Tödliche Ewigkeit
Mörder.«
»Ich habe sie nicht getötet!«
»Welche?«
»Ich bin kein Mörder.«
Jeff drückt fester zu.
»Lüg mich nicht an. An welchem Verbrechen bist du unschuldig?«
Der andere verzieht vor Schmerz das Gesicht.
»Lucie Milton!«
»Du hast wirklich kein Glück, mein Junge: Du bist für ein Verbrechen freigesprochen worden, von dem alle Welt weiß, dass du es begangen hast, und wirst wegen einer anderen Geschichte unschuldig den Rest deines Lebens im Knast verbringen. Ironie des Schicksals, was?«
Er lockert den Druck.
»Es sei denn … Ich kann dir vielleicht helfen.«
»Und warum sollten Sie das tun?«
»Weil ich den wahren Mörder hinter Gittern sehen will.«
Der Gefangene hebt den Kopf und sieht Mulligan zum ersten Mal an. Dieser geht um den Tisch herum und setzt sich ihm gegenüber hin.
»Warum war an deinem Messer das Blut des Opfers?«
»Man hat es mir gestohlen.«
»Erzähl!«
»Als ich nachts heimkam und die Tür zu meiner Wohnung öffnete, hielten mir zwei Kerle eine Knarre unter die Nase.«
»Wie spät war es da?«
»Drei oder vier Uhr morgens …«
»Wie sahen die beiden aus?«
»Ich habe nicht allzu viel von ihnen gesehen. Es war dunkel, und dann war ich ein bisschen … Ein bisschen zugedröhnt, okay?«
»Haben sie was gesagt?«
»Kein Wort. Einer der beiden hat mich durchsucht und mir mein Messer abgenommen.«
»Was sonst noch?«
»Sonst nichts.«
»Willst du mich verarschen? Du hattest doch sicher Geld bei dir …«
»Wirklich, sie wollten sonst nichts! Ich weiß, dass das verrückt klingt. Ihre Kollegen wollten es mir ja auch nicht glauben.«
Jeff denkt kurz nach. Falls Brooks die Wahrheit sagt, ist alles ein abgekartetes Spiel, um ihn zum eindeutig Schuldigen zu stempeln. Mulligan ist sich sicher: Lucies Mörder hat geschickt einen Raubmord vorgetäuscht. Die Tat ist demnach vorsätzlich begangen worden.
»Also, ich glaube dir«, sagt er und steht auf. »Und weißt du warum?«
»Nein.«
»Weil deine Geschichte absolut unglaubwürdig klingt.«
Seit über einer Woche hatte sich Mulligan schon nicht mehr auf dem Revier blicken lassen. War einfach nicht zu erreichen. Seine Männer schlossen daraus, dass er seine Niederlage nur schwer verdaute. Millar hatte in dieser Zeit auffallend gute Laune. Ann dagegen war besorgt. Immer mehr gelangte sie zu der Überzeugung, dass Jeff ein psychisches Problem hatte, dessen Ausmaß sie nicht beurteilen konnte.
Da sie nichts zu tun hatte, stellte sie ihre Arbeitskraft dem Lieutenant zur Verfügung. Da dieser nicht wusste, wie lange Sergeant Mulligans Abwesenheit dauern würde, teilte er sie auch keinem anderen Kollegen zu. So verbrachte Ann ihre Tage damit, DD-5 und andere Formulare zu tippen. Eine lästige Schreibtischarbeit, die die anderen mit dem größten Vergnügen auf sie abwälzten. Ann, die stets davon geträumt hatte, knifflige Kriminalfälle zu lösen, fand sich nun als Sekretärin wieder!
Eines Abends, sie war gerade nach Hause gekommen, klingelte das Telefon. Ihr Vater war am Apparat.
»Na, wie geht es meinem kleinen Cop? Weißt du, dass heute ein großer Tag ist?«
»Warum?«
»Dein Bruder hat heute Nachmittag seinen ersten Fall für unsere Kanzlei gewonnen!«
Diese Nachricht versetzte Ann einen Stich. Sean und sie mochten sich sehr, aber ihr Vater hatte immer wieder dafür gesorgt, dass sie miteinander konkurrierten.
»Fantastisch«, sagte sie so neutral wie möglich. »Richte ihm bitte meine Glückwünsche aus.«
»Das wirst du höchstpersönlich tun können. Wir geben am Samstag eine kleine Party, um dieses Ereignis zu feiern. Es kommen nur ein paar Freunde und Verwandte.«
»Leider habe ich Wache.«
»Wie das?«
»Ich habe dieses Wochenende Dienst bis Sonntagnachmittag.«
»Willst du mir etwa sagen, dass du nicht zu diesem Fest kommen kannst?«
»Tut mir wirklich leid.«
»Aber, mein Schatz, kannst du den Dienst nicht mit jemandem tauschen? Immerhin ist es wichtig!«
»Was ist daran wichtig?«
»Seans erster Fall! Er wird eine fantastische Karriere machen. Er ist sehr vielversprechend. Fast so sehr, wie du es einmal warst …«
Diese letzte Bemerkung weckte Anns verborgenen Zorn, doch sie wollte sich nichts anmerken lassen:
»Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals auch nur die kleinste Party gegeben hättest, um meine Erfolge zu feiern.«
»Welche Erfolge?«
»Ach, da war so einiges … Ich hatte den besten Abschluss meines Jahrgangs in Psychologie am Hunter College.«
»Ach,
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