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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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Früchte. Eines Morgens um 7.30 Uhr rief ihn ein gewisser Mehmet Ozalici an. Er war ein Gelegenheitsdealer und schuldete Jeff außerdem einen Gefallen, denn der Sergeant hatte ihn vor einigen Jahren bei einer groß angelegten Verhaftung im Zusammenhang mit einem Raubüberfall laufen lassen. Mehmet hatte ihm einiges zu erzählen. Dazu wollten sie sich eine Stunde später im Jefferson Park treffen.
    Spitzel spielen bei polizeilichen Untersuchungen eine erhebliche Rolle, da im Milieu eigentlich so gut wie jeder über alles bestens informiert ist. Denn der Ruf eines Ganoven bestimmt indirekt, aber sehr konkret seine Stellung in der Hierarchie der Unterwelt. Daher ist es wichtig, seine Heldentaten zu verbreiten.
    Seit einigen Tagen machte das Gerücht die Runde, dass ein in Queens recht bekannter Profikiller das perfekte Verbrechen begangen haben sollte. Mit Hilfe eines Komplizen hatte er angeblich eine junge Frau umgebracht. Es hieß, er habe sich dabei der Vorgehensweise eines bestimmten Sexualstraftäters bedient und sogar dessen Messer verwendet. Ozalici nannte ihm zwei Namen, eine Adresse und verlangte sein Honorar.
    Jeff verbarg seine innere Erregung. Der Spitzel würde seinen Lohn erst dann erhalten, wenn er die Information überprüft hatte. Mürrisch verabschiedete sich Ozalici von Jeff. Doch er wusste, er würde sein Geld bekommen.
    Der mutmaßliche Mörder hieß Ed Lombardi, sein Kom-plize James Fletcher. Jeff beschloss, sich zunächst Letzteren vorzuknöpfen. Da er nur der Helfershelfer war, würde er sich wohl zu einer Aussage vor Gericht bereit erklären, wenn man ihm eine Reduzierung des Strafmaßes in Aussicht stellte.
    Am Nachmittag nahm Jeff Kontakt zu Fletcher auf. Er passte ihn am Ausgang einer Bar in der 112th Street West ab und setzte sich ungebeten in seinen Wagen. Ein fetter Kerl, der einen mit der kaum verhohlenen Aggressivität eines geprügelten Hundes von unten her ansah.
    »Sagt dir der Name Lucie Milton was?«
    Der Angesprochene schluckte.
    »Lucie wie, Sergeant?«
    »Oder etwa Simon Brooks?«
    »Kenne ich auch nicht.«
    Er konnte seine Nervosität kaum noch verbergen. Der Typ war keine harte Nuss.
    »Du steckst bis zum Hals in der Scheiße. Brooks hat dich identifiziert.«
    »Unmöglich!«
    »Warum?«
    »Ich …«
    »Weil du dich bei dem Überfall auf ihn mit einem Schal maskiert hast?«
    »Sie haben nichts gegen mich in der Hand.«
    »Ich hab doch gar nichts gegen dich. Im Gegenteil, ich kann dir das Leben retten.«
    »Wie, mein Leben?«
    »Kennst du Ed Lombardi?«
    »Vom Namen her …«
    »Was würde der wohl sagen, wenn er erfährt, dass du ihn in der Sache Lucie Milton verpfiffen hast?«
    »Das würde ich nie tun.«
    »Klar doch, das ist nicht deine Art. Aber man ist nie vor tragischen Missverständnissen gefeit … Angenommen, ich nehme dich in Polizeigewahrsam. In der Zwischenzeit erzähle ich überall rum, dass du Ed wegen Mordes verpfiffen hast … Und dann setze ich dich wieder auf freien Fuß.«
    Fletcher wurde bleich. Er wusste, dass kein Polizist, der etwas auf sich hielt, zu solchen Mitteln greifen würde. Doch er kannte Sergeant Mulligans Ruf.
    »Was wollen Sie?«
    »Du lieferst mir Lombardi, und ich bringe dich in das Zeugenschutzprogramm. Bis zum Prozess bist du in Sicherheit.«
    »Und danach?«
    »Lombardi wandert sicher für zwanzig Jahre hinter Gitter.«
    »Er hat Freunde.«
    »Sie werden dich nicht am anderen Ende des Landes suchen. Egal, was passiert, hier bist du geliefert.«
    Der Ganove vergrub den Kopf in den Händen und schien intensiv nachzudenken. Jeff beobachtete ihn schweigend. Er wusste, der andere würde klein beigeben.
    Fletcher richtete sich auf, massierte sich die Schläfen und Augenbrauen. Dann holte er tief Luft, um zu antworten.
    Doch dazu blieb ihm keine Zeit mehr.
    Jemand trat aus dem Schatten hervor, und im nächsten Moment zerbarst das Seitenfenster in einem Kugelhagel. Mit zerschossenem Schädel sackte Fletcher zu Mulligan hinüber. Eine weitere Detonation war zu hören, und nun zersplitterte die Scheibe auf Jeffs Seite. Dieses Mal galten die Schüsse ihm, doch instinktiv hatte er sich rechtzeitig geduckt. Der Schütze machte sich aus dem Staub. Jeff richtete sich auf. Die Zeit, die er brauchte, um den schweren, stark blutenden Körper beiseitezuschieben, kostete ihn wertvolle Sekunden.
    Als er es endlich geschafft hatte, aus dem Wagen zu kriechen, registrierte er gerade noch die Gestalt eines Mannes, der hinter einer Kreuzung verschwand. Er

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