Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
Vom Netzwerk:
Wochen lang immer wieder nach Euch gefragt. Er schien sehr enttäuscht, daß Ihr unauffindbar bliebt.«
    Michel nickte. Er hatte inzwischen das Schreiben geöffnet. Jetzt las er:

    Bester Doktor Baum !
    Es fällt mir wahrlich nicht leicht, diese Zeilen an Euch zu verfassen. Erstens macht mir das Schreiben Mühe, und zweitens weiß ich nicht, was Ihr von mir denken werdet, wenn Ihr sie gelesen habt. Die Mitteilung, die ich Euch zu machen habe, ist sehr betrüblich. Ihr kennt den Matrosen Paulus Krämer. Der dumme Bursche hat sich in der nämlichen Nacht, da Ihr einen mit ihm gehoben habt, von einem schurkischen Araber überreden lassen, ihm die kostbare Fracht, die ich für Euch nach Hamburg befördern sollte, draußen auf hoher See heimlich zu übergeben. Und obwohl Paulus ansonsten ein ungeschickter Bursche ist, so hatte er bei dieser Un ternehmung doch Glück. Ihr könnt Euch vorstellen, daß mich fast der Schlag gerührt hätte, als ich am nächsten Morgen ganz zufällig den Laderaum besichtigte und sah, daß Euer Eigentum nicht mehr an Ort und Stelle war.
    So, das wären die Tatsachen. Und nun kommt das Schwerste. Ja, ja, glaubt mir nur, es ist für einen alten Kapitän, der nie in seinem Leben einen Pfennig veruntreut hat, sehr sehr schwer, Euch zu bitten, daß Ihr ihm Glauben schenken sollt. Ich weiß, daß die Geschichte unglaubhaft klingt. Hoffentlich treffe ich Euch noch hier an, dann werde ich Euch mündlich alles das erklären, was mir schriftlich mühselig ist. Sollte ich Euch nicht mehr in Sansibar erreichen, so habt die Güte, wenn Ihr nach Hamburg kommt, bei meiner Reederei nachzufragen, ob ich vielleicht zufällig an Land bin. Es ist mir ein inneres Bedürfnis, Euch alle Einzelheiten, soweit ich sie selbst kenne, Auge in Auge zu berichten. Zwei von den Säcken sind übriggeblieben. Diese nehme ich mit in die Heimat und liefere sie, wie besprochen, in jenem Hamburger Bankhaus ab. Es sind Perlen darin.
    Ich bete zu Gott, daß Ihr mir glauben mögt. Aber ich werde erst wieder ruhig schlafen, wenn ich
weiß, daß Ihr mich nicht für den Dieb haltet. Mit der nochmaligen Bitte, nicht schlecht von mir
zu denken, grüße ich Euch als
Euer getreuer
Philip Weber
Kapitän der »Delphin«

    Michel faltete das Schreiben ungerührt zusammen. Es bedeutete keine Neuigkeit mehr für ihn; denn er wußte ja aus Imi Bejs eigenem Mund, was mit seinen Schätzen geschehen war. Er freute sich darüber, daß der alte Kapitän wenigstens zwei Säcke gerettet hatte.
    »Nun«, fragte der Empfangschef, »hatte ich recht mit meiner Vermutung, daß euch neue Abenteuer erwarten?«
    »Vielleicht«, lachte Michel, »das hängt allein von unserer Laune ab. — Sagt, Verehrtester, habt Ihr Zimmer für uns frei?«
    »Aber Señor«, erwiderte der Empfangschef gekränkt, »wie könnte es in unserem Hotel keine Zimmer für euch geben?«
    »Nun, nun«, antwortete Michel, »erinnert Ihr Euch noch an unseren ersten Besuch?«
    Der Hotelgewaltige wurde blutrot. Verlegen starrte er vor sich auf den Boden.
    Ojo lachte dröhnend und schlug ihm so kräftig auf die Schulter, daß er zusammenzuckte. »He, hombre, nun fangt nicht gleich an zu weinen. Werdet doch wohl mal einen derben Scherz vertragen können?«
    Der also Angesprochene blickte auf und wollte gerade etwas erwidern, als er hinter sich zwei kreischende Frauenstimmen vernahm.
    »Unerhört, solch eine Behandlung ! Komm, Isabella, wir werden dem Vater Bescheid sagen, daß er sich um ein anderes Hotel kümmert.«
    Ojo grinste. Der Empfangschef bekam einen gewaltigen Schreck, entschuldigte sich und wandte sich rasch wieder seinen Pflichten zu. Aber trotz aller Befllissenheit, die er jetzt an den Tag legte, waren die Damen nicht mehr zufriedenzustellen. Die jüngere, sie mochte die Tochter der anderen sein, zeterte :
    »Wie könnt Ihr es wagen, uns wegen dieser drei Landstreicher hier stehenzulassen?«
    »Ich bitte tausendmal um Verzeihung, meine Gnädigste, aber...«
    »So etwas kann man nicht verzeihen«, mischte sich die ältere ein. »Werft diese Männer aus dem Haus. Sie sehen so schmutzig aus, daß man sich schämen muß, sie anzublicken.«
    Jetzt wurde es dem Empfangschef zu dumm. Wieder lief er rot an. Aber diesmal vor Zorn. In diesem Augenblick war ihm alles gleichgültig. Und wenn man ihn hinauswerfen würde, nun gut, so würde er eben gehen. In wenig höflichem Tone erwiderte er :
    »Ihr dürft euch einen solchen Ton nicht erlauben, meine Damen. Die drei Caballeros dort sind

Weitere Kostenlose Bücher