Tödliche Feindschaft
Reich der Träume eingegangen war.
Malik el Suwa war der erste, den noch während der Dunkelheit ein anhaltender Regen aus dem Schlaf riß. Dünne Fäden fielen aus den Wolken und legten einen dichten Schleier über alles. Die Decken schützten nicht mehr vor der Nässe. Feuchtigkeit drang durch jedes Kleidungsstück. Malik el Suwa hatte keinen trockenen Faden mehr am Leibe. Die Pferde wurden unruhig. Sie waren angebunden,
und die empfindliche Kühle der Nacht machte sie frieren.
Der Vertraute Imi Bejs frohlockte. Allah hatte Regen geschickt. Allah würde auch das weitere Gelingen des Plans begünstigen.
Er weckte seine Gefährten. Die Zeit erschien ihm günstig zum Aufbruch.
Die Sklavenjäger, die bei jeder Gelegenheit zu Allah beteten, hielten es nicht für nötig, dem mohammedanischen Glauben gemäß mit ihrem Aufbruch bis zum Aufgang der Sonne zu warten. Der Regen tat wohl noch ein übriges, um sie von dieser Regel abzubringen.
Ohne eine Ahnung zu haben, in welcher Richtung sie sich fortbewegten, folgten sie Malik el
Suwa.Die graue Düsterkeit hing während des ganzen Tages über dem Land. Nicht ein einziges
Mal ließ sich die Sonne blicken.
Stunde um Stunde trotteten die Pferde dahin.
»Also doch wieder der Urwald, den Allah verdammen möge«, war das einzige, was Abu Sef sagte, als sie gegen Nachmittag eine Tropenwaldregion erreichten. Malik el Suwa lachte im stillen vor sich hin.
Dieser Wald war mehr oder weniger das Ziel seiner Reise. Er war derselbe, durch den weiter südlich die Lavastraße führte. Malik el Suwa hatte sich genau nach Uga-wambis Angaben gerichtet. Zwei, drei Tage würden sie brauchen, bis sie wieder auf die Lavastraße gelangten. Dann wurde es für Malik el Suwa Zeit, sich zu entfernen.
Aber war es nicht vielleicht möglich, diesen Zeitpunkt etwas vorzuverlegen? Wie, wenn er sie erst anderthalb Tage lang in den Urwald hineinführte und die lästigen Konkurrenten dann sich selbst und dem Wald überließ?
Der Gedanke ließ ihn den ganzen Vormittag nicht mehr los. Die Frage war nur, was Imi Bej dazu sagen würde. Imi Bej war ein Mann, der alle Sicherheitskoeffizienten in seine Rechnungen einkalkulierte. Es war nicht anzunehmen, aber immerhin möglich, daß es den verlassenen Sklavenjägern gelingen würde, auf ihrer alten Spur zurückzureiten. Ausgeschlossen war dieser Fall nur, wenn der beständige Regen anhielt und dadurch eine Orientierung nach den Himmelsrichtungen mit Hilfe der Sonne unmöglich wurde.
Malik el Suwa dachte auch an die unwahrscheinlichsten Dinge, und so kam es, daß er am Abend den Plan, der ihm schon zu einem Lieblingsgedanken geworden war, wieder fallen ließ. Tiefer und tiefer schnitten sich die scharfen Macheten in den schier undurchdringlichen Tropenwald.
Am späten Nachmittag ließ Abu Sef stöhnend das Messer sinken.
»Zum Teufel mit der Zangenbewegung«, schrie er wütend. »Ich spüre meinen Arm nicht mehr. Um so mehr tun mir die übrigen Knochen im Leibe weh. Wie lange soll das noch so weitergehen?« »Vielleicht einen, vielleicht zwei Tage. Wer weiß?« »Ich denke, Ugawambi hat dir den Weg genau beschrieben?«
»Ja, er sagte etwas von Waldgebieten. Aber daß es so schlimm sein würde, habe ich mir auch nicht vorgestellt.«
»Gut«, sagte Abu Sef, »einen Tag mache ich die Mühsal noch mit. Aber dann ist Schluß. Wenn wir bis dahin nicht hindurch sind, dann kehren wir um.«
»Das wird wenig Zweck haben«, entgegnete Malik el Suwa. »Es gibt doch nur zwei
Möglichkeiten: entweder, wir beißen uns durch diesen Wald hindurch, oder wir sind gezwungen, den weitaus gefährlicheren Krokodilfluß zu überschreiten.«
»Zum Schejtan mit dieser verwünschten Expedition! Hätte ich mich nur nicht darauf eingelassen!«
Auch die Männer waren von den Strapazen der vergangenen Tage todmüde. Der Schwung ihres Armes wurde immer langsamer. Zudem herrschte eine Hitze, die selbst den Regen zum Dampfen brachte. Trotz der Nässe sanken sie bei Einbruch der Dunkelheit samt und sonders augenblicklich in tiefen Schlaf.
Der nächste Tag brachte ebenfalls keine Wendung. Immer mehr Pausen mußten eingelegt werden. Sie waren reichlich mit Proviant versehen. Und Wasser gab es inHülle und Fülle. Sorgen dieser Art hatten sie also nicht. War vorher ihre Reise von lebhaften Gesprächen begleitet gewesen, so lag jetzt eisiges Schweigen über ihnen.
Der einzige, dessen Optimismus unverwüstlich schien, war Malik el Suwa, der mit seinem Haumesser fortwährend dort einsprang,
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