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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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die an mir herumnörgelte, weil ich die Sorgen anderer Leute mit mir herumschleppte. Ich vermisste sie. Wir hatten nicht miteinander gesprochen, seit sie mich zu der Beurlaubung gezwungen hatte.
    Vielleicht wartete ja Jake zu Hause auf mich.
    Der eingesunkene Schutthaufen, der einst das McArdle Bestattungsunternehmen beherbergt hatte, zog mich magisch an. Penny und ich standen vor der ausgebrannten Ruine. Das klaffende Loch war von Absperrbändern umgeben. Nur die Rückwand des Gebäudes stand noch.
    Ich drückte mich gegen das Absperrband und lugte in das stinkende, mit Schutt gefüllte Loch. Ich konnte den Tisch zum Einbalsamieren und ein Waschbecken erkennen, aber sonst wenig.
    Wo bist du, McArdle? Was hast du getan? Wer bist du? Der Wind pfiff mir ins Gesicht, und ich wandte mich zum Gehen.
    Penny winselte. Plötzlich preschte sie unter dem Absperrband durch.
    »Penny!«
    Sie trabte zur Rückseite des Gebäudes.
    »Verdammt!« Ich folgte ihr, indem ich auf dem schmalen Rand um das Loch ging. Trotz ihres fehlenden Beins war Penny geschickter als ich. Sie sprang vor mir her und verschwand hinter der Rückwand.
    »Verdammt, Penny! Komm zurück!«
    Ich hörte sie jaulen, dann tauchte sie plötzlich wieder auf, führte ein Tänzchen auf und sprang dann wieder hinter die Wand. »Was zum Teufel soll das?«
    Ich drückte mich an die Mauer des Hauses zu meiner Linken. Zu meiner Rechten klaffte der schwarze Abgrund voller tödlich scharfer Holzbalken und Glassplitter.
    Ich kam um die Ecke, und da war sie. Sie umrundete ein kleines Stück eines alten Gemüsegartens. Sie drehte sich in einer schwindelerregenden Spirale um sich selbst und jaulte die ganze Zeit.
    »Penny, jetzt komm!«
    Sie sprang zu mir. Jaulte. Tänzelte. Und schoss dann zurück zu demselben Fleck Erde. Sie urinierte und begann dann zu graben, obwohl der Boden gefroren war und …
    Herrje. Penny – der Star unter den Spürhunden – war darauf abgerichtet, Menschen zu erschnüffeln. Tote Menschen.
    Della Charles.
    Ich rief Kranak vom Handy aus an und wartete dann, während die Dunkelheit in jede Ecke und jede Spalte kroch und mich umhüllte. Ich stampfte mit meinen sich immer tauber anfühlenden Füßen und versuchte, nicht an Leichen ohne Augen, den schwarzen Mann und Voodoo zu denken.
    Es war sinnlos, mit Penny zu reden. Sie verhielt sich, als wäre sie angewachsen.
    Aus der frischen Brise wurde ein Wind, der zwischen den Häusern heulte.
    Der Maschendrahtzaun hinter mir klapperte. Auf McArdles Schuttberg flatterte und raschelte es.
    Was war das? Ein Schatten? Da stand ein Mann, beobachtete mich, kam auf mich zu und … verschwunden. Nichts.
    Nur eine streunende Katze.
    Heulende Sirenen und quietschende Reifen drangen durch die Nacht, und Lichtkegel glitten über Gebäude, Autos und Leute, die vor einer Bushaltestelle standen. All das sah ich in dem skelettartigen Fenster in der Mauer, das mir einen Blick auf die Welt erlaubte.
    Mein Gehirn erwachte schlagartig aus dem Koma.
    Natürlich war das »Etwas« unter dem Garten nicht Della Charles. Es sei denn, jemand hatte verrottetes Gemüse auf dem gefrorenen Boden über ihrem Grab gepflanzt.
    Und trotzdem: Da war ein »Etwas«. Ein Etwas, das Kranak offensichtlich dazu veranlasst hatte, gleich mehrere Strafverfolgungsorgane und vielleicht noch die Reservisten der Army anzufordern.
    Der Fahrzeuglärm kam näher, und Hochleistungsscheinwerfer erleuchteten die Umgebung. Leute bellten Kommandos und jemand brüllte: »Geht’s Ihnen gut, Miss Whyte?«
    »Einfach großartig«, rief ich zurück. »Vorsicht auf dem Weg.«
    Stampfende Schritte, dann füllten uniformierte Cops, schwarz gekleidete Detectives und solche in Zivil das rechteckige Areal hinter dem Bestattungsunternehmen. Vor meinem Standort hielten sie abrupt an, und Kranak bahnte sich einen Weg durch die Menge.
    »Was sollen denn all die Leute hier?«, fragte ich mit klappernden Zähnen.
    »Du frierst«, sagte Kranak. »Komm. Gehen wir.«
    »Was läuft hier, Rob?«
    Ein Fotograf kniete nieder und nahm Penny aus verschiedenen Blickwinkeln auf. Ihm folgte eine große Frau in der schwarzen Uniform der Hundestaffel. Die Polizistin hatte einen Golden Retriever an der Leine, der sofort anfing zu winseln und zu graben, genau wie Penny.
    »Sar?«, fragte ich, als ich Lieutenant Sarah Benjamin von der Massachusetts State Police erkannte.
    »Hi, Tal«, sagte Benjamin. »Das schafft nur Penny, im Winter eine vergrabene Leiche zu finden.«
    Wie aufs Stichwort zog

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