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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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ist das?«, fragte Raúl, fest entschlossen, dem Mann möglichst viele Informationen zu entlocken.
    »Ein Genie. Er hat so viele Entdeckungen gemacht … Er hat ein grandioses Ziel! Er ist nicht mehr weit davon entfernt … Und von all seinen Patienten bin ich derjenige, mit dem er am liebsten arbeitet. Weil ich diplomierter Biologe bin: Er erklärt mir, was er macht, und ich verstehe alles. Und er ist derart mitfühlend. Diesmal glaubte er wirklich an einen Erfolg. ›Ich wünsche mir so sehr, dass Sie leben‹, sagte er, bevor er mir die Injektionen setzte. Herrgott noch mal, was ist nur schiefgelaufen?«
    Raúl biss die Zähne so fest aufeinander, dass es schmerzte.
    »Was hat er Ihnen injiziert?«
    »Es ist das Mittel, das sein ganzer Stolz ist«, sagte der Mann erregt. »Man hat entdeckt, dass ein Gen des Nematoden …«
    »Des was?«
    »Ein kleiner Fadenwurm, der im Labor untersucht wird. Gerät er im Larvenstadium durch Umwelteinflüsse in Gefahr, gestattet ihm eines seiner Gene, sich in eine sehr resistente ›Superlarve‹ zu verwandeln … Der Wurm kann auf diese Weise überleben und seine Entwicklung fortsetzen, sobald die Bedingungen günstiger sind.«
    Angesichts dieses unförmigen Wesens, das schulmeisterlich von Larven und Würmern sprach, hatte Raúl plötzlich den Eindruck, einen Albtraum zu durchleben.
    »… Eine Mutation dieses Gens aber kann zur Folge haben, dass der Wurm nicht die Dauerlarve bildet. Und wissen Sie, was dann passiert?«
    »Ich … Nein.«
    »Die Lebensdauer des Wurms verdoppelt, verdreifacht oder vervierfacht sich.«
    Sein befremdlicher Enthusiasmus löste bei dem Mann einen Energieschub aus, während Raúl schwindelig wurde.
    »Aber was hat das mit den … den Experimenten zu tun, die an Ihnen durchgeführt wurden?«
    »Ich komme noch darauf zu sprechen! Stellen Sie sich vor, die durch dieses Gen kodierten Proteine haben große Ähnlichkeit mit den Proteinen im menschlichen Körper! Bei einem Transfer des Gens Daf  …«
    »Wie bitte?«
    Der Mann machte eine ungeduldige Handbewegung.
    »… Das ist der Name des Gens des Nematoden, das ich eben erwähnt habe: Daf für Dauer-Formation oder Dauerbildung. Dieses Gen, dessen Mutation die Lebensdauer des Wurms erhöht, lässt sich in den menschlichen Organismus transferieren.«
    »Aber … zu welchem Zweck?«, fragte Raúl, jetzt völlig verwirrt.
    Der andere betrachtete ihn mit einer Mischung aus Gereiztheit und Verachtung, die Wissenschaftler für gewöhnlich dem Laien entgegenbringen.
    »Um die Lebensdauer des Menschen zu verlängern natürlich.«
    Er unterbrach sich, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Doch man muss seine Mutation genauestens kontrollieren, genauso wie Reaktionen des menschlichen Organismus auf seine Übertragung … damit das Gen Daf auf die Faktoren der Lebensdauer wirkt … ohne die Larvenbildung nach sich zu ziehen.«
    »Mein Gott! Das … Genau das widerfährt Ihnen also gerade? Die Verwandlung in …«
    »In die Dauerlarve, ja.«
    Raúl wurde von noch heftigerem Schwindel erfasst, so monströs war diese Vorstellung. Der arme Teufel hier hatte sich die Ideen seiner Peiniger vollständig zu eigen gemacht … Er brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen, und reichte dem Mann den Wasserkanister, aus dem dieser in kleinen Schlucken trank. Dann sagte er ganz sanft:
    »Wir brechen gleich auf. Ich muss Sie ins Krankenhaus bringen.«
    »Ins Krankenhaus? Aber wo sind wir denn?«
    »Mitten in der Wüste.«
    »Wie das …? Das ist eine Katastrophe! Ich muss sofort ins Labor zurück.«
    »Ins Labor?«
    »Er muss mich lebend untersuchen. Dann wird er besser verstehen, was nicht funktioniert hat. Schnell! Es bleibt nur wenig Zeit.«
    »Warum?«
    »In weniger als drei Stunden bin ich tot.«
    »Sagen Sie das nicht. Sie werden durchkommen. In einem Krankenhaus …«
    Was dann passierte, verschlug Raúl die Sprache: Das Monster hatte sich ruckartig aufgesetzt und ihn mit einer Kraft, die er ihm niemals zugetraut hätte, am Hals gepackt.
    »Ich gehe nicht ins Krankenhaus!«
    »Schon gut!«, stieß Raúl hervor. »Wir fahren zurück ins Labor.«
    Der andere ließ ihn los und sank auf den Boden des Wagens.
    »Schnell«, keuchte er.
    Raúl erhob sich.
    »Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Er nahm am Steuer Platz und fuhr los.
    Die folgenden Tage verbrachte Jeff mit Nichtstun. Das heißt, er sprach mit Lucie. Er rief sie herbei. Seit wann hatte er ihre Gegenwart nicht mehr gespürt? Warum teilte sie sich ihm nicht

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