu mir zurückkehrte. Er rang nach Luft.
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. »Roland. Nehmen Sie die Pistole runter. Bitte.«
    »Kann nich, kann nich, kann nich.«
    »Natürlich können Sie.« Mist. Er hatte was genommen. pcp vielleicht. Irgendein Aufputschmittel.
    »Alle verfolgen mich«, meinte er. »Und sie werden mich kriegen.«
    »Nicht, wenn Sie …«
    »Die Schlampen in Asien waren auch so. Lieb, lieb, und dann … wumm! «
    Galle stieg in mir hoch. »Roland. Setzen Sie sich doch. Reden Sie mit mir. Bitte.«
    »Keine Zeit! Keinezeitkeinezeitkeinezeit! Werde verfolgt. Diese scharfe kleine Asiatin. Genau wie die andere. Der bin ich auch entkommen.« Er kicherte.
    »Entkommen, Roland?«
    Er schüttelte den Kopf. Die Pistole an meiner Wange zitterte. »Bin ich nicht. Nicht wirklich.«
    »Wonach haben Sie in meiner Wohnung gesucht?«
    »Nicht ich.« Er schniefte. »Verstehen Sie nicht? Das Monster, dieses Monster. Noch mehr Spielchen, verstehen Sie? Ich bin so müde.«
    »Das verstehe ich. Wie kann ich Ihnen helfen?« Meistens nahm ich Penny zu den Lehrgängen mit. Aber nicht heute. Heute hatte ja gar kein Lehrgang stattfinden sollen. Ich schluckte.
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie aussehen wie Laura Dern? Gehört zu meinen Lieblingen. Blond. Groß und hübsch. Tolles Lächeln. Und der Arsch ist noch besser.«
    Ich kam mir vor wie in Twilight Zone. »Ihre Pistole tut mir weh, Roland.«
    »Tut mir leid.« Der Druck ließ nach. Dann schob er seinen Hintern auf das Pult und schlang einen Arm um meine Schultern. Er rieb sein stoppeliges Gesicht an meinem Ohr.
    Ich schauderte. Himmel. Ich presste die Lider zusammen, um mit dem fieberhaften Blinzeln aufzuhören.
    »Ich habe Angst, Tally.«
    »Wovor?«
    »Ich habe jemanden umgebracht.«
    »Sie sind kein Mörder, Roland.«
    »Bin ich doch. Die Vermieterin. Wie dumm. Ganz plötzlich hat sie dieses Ding bekommen. Ich wollte nie, dass sie draufgeht.«
    War ich an der Reihe mit Sprechen? »Das mit Dottie Brylske war ein Unfall.«
    »Aber sie ist gestorben!«
    »Aber nicht von Ihrer Hand. Und Sie haben auch Chesa und Arlo nicht umgebracht, stimmt’s?«
    Sein Arm glitt um meine Taille. »Aber jetzt kann ich. Oha. Sie werden schon sehen. Ich hab’s schließlich gefunden. In einer Flasche. Erinnern Sie sich an ›Time in a bottle‹? Wie wär’s mit ›Guts in a bottle – Eier in der Flasche‹?«
    »Was für ein Zeug haben Sie genommen, Roland?«
    »Das beste«, sagte er. »Ich fühl mich großartig. Und Moira. Ich schaff es, fast nicht an Moira zu denken.«
    »Wollen Sie das? Nicht an Moira denken müssen?«
    »Nein. Aber es ist schwer, sich jetzt noch daran zu erinnern.« Er stützte sein Kinn auf meinen Kopf. »Sie verstehen schon. Und ich bin froh.«
    Ich wollte aufstehen.
    Er drückte mich grob auf den Stuhl und schrie: »Sitzen bleiben.« Klick.
    Er hatte die Waffe entsichert. »Ich bin hier.« Meine Finger zitterten, als sie nach dem Überschlag der Tasche tasteten, darunter krabbelten und sich Stück für Stück zum Pfefferspray vorarbeiteten. Als ich aufsah, folgte sein Blick meiner Hand. Tränen strömten ihm übers Gesicht. »Verstehen Sie es denn nicht? Jetzt kann ich stark und mächtig und all das sein. Endlich. Shel hat mir das gegeben. Shel kennt denselben Schmerz, so nah und persönlich. Oh ja. Er ist auch Shels bester Freund.«
    »Shel?«
    »Klappe

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