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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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merkwürdig.
    Er zog sich eine Badehose, Shorts und ein T-Shirt an. Alle Kleidungsstücke waren grau und gehörten zu den Sachen, die er gleich bei seiner Ankunft gestellt bekommen hatte. Er hatte nackt geschlafen. Das Zimmer war nicht klimatisiert. Doch die Hitze in dieser sonderbaren Oase inmitten der Wüste war auszuhalten, wozu mit Sicherheit die üppige Vegetation beitrug, die sorgfältig gepflegt und ständig bewässert wurde. Gewiss hatte man mehrere Brunnen gegraben, und Raúl wollte sich lieber nicht vorstellen, bis in welche Tiefen man dafür vordringen musste … Nun, wer auch immer dieses mysteriöse Camp hatte errichten lassen, schien offenbar über unbegrenzte Mittel zu verfügen.
    Aber welchem Zweck diente es?
    Sein Zimmer war nicht abgeschlossen, er musste nur die Tür öffnen, um hinauszukommen. Über einen Außenflur mit mehreren Türen, die wie seine aussahen, gelangte er zur Treppe und stieg die drei Stockwerke des kleinen Gebäudes hinab, in dem alle Bewohner des Camps untergebracht waren.
    Es war 8.00 Uhr morgens, und der Speisesaal war noch relativ leer. Man konnte den Eindruck gewinnen, die Gefangenen hätten inzwischen vergessen, wie sie hierhergekommen waren. Sie schienen sich tatsächlich in einem Cluburlaub zu wähnen und gewöhnten sich allmählich an die Essenszeiten und die anderen Gepflogenheiten. Auf dem Weg zum Buffet grüßte Raúl einen Mann, der ein Croissant verzehrte und dabei las. Bisher hatte er sich noch mit niemandem unterhalten. Allerdings hatte er den Eindruck, dass die Leute generell wenig miteinander sprachen. Sie schwammen im Pool, dösten auf Liegestühlen in der Sonne und lasen Bücher aus der Bibliothek, in der es offensichtlich nur leichte Unterhaltungslektüre gab … Kein Fernsehen, kein Telefon, keinerlei Verbindung zur Außenwelt. In den wenigen Gesprächsfetzen, die er aufgeschnappt hatte, ging es darum, ob man eine angenehme Nachtruhe gehabt hatte und ob einem das Essen schmeckte.
    Jetzt wurde es Zeit, mehr in Erfahrung zu bringen.
    Nachdem er sein Tablett mit Kaffee, Konfitüre und zwei Brötchen beladen hatte, steuerte Raúl entschlossen den Tisch des Croissant-Essers an und bat ihn, sich setzen zu dürfen. Der etwa vierzigjährige Mann wirkte sehr erschöpft und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Gleichgültig willigte er ein und vertiefte sich wieder in sein Buch. Raúl verzehrte sein Frühstück und gab sich einen Ruck.
    »Sind Sie schon lange hier?«, begann er das Gespräch.
    Der Angesprochene zog eine Augenbraue hoch und sah ihn argwöhnisch an.
    »Sie offensichtlich nicht …«
    In seiner Verblüffung wusste Raúl nicht sofort, was er darauf erwidern konnte. Da bemerkte er einen roten Fleck auf der Haut seines Gegenübers, der unter dem T-Shirt auf der rechten Brustseite bis zum Kehlkopf verlief. Es sah aus, als sei die obere Hautschicht verbrannt oder bestrahlt worden.
    »Sie sind erst seit Kurzem hier, oder?«
    »Ja«, sagte Raúl. »Tut mir leid, ich wollte nicht aufdringlich sein.«
    Sein Gegenüber entspannte sich ein wenig. Dann beugte er sich zu Raúl hinüber und raunte:
    »Wir dürfen nur über Belangloses reden. Verstehen Sie?«
    »Nicht so richtig«, erwiderte Raúl genauso leise. »Was ist Ihnen denn passiert?«, fragte er und deutete dabei auf die rote Hautverfärbung seines Gesprächspartners.
    »Wussten Sie schon, dass um fünf ein Volleyballmatch angeboten wird?«, fuhr der Mann nun lauter fort, doch in seiner Stimme schwang Furcht mit.
    Er fixierte einen Punkt hinter Raúl, der sich sogleich umdrehte. Ein Mann kam auf sie zu. Er trug nicht die gleiche Kleidung wie die gefangenen Urlauber, sondern eine dunkelblaue Uniform mit gerade geschnittener Hose und kurzärmeligem Hemd. An seinem Gürtel hingen ein Schlagring und ein Gummiknüppel.
    »Treiben Sie Sport?«, erkundigte sich sein Tischnachbar voller Panik.
    »Guten Tag, die Herren«, sagte eine Stimme hinter Raúl. »Schöner Tag, nicht wahr?«
    »Herrlich«, erwiderte sein Gegenüber.
    Als Raúl sich umdrehte, legte der Wachposten ihm beide Hände auf die Schultern und begann seinen Nacken zu massieren, allerdings zu fest, als dass es angenehm gewesen wäre.
    »Und fühlt sich unser Neuzugang auch wohl?«
    Raúl wollte aufstehen, doch der Mann hinderte ihn mit einem markigen Druck auf die Schultern. Er verfügte über beeindruckende Kräfte.
    »Sie sind hier, um sich zu entspannen und um sich zu amüsieren. Ihre Gefährten sind aus dem gleichen Grund hier. Man sollte tunlichst

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