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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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warnte Abraham, die Einladung anzunehmen. Aber als er seine Frau anblickte, ließ er den Gedanken fallen.
    Judith hatte einen hochroten Kopf. Ihre Erregung, die in den letzten Tagen schon etwas abgeklungen war, kehrte mit doppelter Stärke wieder. Neue Hoffnung zog in ihr Herz. War das nicht ein Zeichen des Schicksals? Mußte bei so konstanter Beharrlichkeit des jungen Grafen Rachel nicht Vernunft annehmen? Alles, was an ihr lag, würde Judith tun, um ihren großen Wunsch doch noch erfüllt zu sehen.
    Sie achtete darauf, daß Rachel besonders sorgfältig gekleidet war an diesem Abend. Reich glitzerten die Diamanten auf dem weißen Hals des Mädchens. Allein, ihr Schimmer wurde von dem unwilligen Blick Rachels getrübt.
    Als die Kutsche vorgefahren war, die sie zu den Ebersteins bringen sollte, fröstelte Rachel. Es war als griffe eine eiskalte Hand nach ihrem Herzen. In ihr war das gleiche Gefühl wie in Abraham. Doch weder sie noch ihr Vater verliehen ihrer Sorge Worte.
    Mit ausgesuchtester Höflichkeit wurden sie empfangen. Wie ein jugendlicher Verehrer beugte sich der alte Graf von Eberstein über Racheis Hand und küßte sie hingebungsvoll.
    Wieder waren sie die ersten; aber auch die Hasselmanns und die Rabenalts ließen nicht lange auf sich warten.
    Als die Gäste vollzählig waren, lud der alte Graf zur reichlich gedeckten Tafel. Man hatte sich gerade niedergelassen, als auch der letzte Besucher, den man fast vergessen hatte, Richard Baum, eintraf. Er entschuldigte sich höflich für seine Verspätung.
    Das Essen war vorzüglich. Der alte und der junge Eberstein kümmerten sich fast ausschließlich um Rachel. Der Alte redete sie fortgesetzt in väterlichem Ton mit »mein Kind« an. Wogegen ihr Rudolf alle die Aufmerksamkeiten erwies, die sich eine große Dame nur wünschen konnte. So verlief das Essen in vollkommener Harmonie.
    Später, als die Diener Champagner reichten, lockerte sich die Gesellschaft etwas auf. Und zu vorgerückter Stunde bat der alte Graf seine Gäste, ihm in die Bibliothek zu folgen.
    Dort, auf dem mächtigen in der Mitte stehenden Eichentisch, lag ein kleines schwarzes Kästchen.
    »Da wir heute einen Fachkenner unter uns haben«, begann der alte Graf, »möchte ich die Gelegenheit nicht versäumen, euch allen ein Stück unseres Familienschmucks zu zeigen, das kostbarste Stück. Und meine besondere Bitte richte ich an Herrn Hirschfelder, daß er das Stück einschätze. Ich habe nämlich einen Interessenten dafür, und eventuell werde ich es verkaufen.« Er öffnete das schwarze Kästchen, und zum Vorschein kam ein herrlicher Ring.
    Rufe des Entzückens wurden laut. Hirschfelder vergaß, wo er sich befand. Er liebte Steine zu sehr und war viel zu sehr Juwelier, um seiner Begeisterung in diesem Augenblick Zügel anzulegen. Er nahm den Ring zur Hand, trat in die Nähe des Leuchters, hielt ihn in den Kerzenschein und studierte das Stück eingehend. Nach einer Weile gab er es zurück.
    »Es ist eines der herrlichsten Stücke, das ich je gesehen habe«, sagte er begeistert. »Ich würde ein Vermögen dafür geben, um es zu besitzen.«
    »Wie hoch schätzt Ihr seinen Wert, in Geld ausgedrückt?« fragte der Graf. »Siebentausend Dukaten würden nicht zu wenig sein.«
    Aus dem Munde der anderen Gäste hörte man ein respektvolles »Oh«. »Würdet Ihr mir diesen Ring verkaufen?«
    Der alte Eberstein lächelte verbindlich. »Warum nicht? Allerdings müßt Ihr mir schon eine Weile Zeit lassen. Ich möchte den anderen Interessenten nicht vor den Kopf stoßen. Aber da ich glaube, daß siebentausend Dukaten für diesen ohnehin unerschwinglich sein werden, so können wir in den nächsten Tagen noch einmal darüber sprechen.«
    »Ich wäre Euch wirklich sehr verbunden, Herr Graf«, sagte Abraham leidenschaftlich. »Es wäre ein Stück, das meine Sammlung seltener Kostbarkeiten in wundervollem Maße ergänzen würde. Ich habe nur noch ein Stück, dessen Schönheit den Glanz dieses Ringes überstrahlt.«
    Der alte Eberstein legte das Kästchen auf den Tisch zurück. Nach und nach begaben sich die Gäste wieder in den Salon.
    Noch zwei- oder dreimal kam Abraham an diesem Abend auf den Ring zu sprechen. Der alte Eberstein verstand es, sein Interesse an dem Schmuck immer wieder aufzustacheln. Und er wußte es so einzurichten, daß, wenn Abraham davon redete, stets andere Gäste in der Nähe waren, die es hörten.
    Als die Gesellschaft zu Ende war, fragte Rudolf von Eberstein seinen Vater:
    »Steht es schon so

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