Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
Vom Netzwerk:
stieg ein eleganter Mann um die fünfzig aus dem Aufzug und kam mit einem Lächeln auf sie zu. Sein matter Teint und das pechschwarze Haar bildeten einen Kontrast zu seinen blassblauen Augen.  
    »Sergeant, Detective. Was verschafft mir das Vergnügen …?«
    Mulligan streckte ihm die Hand entgegen.
    »Professor Irkalla?«
    »Tut mir leid. Dr. Chris Blanchard. Wie kann ich Ihnen dienen?«
    »Wir baten darum, den Leiter dieser Klinik zu sehen.«
    »Ich habe die Ehre, diese Aufgabe zu erfüllen.«
    »Ich dachte, Professor …«
    »Professor Irkalla ist der Gründer der Klinik und ihr geistiger Vater. Er überwacht die Einrichtung, verordnet die Behandlungen, bemüht sich um Subventionen.«
    »Er ist also der Chef dieses Hauses.«
    »Die Seele.«
    »Dann ist es die Seele dieses Hauses, mit der wir sprechen wollen.«
    »Leider ist er nicht im Haus.«
    »Wann kommt er wieder?«
    »Der Professor beehrt uns nur sporadisch mit seiner Anwesenheit.«
    »Beantworten Sie meine Frage«, gab Mulligan brüsk zurück.
    Das liebenswürdige Lächeln schwand trotzdem nicht von Blanchards Lippen.
    »Professor Irkalla ist wie der Wind. Man weiß weder, woher er kommt noch wohin er geht. Aber wenn ich Ihnen behilflich sein kann …«
    Ann trat vor.
    »Unser Besuch hier hat keinen offiziellen Charakter. Er ist eher … freundschaftlicher Natur. Selbstverständlich genießt dieser Ort einen ausgezeichneten Ruf. Doch es sind gewisse Gerüchte in Umlauf gekommen. Sie wissen, was ich meine …«
    Ein Schatten huschte über das Gesicht des Mannes und trübte für einen kurzen Moment den einstudiert liebenswürdigen Ausdruck.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Nichts Schlimmes, seien Sie unbesorgt. Das ist ganz menschlich. Wenn ein florierendes Haus wie Ihres so gar keine Werbung macht, keine Internetseite hat und nicht einmal im Telefonbuch steht, kommt es zu allen möglichen Spekulationen.«
    »Wir lagen Wert auf Diskretion, aber auch auf Transparenz. Würde Sie eine Führung durch die Klinik beruhigen?«
    »Wir möchten nicht Ihre Zeit in Anspruch nehmen …«
    Blanchard hatte sich schon umgedreht.
    »Folgen Sie mir bitte.«
    Ann zwinkerte Jeff verstohlen zu, worauf dieser zustimmend nickte. Eine heiße Welle durchflutete den Körper der jungen Frau. Beschämt drehte sie ihm hastig den Rücken zu, damit er nicht sah, wie sie errötete.
    Sie traten in einen der Aufzüge. Bevor er auf den Knopf zum vierten Stock drückte, wirkte Blanchard irgendwie abwesend. Er fixierte den oberen Teil eines Displays, das aus einer kleinen, schwarz getönten Scheibe bestand. Ann warf Jeff einen fragenden Blick zu. Der runzelte die Stirn und lächelte dann kaum merklich. Er hatte verstanden. Der Aufzug war mit einer Digitalkamera zur Iriserkennung ausgestattet. Sie setzte sich nur in Bewegung, wenn sich eine autorisierte Person vor dem Scanner platzierte. Hinter dem Schein der Gastlichkeit der Klinik Seven Guards verbarg sich also ein aufwändiges Sicherheitssystem.
    Im vierten Stockwerk stiegen sie aus.
    »Wir werden also die ersten drei Etagen nicht sehen?«, wollte Mulligan wissen.
    »Im Erdgeschoss und im ersten Stock ist die Verwaltung untergebracht. Da gibt es nichts Interessantes. Die zweite und dritte Etage beherbergt Patienten, die Wert auf Diskretion legen.«
    »Berühmte Leute?«, fragte Ann.
    »Reiche Leute, berühmte Leute, reiche und berühmte Leute … Abgesehen von den öffentlichen Subventionen, die, wie Sie wissen, lächerlich gering sind, lebt die Klinik von der Großzügigkeit ihrer wohlhabenden Patienten.«
    »Haben Sie keine festen Tarife?«, erkundigte sich die junge Ermittlerin, während sie durch einen langen peinlich sauberen Flur liefen.
    »Wir verdienen sehr viel mehr, wenn wir es den Patienten überlassen, ihre Dankbarkeit nach Belieben zum Ausdruck zu bringen. Neben den Hightech-Behandlungen, die auf der Forschung des AdamTech-Institute basieren, genießen sie eine erstklassige menschliche Betreuung. Wir betrachten den Kranken nicht als einen funktionsgestörten Organismus, sondern als ganzheitliche Person, deren Bedürfnisse Aufmerksamkeit und Mitgefühl verdienen. Das Personal hat bei Professor Irkalla höchste Priorität und wird ständig weitergebildet – nicht nur im medizinischen, sondern auch im humanen Bereich. Wir verlangen von uns selbst eine uneingeschränkt positive Haltung gegenüber dem Patienten. Der Wahlspruch des Professors lautet: ›Die Behandlung ist Voraussetzung zur Heilung, Menschlichkeit ist

Weitere Kostenlose Bücher