Tödliche Ewigkeit
heiß geliebten Körpers entgegen – Gerüche der Verwesung, grausame Bilder der Zersetzung …
Der Tod, Deine Erfindung …
Und als nach mehreren Tagen und Nächten der furchtbaren Totenwache die Würmer aus ihrer Nase krochen, wurde mir klar, dass ich Dir niemals würde verzeihen können.
Sie hat mich angewidert.
Ich habe sie erbrochen, meine Geliebte. Ich habe sie von mir gestoßen.
Ich habe sie gehasst.
Hast Du Dich daran ergötzt, böser Gott, in den Falten der Zeit, in denen Du Dich verbargst, als die Unendlichkeit meiner Liebe ihre Grenzen fand?
Wenn Du existierst, so hast Du uns belogen.
Die Liebe ist nicht stärker als der Tod.
Aber ich werde es sein.
Heute und für immer, Gott, Schöpfer des Universums, des Leids und des Todes, erkläre ich Dir den Krieg.
Gegen 7.00 Uhr griff Jeff Mulligan zum Telefon.
»Wollen Sie mir immer noch helfen, Ann?«
»Ich habe beschlossen, Sie bis ans Ende Ihres Wahnsinns zu begleiten.«
»Weisheit in den Augen der Menschen, Torheit in den Augen Gottes …«
»Zitieren Sie jetzt schon die Bibel?«
»So ähnlich hat es eben ein Prediger im Fernsehen gesagt.«
Er bat sie, sich in einer Stunde vor dem Gebäude einzufinden, in dem sich die Firma von Henry Buchanan befand. Es lag an der Fifth Avenue und ging auf den Central Park.
»Haben Sie jemals an einem so noblen Ort ermittelt?«, fragte Ann mit einem Blick auf die Eingangshalle, die mit Marmor gefliest und Edelhölzern getäfelt war.
»Solche Orte sind mir sicher weniger vertraut als Ihnen …«
Ann biss sich auf die Unterlippe.
»Einmal habe ich eine Durchsuchung bei einem steinreichen Galeriebesitzer durchgeführt. Er handelte mit Kunstwerken, die aus Museen gestohlen wurden.«
»Gibt es dafür einen Markt?«
»Sie ahnen ja gar nicht, wie viele Milliardäre über einen geheimen Raum verfügen, in dem sie Meisterwerke oder archäologische Funde verbergen. Und die haben sie zu ihrem ganz persönlichen Vergnügen stehlen lassen.«
An der Empfangstheke zückte Ann ihre Dienstmarke und hielt sie dem Portier unter die Nase, während Mulligan in barschem Ton fragte:
»Wo bitte können wir Henry Buchanan finden?«
Dem Angesprochenen kam es nicht in den Sinn, sich nach Mulligans Marke zu erkundigen.
»Sein Büro befindet sich in der obersten Etage. Wen darf ich melden?«
»Niemanden«, entgegnete Jeff mit drohender Stimme und steuerte bereits auf die Aufzüge zu.
Der Portier ließ den Hörer sinken.
Im zwölften Stock gab es nur eine einzige Tür, auf der in großen Lettern BUCHANAN INVESTMENT INC. prangte. Jeff betätigte die Klingel. Eine streng dreinblickende Dame öffnete einen Spaltbreit.
»Sie wünschen?«, fragte sie, ohne zur Seite zu treten.
»Polizei«, bellte Jeff, während Ann erneut ihre Dienstmarke zeigte. »Wir möchten Henry Buchanan in einer persönlichen Angelegenheit sprechen.«
»Mr. Buchanan ist heute nicht in seinem Büro.«
»Wo können wir ihn antreffen?«
»Er kommt nur im Notfall hierher. Meistens arbeitet er zu Hause.«
»Auf Long Island?«
»Ja.«
Sie stiegen wieder in ihren Wagen und fuhren in Richtung Queensboro Bridge. Das Anwesen von Henry Buchanan lag auf der Nordküste von Long Island, etwa 65 Kilometer von Manhattan entfernt. Vor dem Sicherheitstor standen zwei bewaffnete Männer. Als sich die beiden Ermittler vorstellten, baten die Wachposten über Walkie-Talkie um Instruktionen. Nach kurzem Hin und Her öffneten sich die beiden schweren Tore. Nachdem sie noch etwa einen Kilometer auf einem ungeteerten Weg durch einen bewaldeten Park zurückgelegt hatten, standen sie vor einem gewaltigen Herrenhaus im neogotischen Stil. Selbst Ann hatte noch nie ein derart prächtiges Anwesen gesehen. Ein Butler führte die beiden in ein Büro und bat sie, sich einen Moment zu gedulden. Bald darauf erschien ein hochgewachsener schlanker Mann mit silbergrauem Haar und musterte sie mit dem hochmütigen Blick derer, die es gewohnt sind, am längeren Hebel zu sitzen.
»Ich bin neugierig zu erfahren, was mir die Ehre eines Besuchs der Ordnungskräfte verschafft.«
»Sergeant Mulligan, Detective Lawrence von der New Yorker Polizei«, erwiderte Jeff. »Wir …«
Buchanan zog eine Augenbraue hoch.
»Lawrence? Sie sind doch nicht zufällig aus der Familie …«
»Das ist mein Vater«, fiel ihm Ann ins Wort.
»Er gehört auch zu meinen Anwälten.«
Jeff hob die Augen zur Decke, was Ann nicht entging. An die junge Ermittlerin gewandt, fragte der Milliardär in etwas
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