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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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handelt es sich natürlich um menschliche Gene, und die Tiere werden ein wenig zu Menschen …«
    »Mensch-Tier-Hybriden …«
    »Derzeit gibt es eine spezielle Testfarm, auf der unter Ausschluss möglicher bakterieller oder viraler Kontaminationen Affen und Schweine gezüchtet werden, die man einer solchen genetischen Manipulation unterzieht. An einem anderen Ort wird Hämoglobin hergestellt, indem menschliche Gene in die Tabakpflanze transplantiert werden – halb Pflanze, halb Mensch! Wieder anderswo wird Kühen ein menschliches Gen eingepflanzt, um ihre Milch für Säuglinge verträglicher zu machen. Und es gäbe noch viele andere Beispiele … Durch die Entdeckung der genetischen Gesetze ist der Mensch in der Lage, Gott Konkurrenz zu machen. Bald werden wir jedwedes Organ aus Stammzellen herstellen können, die einem Embryo entnommen wurden oder besser noch einem dezerebrierten Klon, der als lebende Organbank aufbewahrt wird.«
    Ann starrte ihn an, und die Science-Fiction-Bilder, die vor ihrem geistigen Auge vorbeizogen, verursachten ihr Übelkeit.
    »Nein … Ich glaube nicht, dass es so weit kommt.«
    »Und wer sollte dafür sorgen, dass diese Manipulationen aufhören?«
    »Es gibt Grenzen …«
    »Aber wer legt sie fest? Die einzige Grenze ist die kollektive Stimmung des Augenblicks. Was heute inakzeptabel erscheint, gilt in fünf oder zehn Jahren als normal. Dann wird man sich über Monstrositäten empören, die wir uns heute nicht einmal vorstellen können und die früher oder später ebenfalls Realität werden!«
    »Die Forscher müssen die Notbremse ziehen.«
    »Und wenn nun Sie oder ein Verwandter an einer unheilbaren Krankheit leiden würde? Würden Sie nicht inständig beten, die Wissenschaft möge ein Heilmittel entwickeln?«
    »Ich weiß es nicht …«
    »Und das kleine Mädchen, das Sie vorhin gesehen haben? Möchten Sie nicht, dass es lebt?«
    Sein Blick glitt zum Fenster, dann fuhr er leiser fort:
    »Die Forschung rettet Leben. Wie viele Kinder haben es ihr zu verdanken, dass sie ihre Eltern noch haben? Wie viele Liebende sind durch die Fortschritte in der Forschung noch immer vereint? Darum wird sie auch so sehr verehrt. Ein Beispiel: Warum hat Steve Buchanan wohl auf Macht und Ruhm verzichtet, wofür sein Vater ihn ausersehen hatte, wenn nicht, um sich dem Kult der einzigen und höchsten Göttin der modernen Zeit zu verschreiben?«
    Ann zuckte zusammen. Nun kam der Arzt ganz von selbst auf das Thema zu sprechen, das sie in seine Praxis geführt hatte.
    »Und wofür hatte Buchanan seinen Sohn ausersehen?«
    »Henry hat aus dem Nichts ein Industrieimperium aufgebaut. Es ist sein Werk, und es bedeutet ihm mehr als alles andere. Seine größte Angst war immer, eines Tages zu sterben, ohne die Fackel weitergereicht zu haben. Doch er hatte nicht das Glück, einen Sohn zu bekommen …«
    »Und Steve?«
    »Henry hatte zunächst eine Tochter, Angelina. Dann starb seine Frau. Er liebte sie über alles und hat nicht wieder geheiratet. Aber er brauchte einen Nachfolger. Also hat er einen Jungen angenommen. Steve ist sein Adoptivsohn.«
    »Und Angelina?«
    »Ich denke, er hat nie an sie geglaubt. Dabei ist sie herausragend, sehr talentiert und hegt unendliche Bewunderung für ihren Vater. Aber er wollte einen männlichen Erben … Armer Henry! Mit Steve hatte er Glück und zugleich Pech.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Man kann sich niemanden vorstellen, der intelligenter ist als Steve Buchanan. Aber er wollte dem vom Vater vorgezeichneten Weg nicht folgen.«
    Ann lauschte gebannt.
    »Er hat sich lieber der Forschung verschrieben, was Henry Buchanan als Verrat empfand. Es gab jahrelange Konflikte.«
    In ihrem Innern empfand Ann Sympathie für den Verlobten von Lucie Milton, der mit ähnlichen Problemen der Berufung konfrontiert gewesen war wie sie selbst! Umso interessierter lauschte sie dem Bericht von Dr. Yudkowski:
    »… Und das umso mehr, als Steve in seinem Labor eine Art Ersatzvater gefunden hat, verstehen Sie? Dazu muss man sagen, dass Professor Irkalla nicht nur ein großer Wissenschaftler, sondern auch sehr menschlich und äußerst charismatisch ist. Wie auch immer, Steve stand ihm sehr nah, was die Beziehung zu seinem Vater nicht eben einfacher machte … Aber letztlich kann sich Henry nicht über die Wahl seines Sohnes beklagen, denn vielleicht hat er ihm das Leben gerettet!«
    »Was meinen Sie damit?«
    Der Arzt atmete tief durch.
    »Das ist eine für mich sehr schmerzliche

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