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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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Kerl, Gert. Besser als die meisten anderen Menschen. Besser als die Cops.«
    »Ich wette, dass er in seiner Kindheit auch nicht viel Zuneigung bekommen hat«, sagte Gert.
    Ich drückte sie. »Danke für deine Hilfe.«
    »Donna und Mary werden sich auch nützlich machen wollen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sicher …«
    »Ich meine ja nicht, dass wir uns gleich eine Magnum umschnallen wollen.«
    »Nein, das stimmt.« Ich schlüpfte in meinen Mantel. Penny war sofort an meiner Seite. »Ich fahre dann mal zu Chief Flynn und Harry Pisarro. Ich hoffe, dass die Umgebung von Elizabeth und Angela Hinweise darauf enthält, wie all das zusammenhängt.«
    Trotz des Schnees zuckelte mein Wagen vorwärts, als ich mich auf der Route 2 nach Westen hielt. Ich traf Chief Flynn und mochte diesen bärtigen, barschen Offizier der Handelsmarine sofort. Schon komisch, wie sehr er mich an meinen Vater erinnerte.
    Während der Chief mich in seinem asiatisch eingerichteten Haus herumführte, tollte sein Golden Retriever Zipper mit Penny herum. Bei einem Sandwich und einer Tasse Tee erfuhr ich, dass Sven Gunderson den Chief angerufen hatte, nachdem wir aufgelegt hatten. Er hatte Chief Flynn mit der Neuigkeit über die Maskerade erschüttert. Dabei hatte der Chief es gut verkraftet, wenn man ihn so betrachtete.
    Er ließ mich allein, um Elizabeths Zimmer zu durchsuchen. Es war minimalistisch und heiter, wies einen Steingarten, einen Bonsai und eine kleine Gebetsecke mit Kerzen auf.
    Ich fand keine Hinweise, die sie mit den anderen Opfern in Verbindung brachten. Im Wohnzimmer des Chiefs blätterten wir in den über die Jahre entstandenen Fotoalben. Sie zeigten Elizabeth als Säugling, Kleinkind, als Schülerin und Leichtathletin, als junge Erwachsene, die einen Bodybuilder-Wettbewerb gewonnen hatte, und als ausgebildete Ernährungswissenschaftlerin, die Vorträge über Frauengesundheit hielt.
    Ein ganzes Leben, einfach fort. Sie hatte strahlend gelächelt, als sie den College-Abschluss geschafft hatte. Als läge ihr die Welt zu Füßen. Sie achtete wirklich sehr auf ihren Körper, doch sie war auch geradlinig, wie das Zimmer, in dem sie geschlafen hatte. Jemand, der nicht viel Aufhebens machte.
    Auf vielen der Fotos sah sie voller Stolz zu ihrem Vater auf.
    Herrje, wie ich mich nach meinem sehnte.
    Ich überflog mehrere Artikel, die sie verfasst hatte, ein Kurzporträt von ihr, das in der Zeitschrift Shape erschienen war, und das Manuskript über Ernährung, an dem sie gearbeitet hatte. Ich suchte nach einem Tagebuch, fand aber nichts. Ich vertiefte mich, in der Hoffnung, einen Hinweis auf den Mörder oder eine der anderen Frauen zu finden, in die große Kiste am Fußende des Bettes. Nichts darin sah vielversprechend aus.
    Ich fand keinen Hinweis auf den neuen Freund, den ihr ehemaliger Freund erwähnt hatte. In der Hoffnung auf den einen oder anderen Fingerzeig nahm ich ihr Manuskript mit. Aber ich hatte auch da kein gutes Gefühl.
    Als ich gehen wollte, zeigte der Chief mir eine Urne auf dem Kaminsims. »Elizabeths Asche.«
    »Oh«, war alles, was ich hervorbrachte. Ich hegte den Verdacht, dass es sich bei der Asche dort nicht um die seiner Tochter handelte, sondern um die aus irgendeinem Kamin. Ich brachte es nicht übers Herz, es ihm zu sagen.
    Nachdem ich mehrmals falsch abgebogen war, fuhr ich schließlich doch die frisch geräumte, birkenbestandene Auffahrt zu Harry Pisarros Heim in Carlisle hinauf. Am Ende der Auffahrt lag Harrys Haus – es war geschwungen und modern und erinnerte an einen Schiffsbug.
    Ein großer, zweistöckiger Flügel schwebte über dem schneebedeckten Rasen. Die hohen Fenster reflektierten das trübe Nachmittagslicht. Kilometerlange Zäune umgaben das Grundstück.
    Ich ließ Penny im Wagen zurück und ging über den mit Steinplatten belegten Weg hinauf zur kassettierten Haustür. Bevor ich noch klingeln konnte, schwang eine der Flügeltüren auf. Ich hatte mit einem seiner Lakaien gerechnet und war überrascht, dass Pisarro persönlich vor mir stand.
    »Kommen Sie, Madame Tally.« Er küsste mich auf beide Wangen.
    Brrr. Ich stampfte mir den Schnee von den Schuhen, bevor ich in das zweistöckige Foyer von der Größe eines kleinen Hauses trat. Gemälde hingen an den frei stehenden Wänden, und auf Podesten standen Skulpturen. Eine Couch blickte auf einen großen, verglasten Pool. Ich fragte mich, wer hier schwamm und wer zuschaute. Zu meiner Rechten wand sich eine Treppe hinter einer geschwungenen

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