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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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Geschichte. Vor etwas mehr als einem Jahr kam Henry Buchanan in meine Praxis. Seit einiger Zeit hatte er Sprechstörungen. Ich habe ihn zu einem befreundeten Neurologen überwiesen, der alle möglichen Untersuchungen vorgenommen und mir dann die Diagnose übermittelt hat: eine unheilbare Degenerationskrankheit im Endstadium. Ich musste ihm die furchtbare Nachricht überbringen. Und dann habe ich ihn nicht mehr gesehen. Auf meine Nachrichten hat er nicht geantwortet. Aus seinem Umfeld hörte ich, es gehe ihm besser. Nachdem ich wusste, unter welcher Krankheit er litt, konnte ich das natürlich nicht glauben. Aber etwa sechs Monate später trafen wir uns eines Abends zufällig bei gemeinsamen Freunden … Und ich traute meinen Augen nicht. Er war bei bester Gesundheit.«
    »Es gab doch schon öfter Fälle, dass Menschen, die die Medizin aufgegeben hatte, auf wundersame Weise geheilt wurden …«
    »Nicht bei ALS!«
    »Wie bitte?«
    »Amyotrophe Lateralsklerose. Diese Krankheit ist unheilbar. Die Muskeln werden nach und nach gelähmt. Zunächst in der Halsregion, dann in den oberen und unteren Extremitäten, sowie in der Rumpfmuskulatur. Eine unerbittliche Krankheit, die kontinuierlich fortschreitet. Zum Schluss sind nur noch die Augenlider, die fünf Sinne und das Gehirn funktionsfähig. Der Tod tritt meist durch Atemnot ein. Man hat bei dieser Krankheit nie Heilung, Verbesserung oder Erholung gesehen.«
    »Was dann?«
    »Ich weiß nur, dass Henry sich in Professor Irkallas Klinik hat behandeln lassen.«
    »Bei dem Chef von Steve Buchanan?«
    »Genau. Er leitet das AdamTech-Institute und eine Privatklinik, in der die Spitzentechnologien aus seiner Forschungsarbeit zum Einsatz kommen.«
    »Und er hat Henry Buchanan geheilt?«
    »Nein, ich habe mich sicher bei der Diagnose geirrt, ebenso wie die Neurologen, die die Untersuchungen vorgenommen haben. Aber er hatte wirklich alle Anzeichen einer bulbären ALS. Diese Diagnose hätte jeder Arzt gestellt. Und dennoch muss es ein Irrtum gewesen sein. Oder aber ein Wunder!«
    Über Dr. Yudkowskis Gesicht huschte ein Lächeln.
    »… Aber ich glaube nicht an Wunder. Auf jeden Fall hat Henry mir die Sache sehr übel genommen. Obwohl ich mich entschuldigt habe, ist der Kontakt zwischen uns quasi abgebrochen. Und ich kann ihn verstehen. Ich habe ihm seinen bevorstehenden Tod angekündigt und habe mich geirrt …«
    »Jeder kann sich irgendwann mal irren …«
    »Ein Arzt hat nicht das Recht, sich zu irren.«
    »Sie sollten nachsichtiger gegenüber sich selbst sein. Sie sind ein gewissenhafter Mensch.«
    Gerührt lächelte Yudkowski.
    »Ich würde Sie gerne wiedersehen.«
    Ann erhob sich.
    »Das könnte gut der Fall sein. Ich habe bestimmt noch Fragen.«
    »Ich möchte Sie näher kennenlernen.«
    Er hielt ihre Hand etwas länger als nötig.
    »Ich melde mich bei Ihnen«, sagte sie und machte sich mit einer unbefangenen Geste frei.
    »Tun Sie das doch bitte.«
    Schlecht gelaunt fuhr Ann zu Jeff, um ihm Bericht zu erstatten.
    »So, das ist alles, was ich herausgefunden habe.«
    »Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.«
    »Ich helfe Ihnen nicht.«
    »Doch, natürlich.«
    »Die einzige Art, wie ich das tun könnte, wäre, Sie von diesen absurden Ermittlungen abzuhalten. Das, was ich Ihnen berichtet habe, bringt keine neuen Erkenntnisse.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Was zum Teufel erhoffen Sie sich?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Statt den Tatsachen ins Auge zu sehen und zuzugeben, dass Sie sich getäuscht haben, beharren Sie auf Ihrem Wahnsinn und steuern auf den sicheren Untergang zu. Seien Sie etwas demütiger und gestehen Sie Ihre Schwächen ein.«
    »Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so schwach gefühlt.«
    Das Geständnis verwirrte die junge Frau.
    »Dann lassen Sie sich behandeln. Jeder kann irgendwann einmal den Halt verlieren. Sie müssen in die Realität zurückkehren.«
    »Was ist die Realität?«
    »Sie können nicht gegen alle recht haben.«
    »Ist die Realität das, was alle glauben?«
    »Wenn Sie der Einzige sind, der auf dem Revier eine Frau gesehen hat, und wenn man Ihnen später beweist, dass die Frau zu diesem Zeitpunkt bereits tot war, dann sind Sie zwangsläufig im Irrtum.«
    »Und trotzdem habe ich sie gesehen.«
    »Darum müssen Sie sich behandeln lassen.«
    Jeff dachte eine Weile nach.
    »Die beiden Männer, die mich in den Bergen angegriffen haben …«
    »Was ist mit denen?«
    »Sie sind der Beweis dafür, dass ich keinen Hirngespinsten

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