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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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er daran dachte, daß ein paar Löffel dieses hellbraunen Pulvers Tscham von einer Krankheit geheilt hatten, die in Europa für unheilbar galt.
    Es sei hier aber vermerkt, daß es dem alten Arzt nicht gelungen ist, Schießpulver herzustellen. Als die Vorräte verschossen waren, gerieten die Waffen bei den Wadschagga bald in
    Vergessenheit. Als rund hundert Jahre später die Deutschen in dieses Gebiet kamen und es zu ihrer Kolonie machten, waren die Wadschagga über die Feuer und Rauch speienden Pulverrohre genauso verblüfft und erschrocken, wie ihre Vorfahren hundert Jahre früher.
    Am dritten Tag war Tschams Fieber völlig verschwunden. Und nicht das geringste Anzeichen war vorhanden, daß es sich noch einmal einstellen werde.
    Der junge Exradscha aus Indien unternahm größere Spaziergänge, um sich zu kräftigen. Am sechsten Tag glaubte er, stark genug für die lange Reise zu sein. Und Michel ging zu Aradman, um sich zu verabschieden.
    Wieder gaben die Wadschagga ein Fest. Es reichte jedoch in seiner Ausgelassenheit nicht an das Siegesfest heran. Vielmehr herrschte eine gedrückte Stimmung. Man verlor die fremden Freunde nur ungern.
    König Aradman aber bewies seinen Dank, indem er Michel anbot, auch die restlichen Steine und Perlen, die noch in jenem Kellergewölbe lagerten, mitzunehmen.
    Der Pfeifer bedankte sich zwar höflich dafür, empfand aber keine überschwengliche Freude. Als er mit Ojo und Tscham über das Angebot sprach, einigten sie sich darauf, daß jeder nur einen Sack mitnehmen würde.
    Michel rechnete Tscham vor, daß selbst der Inhalt eines dieser Bastsäcke noch immer das Vorstellungsvermögen von Reichtum eines normalen Europäers übertraf. Und da auch in Amerika, wohin Tscham sofort gehen wollte, die Edelsteine nicht auf der Straße lagen, begnügten sie sich mit je einem Sack.
    Es war ein strahlender Morgen, als sie aufbrachen. Das Haupt des Kilimandscharo ragte schimmernd weiß in den blauen Sommerhimmel.
    Ugawambi war sehr still geworden. Manch finsterer Blick folgte dem Schwarzen als sie unter dem Geleit der Leibwache die Stadt verließen.
    Sie nahmen den gleichen Weg zur Küste wie bei ihrer ersten Reise.
    Als die kleine Gesellschaft nach langen Strapazen in Tanga ankam, hielten sich die Freunde dort nicht lange auf. Sie nahmen das nächste Schiff nach Sansibar.
    Es war der 1. Januar 1782, als sie in die Halle des portugiesischen Hotels traten. Dunst lag über der Stadt, und es goß in Strömen.

    13

    Ihre Kleidung war von den langen Strapazen so mitgenommen, daß die vornehmen, in tiefen Sesseln sitzenden Hotelgäste, die nicht zu den Dauerbewohnern des Hotels gehörten, beleidigt die Nase rümpften.
    Nicht so der Empfangschef. Er ließ zwei alte, brillantenübersäte und feudal aufgeputzte Damen, mit denen er gerade gesprochen hatte, unbekümmert stehen, schüttelte mit einem Ruck alle Vornehmheit von sich ab, stürmte mit Riesensätzen auf die drei Ankömmlinge zu und schrie aus vollem Halse begeistert:
    »Willkommen, Señor Baum, willkommen Señor Ojo, willkommen Señor Tscham ! Welch ein
Glück, euch wohlbehalten wiederzusehen. Ich möchte wetten, daß ihr tolle Abenteuer erlebt
habt.«
Michel lächelte.
»Die Wette würdet Ihr gewinnen.«
    »Dachte ich es doch, und ich glaubte, daß ich euch nicht zu viel verspreche, wenn ich euch sage, daß hier vielleicht schon neue Abenteuer auf euch warten.«
    Michel runzelte die Stirn. Sein Bedarf an Abenteuern war gedeckt. Er konnte sich auch nicht gut vorstellen, was es so Weltbewegendes geben sollte. In bezug auf die diesmal mitgeführten Kostbarkeiten waren sie klüger gewesen als das erstemal. Sie hatten sich in Tanga Seesäcke gekauft, in denen all ihre Habe verstaut war. Es waren Reisesäcke, wie sie jeder Seemann mit sich führte. Niemand konnte ihnen von außen ansehen, daß sie je ein kleines Säckchen bargen, in dem ein gewaltiger Reichtum schlummerte.
    »Nun, ich kann mich natürlich irren«, sagte der Empfangschef. »Aber laßt euch erklären, kurze
Zeit, nachdem ihr abgereist wart, kam der Kapitän eines Schiffes zu mir. Er schien bestürzt, als
ich ihm sagte, daß ihr nicht mehr zu erreichen seid. Da ließ er sich Tinte und Feder geben und
schrieb einen Brief an Euch.«
»Kapitän Weber von der »Delphin«?«
»Ich glaube, so nannte er sich.«
»Gebt mir den Brief.«
    Der Empfangschef nickte eifrig und entfernte sich. Kurz darauf kam er mit dem Brief wieder. Als er ihn Michel überreichte, meinte er:
    »Der Kapitän hat zwei

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