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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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gehorchte und ging. Ann folgte ihm verwirrt.
    Wortlos kehrten sie zu ihrem Wagen zurück.
    Auf dem Weg nach Manhattan fuhr Jeff, tief in Gedanken versunken, langsamer als gewöhnlich. Auch Ann dachte angestrengt nach.
    »Er verheimlicht etwas«, sagte sie schließlich.
    »Na, endlich geben Sie es zu.«
    »Seine Reaktion war völlig irrational. Was hat ihn so aus der Fassung gebracht?«
    »Ich habe ihn nur gefragt, ob er an Wunder glaubt …«
    »Warum hat ihn diese Frage derartig irritiert?«
    »Vielleicht ist Henry Buchanan ja ein fanatischer Rationalist …«
    Ann warf Jeff einen Seitenblick zu, angenehm überrascht, ihn so locker scherzen zu hören.
    »Oder er praktiziert heimlich Magie«, fügte sie hinzu.
    »Oder aber er ist einfach nur verrückt … Und seine Reaktion hat nichts mit unseren Ermittlungen zu tun.«
    »Ich halte ihn nicht für verrückt«, bemerkte Ann. »Irgendetwas, was wir nicht wissen, hat ihn aus der Fassung gebracht. Dieser Mann ist ein einziges Geheimnis.«
    »Wollen Sie mir jetzt Mut machen?«
    Die junge Frau presste die Lippen zusammen. Woher rührte dieser plötzliche Eindruck, dass Mulligans Ermittlungen vielleicht doch nicht gegenstandslos waren? War es der Wunsch, ihn in seiner Meinung zu bestärken, ihm eine Freude zu machen, ihn aus der Düsternis, die den Grund seiner Seele beherrschte, auftauchen zu sehen? Doch Illusionen befreiten einen nicht aus der Verzweiflung, das wusste sie sehr gut … Da war etwas anderes. Henry Buchanans Wutanfall ging ihr nicht aus dem Sinn, so als suchte sie in ihrem Gedächtnis nach einem Element, einem Indiz, einer Bedeutung, die sich ihr nicht offenbaren wollte.
    »Soll ich Sie zu Hause absetzen?«, erkundigte sich Mulligan, als sie über die Queensboro Bridge fuhren.
    Und genau in diesem Augenblick erinnerte sie sich.
    »Oder aber ein Wunder!« Sie schrie fast.
    »Wie bitte?«
    »Das ist der Satz, den Dr. Yudkowski sagte.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Was die Genesung von Henry Buchanan betrifft. Und er hat hinzugefügt: ›Doch ich glaube nicht an Wunder.‹«
    Jeff schwieg eine Weile. Früher wäre es ihm albern vorgekommen, solchen Assoziationen Bedeutung beizumessen. Doch seitdem er sich von etwas gelenkt fühlte, das sich ihm entzog, lernte er, jeder auch noch so winzigen Duplizität der Fälle Beachtung zu schenken.
    »Für diesen Mediziner war seine Heilung unerklärlich?«
    »Der Arzt hat bei Henry Buchanan eine unheilbare Krankheit festgestellt, und seine Diagnose wurde vom besten Spezialisten bestätigt. Seine einzige Erklärung war, dass sie sich beide getäuscht haben. Aber es fiel ihm schwer, das zu glauben.«
    »Und wenn sie sich nicht getäuscht haben?«
    »Im Hinblick auf diese Möglichkeit hat er von einem Wunder gesprochen.«
    »In Henry Buchanans Augen grenzt seine Heilung also möglicherweise an ein Wunder.«
    Ann stieß einen gedehnten Seufzer aus.
    »Mein Gott, wir stützen uns auf derart dürftige, vage und fragwürdige Punkte …«
    »Aber Sie selbst liefern sie mir ja«, erwiderte der Sergeant lächelnd.
    »Ich weiß nicht mehr, woran ich bin.«
    »Ich auch nicht. Aber ich fange an, mich daran zu gewöhnen. Und, wissen Sie, es ist nicht nur unangenehm.«
    »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Laut Dr. Yudkowski hat sich Buchanan in einer Privatklinik behandeln lassen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Die er geheilt verlassen hat.«
    »Das hat der Arzt mir gesagt.«
    »Und wenn wir dieser Klinik einen kleinen Besuch abstatten würden?«
    Die Klinik Seven Guards befand sich in einem modernen Gebäude von Manhattan, Ecke 204th Street/Sherman Avenue. Mulligan und Ann hatten sich dort um 9.00 Uhr morgens verabredet. Als sie durch die große Tür traten, waren beide von der riesigen Eingangshalle überrascht, einem kreisrunden Raum, den Büros umgaben. Genau in der Mitte war die Rezeption, an der ein Dutzend tadellos gekleideter Empfangsdamen arbeitete. Als Ann den Kopf hob, wurde ihr fast schwindelig. Die Höhe der Halle entsprach der des Gebäudes. Sieben Stockwerke rankten sich um einen Lichtschacht, gekrönt von einer eindrucksvollen Glaskuppel, durch die der blaue Himmel, ein paar Wolken und der Kondensstreifen eines Flugzeugs zu sehen waren. Es schien keine Begrenzung zwischen Außen und Innen, Erde und Himmel zu geben.
    Die beiden Ermittler traten an die Rezeption. Ann präsentierte ihre Dienstmarke und bat, den Klinikdirektor sprechen zu dürfen. Die Empfangsdame wählte eine Nummer und sprach leise in den Hörer. Kurz darauf

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