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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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Wand nach oben.
    »Beeindruckend«, sagte ich.
    »Nicht wahr?« Pisarro führte mich zu einer offenen Küche. »Kaffee? Wein? Sodawasser?«
    »Nichts«, sagte ich. »Danke.«
    Pisarro nickte und verschränkte dann die Hände im Rücken. »Ich fürchte, meine entzückende Frau wird sich nicht zu uns gesellen. Kommen Sie.«
    Er führte mich zu einer offenen Treppe, die einem Wohnraum mit kirchenartiger Decke gegenüberlag. Wir kamen an weiteren Kunstwerken vorbei, als wir hinauf und dann durch einen schmalen Flur gingen.
    Pisarro war ungewöhnlich still, genau wie in den Tagen, als ich ihm nach Angelas Beerdigung beigestanden hatte. Er machte die Tür am Ende des Flurs auf, wandte ihr aber den Rücken zu und sah stattdessen mich an.
    »Ich kann nicht hineingehen. Ich bin sicher, Sie verstehen das.«
    Als ich Angela Pisarros Zimmer betrat, schloss ihr Vater die Tür hinter mir.
    Der Raum war rosarot und ausgesprochen mädchenhaft. Spitze rüschte sich um den Rand der rosa Bettdecke, verzierte die Kissen und bauschte die Kleider der Puppen auf, die darauf saßen. Gerahmte Pferdebilder und Schleifen von Turnieren hingen an den Wänden. Angela war von zu Hause weg und aufs College gegangen. Wo waren ihre Sachen aus dem Wohnheim? Die Poster? Die Spuren der erwachsenen Angela?
    Ich zog Schubladen auf, lugte unters Bett und durchsuchte die Wandschränke. Alles war angefüllt mit Sachen aus Angelas Kindheit und ihren frühen Teenager-Jahren.
    Als ich die Tür hinter mir zuzog, hatte ich etwas über das Kind erfahren, aber nichts über die junge Frau, die getötet worden war.
    Ich traf Pisarro mit einem Drink in der Hand neben der Küchenzeile an. Seine Augen waren rot und glänzten. Sein Blick folgte mir, doch er schwieg.
    »Angelas Sachen vom College?«, fragte ich.
    Er deutete aus dem Fenster auf das Zimmer über der Garage.
    »Darf ich einen Blick darauf werfen?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Das ist ganz schön schlimm für Sie, oder?«, sagte ich.
    Er schnitt eine Grimasse, und seine Lippen entblößten die überkronten Zähne. »Sie wissen, was ich bin, Madame Tally. Ein Gangster. Ein Verbrecher. Ein Mafioso. Als sie mitbekam, was ich tat, hat sie mich verabscheut. Und ich habe nie im Leben jemanden mehr geliebt.«
    »Das tut mir leid.«
    Er nahm mein Gesicht in die Hände und küsste mich.
    Ich zog seine Hände fort. »Nicht.«
    Seine grauen Augen lächelten. Er schlang die Arme um mich und zog mich fest an sich, sodass ich seine Erektion spürte. Er rieb sich mit den Hüften an mir.
    Wenn ich ausrastete, würde er mich womöglich vergewaltigen. »Hören Sie auf, Harry. Sofort.«
    Er presste seine Lippen auf meine. Seine Zunge war heiß und feucht und forschend. Ich befreite meine Hände und stieß ihn heftig gegen die Brust.
    Ich sprang zurück – er hatte mich freigegeben – und stand dann keuchend, mit gekrümmtem Rücken und geballten Fäusten da und zitterte. Und er sah meine Angst. In seinen Augen blitzte es auf.
    »Sind Sie sicher, dass ich aufhören soll?«, fragte er mit grässlich normaler Stimme. Er streckte eine Hand aus und begann, meine Brust zu kneten. »Nett.«
    Ich schlug seinen Arm weg. »Hören Sie sofort auf.« Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen, obwohl ich nichts lieber getan hätte, als die Beine in die Hand zu nehmen.
    Aber wenn ich das tat, würde ihm das nur noch mehr Genuss bereiten.
    Ich verschränkte meine zitternden Hände vor mir. »Angelas Sachen sind gar nicht über der Garage, stimmt’s?«
    Sein wölfisches Grinsen zeigte, wie sehr er das Treffen genoss. »Ich habe sie verbrannt. Aber der Raum ist wirklich schön. Ein tropischer Garten, ein großes Bett, gekühlter Champagner.«
    »Dann gehe ich jetzt.« Ich umrundete das Schwimmbecken und durchquerte das Foyer. Mein Rücken kribbelte die ganze Zeit.
    Eine Hand legte sich auf meine Schulter; sie war leicht wie ein Schmetterling. Ich drehte mich nicht um, spürte aber seinen Atem an meiner Wange. »Sie haben da etwas wirklich Besonderes verpasst, Madame Tally.«
    »Hier geht es doch nicht um Sex, Harry. Sondern um den tiefen Verlust, den Sie empfinden. Es ist widerlich, was Sie da mit mir machen, und Sie wissen das.«
    Die Hand glitt herunter, und ich ging hinaus, ohne mich noch einmal umzusehen.
    Mit angezogenen Beinen saß ich auf dem Sofa in meinem Büro. Pennys Kopf ruhte auf meinen Füßen. Ich rief Jake im Atelier an, was ich sehr selten tat.
    »Ja?«, fragte er mit der zerstreuten Stimme, die er immer beim Arbeiten

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