Tödliche Ernte
Kranak Penny und mich von dort weg.
Wir drängten uns an Leuten vorbei, die Scheinwerfer aufstellten, noch mehr Absperrband abrollten und unverständliche Wörter in Walkie-Talkies bellten.
Ich kam mir vor, als wäre ich in ein schräges Filmset gestolpert.
Dutzende von Menschen und Reportern drängten sich auf der Straße und versuchten, näher heranzukommen. Wir kamen an Strabo vorbei, der mir auf die Schulter klopfte, und diverse Forensiker und Kriminaltechniker winkten uns zu.
Obwohl ich mich vorsichtig umsah, konnte ich weder Danny Brown noch Julius Binny entdecken. Dann fiel mein Blick auf eine zierliche Person, die eine Jacke mit den Buchstaben » fbi « trug. Reen.
Was machte die denn hier?
Als wir zurück im Büro waren, gab ich Kranak einen detaillierten Bericht darüber, wie ich in McArdles Gemüsegarten gelandet war. Währenddessen hörte ich nicht auf, darüber zu rätseln, warum so viel Personal an den Fundort abkommandiert worden war.
»Wie kommt es eigentlich, dass du meine Aussage aufnimmst, und nicht die Bostoner Polizei? Na?«
Er überhörte die Frage und nahm stattdessen einen weiteren aus der endlosen Reihe von Anrufen entgegen, die uns ständig unterbrachen.
Ich holte ein bisschen Getreideschrot aus meinem Büro und gab Penny zu fressen. Jemand brachte uns Sandwiches, und Kranak und ich aßen schweigend. Dann beendete ich meine Erzählung.
»Das dürfte reichen.« Kranak hielt das Aufzeichnungsgerät an. »Schaffst du es allein nach Hause?«
»Na klar.« Ich fuhr mir durch die Locken. »Warum erzählst du mir nichts?«
Er antwortete nicht.
»Entschuldige bitte, aber wie kann es sein, das es bei McArdle aussah wie nach dem Sturmangriff am D-Day?«
»Wie wäre es, wenn du es einfach gut sein lässt, Tal.«
Ich lächelte. »Nur zu gerne. Obwohl ich seit Wochen Nachforschungen zum Tod von Chesa und Arlo anstelle, Blessings Pistole im Gesicht hatte und Mrs Cheadle auf der Intensivstation besuchen musste, wäre ich nur zu froh, die Sache in deine kompetenten Hände zu legen.«
»Endlich wirst du vernünftig.«
»Bist du bescheuert? Es gut sein lassen? Ich hab extra beim mgap aufgehört!«
»Himmel. Ich hol uns ’nen Kaffee. Mit Bourbon.«
Wenige Minuten später kam er mit einer Flasche Old Grandad zurück. »Den Kaffee hab ich weggelassen.«
Es war also schlimmer, als ich befürchtet hatte.
Kranak nahm einen Schluck Bourbon, dann noch einen.
»Man hat eine Leiche gefunden. Noch nicht identifiziert. Nackt. Mumifiziert, Herrgott noch mal. Weiblich.«
Eine Leiche. Eine einst lebendige Person, die da wer weiß wie lang lag. Eine Familie, die nicht die Möglichkeit hatte, um ihre Tote zu trauern, und das schon seit was? Monaten? Jahren? Frischer Kummer, wenn der Leichnam identifiziert sein würde. Ich kippte noch einen Old Grandad.
»Lass das«, sagte Kranak. »Du kannst nicht alles Leid auf dich nehmen.«
»Ich … Du weißt doch, dass ich manchmal Trübsal blase. Erzähl weiter.«
»Fogarty hat die Obduktion gemacht. Seiner Schätzung nach ist sie etwa ein Jahr tot, vielleicht auch mehr. Irgendwo zwischen fünfundzwanzig und dreißig. Braune Haare. Keine Beine. Abgesägt, vermutlich, damit sie in die Kiste passte.«
»Himmel. Ich habe dir doch von Elizabeth Flynn erzählt. Sie war …«
»Ich weiß. So wie ich das sehe, fängt McArdle an, unsere Mumie zu zerstückeln. Aber dann kommt etwas dazwischen. Er wird bei der Arbeit gestört, ist gelangweilt, was auch immer, und dann muss er sie schnell loswerden. Also steckt er sie in die Kiste.«
»Was für eine Kiste?«
»Eine alte Lattenkiste. Penny hat eine verdammt gute Nase. Die Hundeführer haben drei Hunde mitgebracht. Aber nur der Golden Retriever von Benjamin hat etwas gerochen. Vielleicht gelingt es uns, die Sägespuren unserer Mumie mit denen an dieser Flynn zu vergleichen.«
»Immerhin etwas. Und die Augen der Frau?«
»Verschwunden. Fogarty meint, es war vielleicht eine Operation. Schwierig, so lange nach dem Tod einhundert Prozent sicher zu sein.«
»Und ihr habt keine Ahnung, wer sie ist.«
»Nein. Wir gehen wie üblich die offenen Fälle durch, wenn jemand verschwunden ist und so was.«
»Sonst noch was?«
»Fogarty ist noch dran, aber die meisten Infos über diesen Fall werden wohl aus dem Labor kommen.«
»Todesursache?«
»Nicht eindeutig feststellbar.« Er kratzte sich an der Schläfe. »Meine erste Mumie. Hat mir nicht besonders gefallen. Da stehen mir die Haare zu Berge, selbst nach alldem, was ich
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