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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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Gangster. Der Typ streckte ihm lächelnd die Hand entgegen:
    »Willkommen, Cop!«
    Zögernd ergriff Jeff die Hand.
    »Sind wir Kumpel?«
    Der Ganove schob ihn über den dunklen Gang zu einem von Kerzen erhellten Zimmer, aus dem leises Gemurmel drang. Dabei erklärte er lachend:
    »Heute sind wir alle Freunde der Niña Blanca !«
    In dem mit roten und schwarzen Tüchern ausgeschlagenen Raum drängten sich etwa zwanzig Personen um einen Tisch, beladen mit Fotos und Speisen. Ganz hinten saß Leticia neben einem kleinen Altar und winkte ihn zu sich. Jeff bahnte sich einen Weg durch die Menschen und küsste sie auf die Stirn.
    »Wer ist die Niña Blanca ?«
    »Das junge Mädchen in Weiß? Sie steht vor dir«, sagte Leticia lächelnd und deutete auf eine Frauenfigur, die den Altar zierte.
    Jeff zuckte zurück. Er hatte der Figur keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt, da er sie für eine Darstellung der Jungfrau von Guadalupe hielt. In einen goldenen Mantel gehüllt, um den Kopf einen mit roten Rosen besetzten Schleier, grinste sie ihn herausfordernd an. Der Totenschädel wirkte so echt, dass sich der Sergeant fragte, ob er vielleicht wirklich von einem Menschen stammte.
    » Santa Muerte «, flüsterte ihm Leticia zu. »Du kannst dich unter ihren Schutz stellen. Sie ist sehr mächtig.«
    Jeff zuckte mit den Schultern.
    »Was soll der Unsinn?«
    Leticia runzelte die Stirn.
    »Du solltest etwas mehr Ehrfurcht zeigen. In unserer Heimat beten Millionen von Menschen zur Santa Muerte .«
    Ungläubig beobachtete Jeff, wie eine Frau ehrfürchtig vor dem geschmückten Skelett niederkniete und ihm ein Glas Tequila zwischen die gelben Zähne goss.
    »Glaubst du etwa an diesen Blödsinn?«
    »Verachte nicht, was du nicht kennst. Für mich ist Santa Muerte die Figur der Großen Mutter.«
    »Der was?«
    »Maria. Die Göttin. Das Leben.«
    Fassungslos versuchte Jeff diese dunklen Worte zu verstehen. Es war das erste Mal, dass Leticia ihm Angst machte.
    »Spürst du sie?«, wollte sie wissen.
    »Wen?«
    »Die Toten.«
    Jeff erschauderte. Im flackernden Kerzenlicht schienen die Fotos der Toten auf dem festlich gedeckten Tisch von einem eigentümlichen Leben beseelt. Alle, die sich hier versammelt hatten, waren offenbar überzeugt, dass ihre geliebten Verstorbenen unter ihnen weilten. Jeff musste sich zusammenreißen, um nicht ebenfalls dem bedrängenden Eindruck ihrer Gegenwart zu erliegen.
    »Mich interessieren die Lebenden«, sagte er schließlich in einem Ton, der wenig überzeugend klang.
    Leticia kicherte, und ihre Augen blitzten schelmisch.
    »Ach ja? Das ist mir noch gar nicht aufgefallen!«
    Jeff war verwirrt und wusste nicht, was er antworten sollte. Seit er hier war, hatte er noch nicht einmal an Lucie gedacht. Leticia stellte sich vor den Altar und verneigte sich.
    »Du erlaubst? Es ist Zeit, dass ich bete.«
    Sie nahm einen Apfel und ein Stück Kuchen und legte beides zu Füßen der makabren Statue vor das Schwarz-Weiß-Foto eines jungen Mannes hispanischen Typs. Dann schlug sie dreimal das Kreuz über ihm und betete eine Weile, ehe sie sich wieder zu Jeff umwandte.
    »Die Santa Muerte muss ernährt werden.«
    »Wer ist das?«, fragte Jeff und deutete auf das Foto.
    »Raúl Espejo. Er ist mein Cousin. Als Kinder standen wir uns sehr nahe.«
    »Ist er tot?«
    »Ich habe ihn dem Schutz der Santa Muerte anempfohlen, denn ich hoffe, dass sie ihn noch retten kann. Er ist in Juárez verschwunden. Vermutlich entführt.«
    »Hat man nach ihm gesucht?«
    »Dort unten sind in den letzten zehn Jahren Tausende von Menschen verschwunden. Die Polizei kann oder will nichts tun. Also bleibt uns nur noch Beten.«
    Leticias Augen füllten sich mit Tränen, und Jeff zog sie an sich.
    »Ich möchte mit dir beten.«
    »Wirklich?«
    »Muss man gläubig sein, um zu beten?«
    »Man muss nur glauben, dass man nichts weiß.«
    »Ich weiß nichts mehr.«
    »Dann kannst du es auch.«
    Er schloss die Augen, da das anscheinend die angemessene Haltung beim Gebet war. Aber er fand keine Worte. In seinem Inneren herrschte ein verzweifeltes Schweigen.
    »Ich kann es nicht.«
    »Bitte um Hilfe.«
    »Wen?«
    »Deine Freundin dort oben.«
    Hinter seinen geschlossenen Lidern tauchte sofort Lucies Gesicht auf, das von ergreifender Lebendigkeit und Schönheit war und ihn mit unendlicher Zärtlichkeit anblickte. Ein Gefühl des Friedens durchflutete ihn.
    Dann stieg ein Gebet in seinem Herzen auf: »Lucie, mach, dass Raúl Espejo wiedergefunden wird.«
    »Absurd!«,

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