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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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auf den Gesichtern der Anwesenden. Und deshalb
war sie reichlich verwundert, als die Mutter sie plötzlich stürmisch umarmte.
»Ich bin so glücklich, so glücklich«, sagte sie.
»Du weißt?« fragte Rachel überrascht.
    Im gleichen Augenblick arbeitete ihr Gehirn fieberhaft. Wie konnte die Mutter Kunde erhalten haben von ihrer Liebe zu Jehu Rachmann?
    Eigentlich war Rachel auf Kämpfe gefaßt gewesen. Sie häte es nie für möglich gehalten, daß die Zustimmung ihrer Eltern zu ihrer großen Liebe mit solchem Enthusiasmus erfolgen würde. »Ja, wir wissen«, nickte Frau Judith. »Der Herr Graf hat es uns soeben gestanden.« Racheis Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Ihr, Graf Eberstein? — Was habt Ihr gestanden?«
    Eberstein hatte sich längst erhoben. Jetzt trat er auf Rachel zu und machte eine artige Verbeugung.
    »Ihr entschuldigt, mein gnädiges Fräulein, vielleicht ist alles etwas plötzlich gekommen. In ihrer freudigen Verwirrung hat Eure Frau Mutter meine offizielle Werbung bei Euern verehrten Eltern als ein Eingeständnis unserer beider Liebe aufgefaßt.«
    Rachel trat einen Schritt zurück. Ihre kleinen Fäuste ballten sich. Ihre Augen sprühten zornige Blitze.»Wie bitte? — Ich habe Euch wohl nicht richtig verstanden?«
    Mutter und Vater sahen einander überrascht an. Deutlich stand die Bestürzung auf ihren Gesichtern. Nur der Graf behielt sein verbindliches Lächeln.
    »Soll das heißen, daß Ihr um meine Hand angehalten habt?« fragte Rachel.
    »Ja, ich gab mir die Ehre. Und Eure werten Eltern gaben den Segen dazu.«
    Rachel lachte plötzlich laut und bitter auf. Es klang fast ein wenig hysterisch.
    Plötzlich wandte sie sich um und verließ mit eiligen Schritten das Zimmer.
    Abraham hatte die Situation als erster erkannt. Er blieb stumm. Um so wortreicher begann sich Frau Judith für das unerklärliche Benehmen ihrer Tochter zu entschuldigen.
    »Aber, aber, liebe Schwiegermama, eine Entschuldigung ist doch nicht nötig. Vielleicht kam es für Rachel wirklich überraschend. Ich sagte ja bereits, ich hatte noch nicht mit ihr gesprochen.« »Nun«, sagte Abraham bedächtig, »unter diesen Umständen kann meine Einwilligung natürlich nur bedingt sein. Ich werde meine Tochter niemals zwingen, einem Mann ihr Jawort zu geben, den sie nicht liebt.« »Abraham!« schrie seine Frau auf.
    »Ich bitte Euch, Herr Hirschfelder«, nahm Eberstein das Wort, »ich sagte Euch doch bereits, ich wollte erst feststellen, ob ich Euch ein willkommener Schwiegersohn bin, bevor ich allein mit Rachel spreche. Es ist in unseren Kreisen üblich, daß man sich vorher die Einwilligung der Eltern holt.«
    Abraham hatte seine Fassung wieder. Er lächelte jetzt sogar ein wenig, als er sagte :
    »Schon recht, schon recht, lieber Graf, ich habe nur gelinde Zweifel, daß Euch die Einwilligung etwas nützt. Seht, wenn Rachel doch auch nur im entferntesten daran gedacht hätte, Eure Frau zu werden, so wäre doch solch eine Szene gar nicht möglich gewesen.«
    Eberstein behielt seine Fassung. Innerlich freute er sich, daß Rachel nicht im geringsten Lust verspürte. Er hatte dem Wunsch seines Vaters Genüge getan. Dennoch gab er sich jetzt den Anschein der Trauer, als er meinte:
    »Ich habe mich vielleicht ein wenig ungeschickt angestellt. Nun, meine Erklärung kam aus reinem Herzen. Ich werde Eure Zustimmung als Erlaubnis auffassen, weiter und intensiver um Rachel zu werben.«
    »Ich habe gewußt«, schluchzte Frau Judith, »daß Ihr ein großzügiger, verstehender und guter Mensch seid. Rachel wird bestimmt vernünftig werden. Das verspreche ich Euch.«
    »Man soll keine Versprechungen machen, die nachher vielleicht doch unerfüllt bleiben«, lächelte
Abraham Hirschfelder.
Eberstein verabschiedete sich höflich. —

    Der alte Eberstein kicherte wieder vor sich hin, als er von dem Verlauf der Werbung erfuhr.
»So, so, sieh an, die kleine Krabbe. Kein Spaß daran, einmal Gräfin zu sein. Na, vorläufig mußt
du deine Rolle weiterspielen.«
»Wozu soll das gut sein?«
    »Parbleu, frage nicht ! Wir brauchen Geld, und wir werden es bekommen. Alles liegt an dir. Wenn du darüber nachdenkst, wie der alte Abraham Hirschfelder reagierthat, so kannst du doch sehen, wie sehr ihm das Wohl seiner Tochter am Herzen liegt. Nun, wir werden ihn vor die Alternative stellen, entweder seine Tochter zu zwingen, dir ihr Jawort zu geben — das wird er auf keinen Fall tun — oder sich von der Möglichkeit einer Ehe zwischen Rachel und dir

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