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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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warten lassen. Er hat seine festen Gewohnheiten.
    Genau um 3.45 Uhr läuft ein Schauder durch Jeffs Körper. Einen Augenblick später knarrt die schwere Tür des Gebäudes. Mulligan hat seine Beute bereits gewittert, bevor er sie überhaupt hören konnte. Sanchez kommt heraus und geht in seine Richtung. Er trägt einen langen schwarzen Mantel, darunter eine rote Krawatte.
    Als er an Jeff vorbeikommt, löst sich dieser mit einer geschmeidigen Bewegung aus seinem Versteck und drückt ihm seine Ruger Security Six gegen die Stirn.
    »Gehen wir zu dir.«
    Der andere prallt erschrocken zurück, fasst sich aber sofort wieder. Sein Blick ist wachsam, angestrengt denkt er nach. Wer ist der Angreifer? Was genau will er?
    Jeff, selbst überrascht von seinem Verhalten, lässt den imposanten Revolver auf die Nase des Opfers heruntersausen. Blut quillt hervor. Sanchez schwankt und geht in die Knie. Jeff zieht ihn am Kragen hoch und presst ihm die Waffe ins Genick.
    »Los, gehen wir zu dir!«
    Halb blind von dem Blut in seinem Gesicht gehorcht der andere. Taumelnd öffnet er die Tür des Hauses, geht in den offenen Fahrstuhl, sucht tastend den Knopf für das fünfte Stockwerk. Oben im Gang muss Jeff ihn stützen, da er sich kaum auf den Beinen halten kann. Nur mit Mühe gelingt es seiner zitternden Hand, den Schlüssel in das Schloss seiner Wohnungstür zu schieben. Als diese endlich offen ist, stößt Jeff den Mann mit voller Wucht hinein, sodass er auf dem dicken blauen Teppich in seinem Wohnzimmer zusammenbricht. Mulligan drückt den Revolver an seine Schläfe und flüstert ihm ins Ohr:
    »Ich hasse den Job, mit dem du dein Geld verdienst. Also wirst du es mir jetzt geben. Wo hast du’s versteckt?«
    Panisch schüttelt der andere den Kopf. Jeff verpasst ihm eine kräftige Ohrfeige, packt ihn an den Ohren und fixiert ihn.
    »Schau mich gefälligst an!«
    Entsetzen zeichnet sich auf dem Gesicht des Ganoven ab. Jeff kennt nur zu gut die Wirkung, die sein Blick auf andere hat, während er selbst in solch spannungsgeladenen Momenten eine große innere Ruhe verspürt. Er drückt den Lauf seiner Waffe auf das rechte Knie des Mannes.
    »Ich zähle bis drei, und dann humpelst du für den Rest deines Lebens. Eins …«
    »Warten Sie!«
    »Also, wo ist das Geld?«
    Der andere deutet auf eine Kassette in einem Regal. Jeff steht auf und nimmt sie sich.
    »Du versteckst deine Kröten ja nicht mal …«
    Er schüttet den Inhalt auf den Boden. Schätzungsweise um die zwanzigtausend Dollar. Ohne nachzuzählen, stopft Jeff die ganzen Scheine in einen Beutel, packt seine Ruger am Lauf und zieht seinem Opfer den Kolben über den Schädel.
    »Dein Geld stinkt, ich werde es reinwaschen. Es wird einem sehr guten Zweck dienen.«
    Leise schließt er die Tür hinter sich und verschwindet.
    Für drei Nächte tauchte Jeff vollkommen in die Unterwelt ein. Wenn er in einer dieser Nuttenbars aufkreuzte, die Ganoven jeden Kalibers gerne frequentieren, genügte meist ein diskretes Zeichen, damit sein gewünschter Gesprächspartner sich in einer Ecke des Lokals mit ihm traf. Mulligan kreuzte zu jeder Tages- und Nachzeit bei seinen potenziellen Informanten auf oder sprach sie auf der Straße an, wobei er ihnen keine Wahl ließ, ob sie mitkommen wollten oder nicht. Sehr rasch mobilisierten seine persönlichen Nachforschungen viele Leute im Milieu. Es war allgemein bekannt, dass Jeff gut zahlte. Außerdem wussten alle, dass es ratsam war, sich nicht mit ihm anzulegen. Viele hatten es am eigenen Leib erlebt: Niemand sonst konnte einem das Leben derart zur Hölle machen wie Jeff Mulligan. Unter diesem Druck hatten einige sogar Manhattan den Rücken gekehrt. Zweimal hatten seine Opfer aufgemuckt und versucht, ihn aus dem Weg zu räumen. Doch das war die Ausnahme von der Regel. Für alle Gangster galt nach wie vor das ungeschriebene Gesetz, niemals einen New Yorker Cop umzubringen, denn sonst hatte man bis zur Aufklärung des Falls das gesamte NYPD am Hals. Selbst die Mafia hielt sich an diese goldene Regel (die einzige Ausnahme waren Schießereien, bei denen der Tod eines Menschen als Zufall angesehen werden konnte). Jeder aus ihren Reihen, der gegen diese Regel verstieß, konnte nur hoffen, von der Polizei geschnappt zu werden, ehe seine Kumpane ihn aufspürten. Wie auch immer, das Schicksal von Jeffs Gegnern war derart abschreckend, dass er seit mehreren Jahren nicht mehr bedroht worden war.
    Die Mobilisierung aller Kräfte der Unterwelt trug schon bald erste

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