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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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unterdrücken.
    »Heute Nacht gehe ich noch einmal in die Klinik.«
    Sie zuckte zusammen und zog ihren Arm zurück.
    »Sie sind wahnsinnig!«
    Er lachte auf. Es war neu und so angenehm, ihn fröhlich zu sehen.
    »Aber mein Wahnsinn ist schön …«
    »Außer wenn Sie daran sterben.«
    »Das ist nicht meine Absicht. Ich habe eine Untersuchung abzuschließen.«
    »Ich begleite Sie.«
    »Kommt gar nicht in Frage!«
    »Dann zählen Sie nicht mehr auf mich.«
    »Ich brauche Sie nicht für derartige Unternehmungen.«
    »Ich hole Sie heute Abend um elf ab. Und jetzt bitte ich Sie, dieses Polizeifahrzeug zu verlassen, in dem ein suspendierter Sergeant rein gar nichts verloren hat.«
    Abends läutete das Telefon. Sie ahnte, dass es ihr Vater war. Nach sechs Klingelzeichen hob sie schließlich ab.
    »Ich mache mir Sorgen um dich.«
    Es war ihr Vater.
    »Mir geht’s gut.«
    »Ich fürchte, du lässt dich in etwas hineinziehen, das dir sehr zum Nachteil gereichen kann …«
    »Komm zur Sache.«
    »Henry Buchanan ist ein mächtiger Mann …«
    »Misch dich nicht in meine beruflichen Angelegenheiten ein.«
    »Ich versuche dir Ärger zu ersparen.«
    »Das sagst du auch immer zu deinem Gegner, bevor du ihm welchen bereitest.«
    »Liebes, ich will dich nur schützen. Du hast diesen Beruf gewählt. Übe ihn mit Klugheit und Vorsicht aus. Du hattest keinen Auftrag, keine Berechtigung. Warum hast du einen wohlhabenden, einflussreichen und über jeden Zweifel erhabenen Mann provoziert?«
    »Die Tatsache, dass jemand dein Klient ist, reicht mir schon, um an seiner Aufrichtigkeit zu zweifeln.«
    »Was habe ich getan, dass du mich so angreifst?«
    Der Tonfall ihres Vaters zeugte von einer Kränkung, die nicht gespielt war. Ann bekam ein schlechtes Gewissen.
    »Entschuldige. Aber weißt du, ich habe den Eindruck, so gut wie nie verstanden zu werden …«
    »Glaubst du etwa, ich fühle mich von dir verstanden?«
    »Vielleicht verwechselst du Verstehen und Gutheißen.«
    »Du hast mich immer verurteilt. Aber um zu urteilen, muss man verstehen …«
    »Und wenn man verstanden hat, kann man nicht mehr urteilen … Ich weiß, diesen praktischen Satz von deinem Marlborough hast du tausendmal zitiert.«
    »Malraux.«
    »Ist doch egal. Dein Leben ist nicht schwer zu verstehen. Diese beschissene Welt ist von Leuten wie dir für Leute wie dich geschaffen.«
    In ihrem Zorn, den sie selbst nicht verstand, wurde ihr plötzlich klar, dass sie einen Ausdruck von Jeff benutzt hatte. »Diese beschissene Welt …« Sie war verwirrt. War es wirklich das, was sie empfand? Das Schweigen am anderen Ende der Leitung dauerte an. Ann hörte ihren Vater atmen.
    »Ich habe den Eindruck, du verachtest mich«, sagte er schließlich mit unsicherer Stimme.
    Ann war berührt.
    »Verzeih, Papa«, flüsterte sie. »Ich verachte dich nicht.«
    »Ich liebe dich. Und deshalb mache ich mir Sorgen um dich.«
    »Ich gehe meinen eigenen Weg. Wir sind verschieden, aber das ist kein Grund, dich zu sorgen.«
    »Bist du glücklich?«
    Sie zögerte.
    »Ich bin am Leben.«
    Als sie auflegte, bemerkte sie, dass sie Tränen in den Augen hatte.
    Offensichtlich glauben Sie, mir nützlich sein zu können«, knurrte Mulligan, während er seine Pistole überprüfte.
    »So ist es.«
    Ann hatte ihren Wagen ein paar Häuserblocks von der Klinik entfernt geparkt.
    »Und wozu?«
    »Was ist Ihr Plan?«
    »Ich habe keinen Plan.«
    »Sie wollen also in aller Seelenruhe in ein Gebäude eindringen, das über eine Hochsicherungsanlage verfügt, und wissen nur noch nicht wie?«
    »Sicher haben Sie schon ein paar Vorschläge parat.«
    »Vielleicht könnten Sie durch die Belüftungsschächte kriechen …«
    »Raffiniert. Ein großartiger Weg, um irgendeinen Punkt des Baus zu erreichen, ohne entdeckt zu werden. Aber um in diese Schächte zu steigen, müsste man doch bereits in dem Gebäude sein, oder?«
    »Stimmt.«
    »Und wie komme ich da Ihrer Meinung nach hinein?«
    Ann überlegte kurz.
    »Nun, wenn Sie einen Krankenwagen anhalten und die Insassen ausschalten, könnten Sie sich als Pfleger verkleiden und inkognito hineinkommen.«
    »Tolle Idee!«, rief der Sergeant in übertrieben enthusiastischem Ton.
    »Jeff …«
    »Ja?«
    »Sind Sie dabei, sich über mich lustig zu machen?«
    Der Sergeant musterte sie: Ann verzog den Mund zu einem entzückenden Schmollen. Zu seiner Überraschung erfasste ihn eine Woge der Zuneigung.
    »Ann, Sie sind eine junge Polizistin. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mir

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