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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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ihn nicht wirklich gut kannte. Wie jeder andere auch habe ich einen Teil von ihm zu Gesicht bekommen, aber nie das Ganze. Unser Kirchenvorstand sah in ihm eine gläubige Seele, die zwar selten zum Gottesdienst kam, aber immer viel spendete. Für einen von diesen Halbstarken war er ein Heiliger, weil er seine Katze gerettet hat. Dabei hat diese alte Bettlerin ihn gehasst, weil er sich immer geweigert hat, ihr auch nur einen Cent zu geben. Behauptet sie jedenfalls. Und die Drogenjunkies liebten ihn, weil er sie in seiner Leichenhalle rumlümmeln ließ.«
    »Roland Blessing, der Mann, der … vorletzte Nacht gestorben ist. Haben Sie den je mit McArdle gesehen?«
    »Nein.«
    »Was ist mit Della und Chesa? Sind Sie sicher, dass Sie die beiden nie lebend gesehen haben?«
    Er grinste, wobei er mit den Zähnen auf die Zigarre biss. »Tja, in diesem Punkt habe ich gelogen. Was ich danach bedauert habe. Diese Della sah schon gut aus. Da drüben haben eine ganze Menge Leute abgehangen, alle total breit. Sie war eine davon.« Er zuckte die Achseln. »McArdle hatte sich in sein Büro verkrümelt. Ich habe ihn mit zu mir genommen.«
    Ich senkte die Stimme. »Jemand hat Sie eines Abends in Begleitung von Della in der Stadt gesehen.«
    Sein Blick wanderte zu einem Porträt von Inez. Seine Sehnsucht war fühlbar. »Ich habe mit ihr geschlafen.«
    »War McArdle wütend?«
    »Das war ihm egal.«
    Wie er seine Hände faltete – er log. »Wo könnte McArdle sich verstecken?«
    Von oben war ein Krachen zu hören. Brown ging zur Tür. »Ich habe keine Ahnung, wo Mr McArdle ist.«
    Penny winselte. Ich war versucht, ihm zu folgen. War Inez hingefallen? In Panik ausgebrochen? Hatte sie irgendeinen Anfall?
    Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass Brown mit einem Lächeln zurück ins Zimmer geschneit kam und in der Hand eine Flasche hielt. »Portwein«, sagte er. »Exzellenter Jahrgang.«
    »Und Inez …«
    »Schläft natürlich.« Er reichte mir ein elegantes Glas, das mit der dunklen Flüssigkeit gefüllt war.
    Ich nippte. Hervorragend. »Was hielt Inez von McArdle?«
    Er wich meinem Blick aus.
    »Sie mochte ihn nicht, stimmt’s?«
    »Er hat ihr geholfen, als andere ihr aus dem Weg gingen. Verstehen Sie?«
    Was ich gesehen hatte, war eine Frau, die einen Schaden erlitten hatte, der weit über den Verlust ihrer Füße und der Stimme hinausging. »Hat sie professionelle Hilfe bekommen?«
    »Wir haben es versucht. Nichts.« Er sank in sich zusammen, und ich bekam eine Sekunde lang einen geschlagenen Mann zu sehen.
    »Das Feuer in der Leichenhalle. Sie müssen eine Menge verloren haben.«
    »Ich war versichert. Ich habe nur sehr wenig verloren.« Er setzte das Glas Port an die Lippen. »Da hat eher McArdle verloren.«
    »Wie ist Della Ihrer Meinung nach gestorben?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Absolut keine. Aber Drogen dürften eine Rolle gespielt haben. Sie stand einfach zu sehr auf Heroin.« Er fachte das Feuer wieder an. »Zeit zu gehen, Missy. Am besten, Sie kommen nicht wieder.«
    An der Haustür legte ich eine Hand auf seinen Arm. »Was irritiert Sie so daran, was er mit Dellas Körper getan hat, Jazz?«
    »Nichts, was ich mit Sicherheit sagen könnte.«
    »Dann raten Sie. Eine Vermutung.«
    »Warum sollte ich Ihnen das sagen?«
    »Weil ich frage. Weil es wichtig ist.«
    Sein Gesicht verzog sich vor Wut. »Es gab da so ein Gerede. Das ist schon alles.«
    »Verdammt, Jazz. Hören Sie auf, mit mir zu spielen, als wäre ich eins Ihrer Instrumente.«
    »Also gut!«, grollte er. »Manche Leute hier … Die stehen auf Voodoo. Reden über Augen. Leere Augen, so wie die von McArdle. Und verschwundene Augen, wie die von Della. Oh ja, ich wusste davon. Eine Menge Leute haben es mit der Angst zu tun bekommen. Wollten, dass ich McArdle vor die Tür setze.«
    »Was Sie aber nicht getan haben. Weil er Ihnen damit gedroht hat, Inez zu erzählen, dass Sie mit Della geschlafen haben?«
    »Falsch! Ich wollte nicht, weil … weil er auch mir Angst gemacht hat.« Er knallte die Tür zu.

23
    Ich ging Richtung Auto. McArdle war weit komplexer, als ich mir vorgestellt hatte. Dass ein Mann wie Jazz Brown Angst vor ihm haben konnte, war schockierend.
    Penny lief neben mir, und ich hoffte halb, auf Julius Binny oder die alte Frau in dem rosa Mantel zu treffen. Bei der Kälte begann meine Nase zu laufen.
    Ich war lange bei Brown gewesen. Das schwindende Licht passte gut zu meinen düsteren Gedanken über Inez und ihren Mann. Ich hörte Vedas Stimme,

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