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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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Voraussetzung zur Behandlung.‹«
    Auch wenn der aalglatte Vortrag des Mediziners Ann an ihr Psychologiestudium erinnerte, weckte der Inhalt doch ihre Sympathie.
    »… Aber das Wichtigste für uns«, fuhr Blanchard fort, »ist nicht, was sich auf den Etagen der Privatpatienten abspielt. Der eigentliche Sinn unserer Arbeit liegt hier.«
    Er öffnete die Tür eines Zimmers. Es wurde von einem asiatischen Kind belegt, das nicht älter als acht Jahre sein konnte.
    »Hallo, Sun-Yi, wie geht es dir?«, fragte er in einem etwas übertrieben jovialen Ton.
    Die Kleine erwiderte sein Lächeln, antwortete aber nicht.
    »Sie versteht unsere Sprache nicht«, erklärte er leise.
    »Woran leidet sie?«, erkundigte sich Ann.
    »An einer sehr seltenen Krankheit, so selten, dass kein Labor Interesse hat, Zeit und Geld in die Forschung zu stecken, da die geringe Zahl an Kranken keinen rentablen Markt darstellt. Ja, heutzutage erdrückt die finanzielle Dimension das Menschliche, aber da sage ich Ihnen ja nichts Neues. Die Klinik Seven Guards, in Verbindung mit AdamTech, widmet sich diesen seltenen Krankheiten. Dieses kleine Mädchen litt am Worms-Olsen-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Entartung des zentralen Nervensystems, die höchstwahrscheinlich genetischen Ursprungs ist. Seltsamerweise trifft man sie nur im Süden Chinas an. Und, stellen Sie sich vor, das Mädchen ist geheilt! Das ist eine Weltpremiere und eine Hoffnung für die weiteren etwa tausend von dieser Krankheit Betroffenen. In drei Wochen wird sie in ihr Land zurückgeflogen, auf unsere Kosten, versteht sich. Hier sehen Sie, wozu die Großzügigkeit unserer Spender dient.«
    »Sie können nicht all die anderen betroffenen Kinder auf Ihre Kosten heilen …«
    »Deshalb werden wir das therapeutische Protokoll veröffentlichen und kein Patent einreichen. Aber das ist noch nicht alles …«
    Der Arzt zog sie in ein anderes Zimmer, in dem ein Kind dunklerer Hautfarbe, wohl lateinamerikanischer Herkunft, schlief. Er flüsterte:
    »Dieser kleine Mexikaner – wecken Sie ihn bitte nicht – erholt sich von einer Operation am offenen Herzen. Wir finanzieren ein Krankenhaus und ein Kooperationsprogramm in der Nähe von Juárez im Norden Mexikos, das Professor Irkalla sehr am Herzen liegt. Er begibt sich häufig dorthin. Dieser Junge musste notoperiert werden, und da zogen wir es vor, ihn hier zu behandeln.«
    »All das dürfte extrem kostspielig sein«, knurrte Jeff. »Was bieten Sie Ihren Spendern denn so Wertvolles, dass Ihre Mittel so erheblich sind?«
    »Ich sagte Ihnen schon, eine Behandlungsqualität, die …«
    »Ich bitte Sie, mir nicht Ihren Schmus zu wiederholen. Meine Frage ist ganz einfach: Was spielt sich in den Etagen ab, die wir nicht besuchen dürfen?«
    Ann lächelte verbindlich.
    »Sie müssen verstehen, das ist genau das, was eine bisweilen etwas … unerquickliche Neugier weckt.«
    »Wir haben nichts zu verbergen. Wenn Sie mir jetzt in mein Büro folgen wollen …«
    Der Arzt führte sie in einen großen lichtdurchfluteten Raum, dessen Wände von Bücherregalen bedeckt waren. Medizinische Werke, bemerkte Ann, aber auch Literatur, Psychologie und Philosophie.
    »Unser großes Spezialgebiet«, fuhr Blanchard fort, nachdem er seinen Gästen Plätze angeboten hatte, »wofür wir ein bahnbrechendes Konzept entwickelt haben, ist der Kampf gegen das Altern.«
    »Gegen die äußerlichen Anzeichen des Alterns?«
    »Nicht nur. Man kann auch gegen die Ursachen kämpfen.«
    »Sie versuchen also das Leben zu verlängern?«, fragte Jeff mürrisch.
    »Genau.«
    »Ich wüsste nicht, wozu das gut sein soll.«
    »Viele begüterte Menschen sehen das ganz anders, Sergeant. Und genau denen liefern wir therapeutische Konzepte, die den Spitzenrecherchen unseres angeschlossenen Labors, AdamTech-Institute, entstammen.«
    »Kann man wirklich gegen die Auswirkungen der Zeit angehen?«, wollte Ann wissen.
    »Das Altern ist keine Auswirkung der Zeit.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es ist eine Folge von zwei sehr verschiedenen Ursachen, gegen die man agieren kann. Die erste ist die biologische Uhr.«
    »Eine Uhr hat doch immer mit der Zeit zu tun.«
    »Die, von der ich spreche, ist eine rein genetische Angelegenheit. Die Zellen unseres Körpers haben die Fähigkeit, sich eine vorgegebene Anzahl von Malen zu teilen. Dann hören sie auf, sich zu reproduzieren. In gewissem Sinne sterben sie. Die Organe, die sie bilden, bauen langsam ab. Das nennt man Altern. Die maximale Anzahl

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