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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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Sie sich nicht vorstellen, dass ich heute lieber selbst tot wäre, wenn Steve noch am Leben sein könnte … Was Lucie betrifft, ich habe sie geliebt. Jeder hat sie geliebt. Sie hat meinen Sohn glücklich gemacht. Sie hat ihn weicher und offener gemacht … Sie tat ihm gut.«
    Jeff unterbrach ihn:
    »Warum haben Sie dann Ihre Männer in die Berge geschickt?«
    Henry Buchanan ließ sich auf dem Sessel hinter seinem riesigen Schreibtisch nieder, der ein Drittel des Raumes einnahm.
    »Bitte setzen Sie sich. Ich denke, ich bin Ihnen gewisse Erklärungen schuldig. Möchten Sie etwas trinken?«
    Er holte eine Flasche alten Portwein aus dem Schrank. Die beiden Ermittler lehnten mit einer Handbewegung ab. Buchanan schenkte sich ein Glas ein.
    »Lucie hat mich kurz vor ihrem Tod aufgesucht. Sie sagte, sie habe gute Gründe zu glauben, dass Steve am Leben sei. Als Vater, der der Wahrheit nicht ins Auge sehen wollte, habe ich mich vom Wahnsinn einer verliebten und verzweifelten Frau mitreißen lassen. Ich wollte daran glauben. Ich ließ am Ort seines Verschwindens Nachforschungen anstellen. Sollte sich etwas Neues ergeben, würden meine Männer sofort benachrichtigt werden. Ihr kleiner Besuch dort war ein solches Ereignis. Für einige Tage gab ich mich dem Gift der Hoffnung hin … Doch diese Schwachköpfe haben auf ganzer Linie versagt. Sie konnten mir nicht einmal sagen, wer Sie sind und was Sie wollten. Jetzt weiß ich es und sage mir, dass ich recht hatte, nicht länger an diese Möglichkeit zu glauben.«
    »Warum dachte Lucie, dass Steve nicht tödlich verunglückt war?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte der Milliardär verwirrt.
    »Sie hat es mir nicht gesagt.«
    Er leerte sein Glas in einem Zug und schenkte sich nach.
    Jeff überlegte.
    Wenn Steve gar nicht tot war? Schließlich hatte man seine Leiche nicht gefunden. Wenn er entführt worden war?
    Oder aber …
    Ein Schauer lief ihm über den Rücken.
    »Ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater.«
    Über den Prediger in der Anstalt hatte Lucie seine Aufmerksamkeit auf diesen Satz gelenkt …
    Und falls er ganz einfach bedeutete: »Ich bin noch nicht zu Gott zurückgekehrt«, das heißt also »Ich bin noch am Leben«? Mit diesem Code konnte Steve seiner Verlobten mitgeteilt haben, sie solle ihn nicht für tot halten. Hieß das, er wäre womöglich aus freien Stücken verschwunden?
    Seit Beginn dieser Geschichte hätte er es also mit einem Phantom und einem lebenden Toten zu tun gehabt …
    Ein Schauder überlief Jeff.
    Warum hatte er sich angewöhnt, Steve in seinen Gedanken immer als »diesen Zombie« zu bezeichnen? War es eine von Lucie eingehauchte Eingebung, dass dieser Tote … lebte ?
    Inspirierte Lucie jeden seiner Gedanken?
    Ann warf einen beunruhigten Blick in seine Richtung. Jeff, der sich wieder in der Gewalt hatte, brach das Schweigen:
    »Sie hatte recht.«
    Henry Buchanan zuckte zusammen.
    »Was soll das heißen?«
    »Ich glaube auch, dass Ihr Sohn noch am Leben ist.«
    »Ich brauche niemanden, der mir falsche Hoffnungen macht!«
    »Wenn wir den Mörder von Lucie aufspüren, haben wir eine Chance, Ihren Sohn zu finden.«
    »Steve ist tot! Lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Er lebt.«
    Ann starrte Mulligan ungläubig an. Was war nur plötzlich in ihn gefahren?
    »Sergeant«, stieß der alte Mann hervor, der Mühe hatte, die Ruhe zu bewahren, »wie können Sie das so entschieden behaupten, obwohl Sie nicht die geringsten Beweise haben?«
    »Ich habe Beweise.«
    »Und welche?«
    Jeff biss sich auf die Unterlippe. Er hatte zu viel gesagt. Unmöglich konnte er seinen Kontakt mit einer Toten anführen. Wenn er auch einer Kultur entstammte, in der Beziehungen zum Jenseits noch als normal galten, lebte er doch in einer Welt, in der man deshalb für verrückt erklärt wurde. Verärgert meinte er mit ironischem Unterton:
    »Mr. Buchanan, glauben Sie an Wunder?«
    Und da ereignete sich etwas völlig Unerwartetes. Henry Buchanan wurde totenblass und umklammerte sein Glas so fest, dass es zerbrach.
    »Warum fragen Sie mich das?«, presste er hervor.
    Jeff wich einen Schritt zurück.
    »Aber ich …«
    »Sie wissen gar nichts!«, schrie Buchanan, der plötzlich rot angelaufen war und nach Luft rang.
    Dann sprang er so heftig auf, dass sein Sessel umfiel, fegte einen Teil der Gegenstände auf seinem Schreibtisch weg und packte Jeff am Kragen und zog ihn hoch.
    »Verschwinden Sie!«
    Jeff, der den alten Mann mit einem einzigen Hieb hätte niederstrecken können,

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