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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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loszukaufen. Man sagt zwar, daß sich die Juden nicht gern von ihrem Geld trennen; aber wenn es sich um das Glück eines ihrer Familienangehörigen handelt, so kleben sie wie Pech und Schwefel zusammen und sind auch bereit zu opfern.« Rudolf von Eberstein setzte das Weinglas heftig ab.
    »Verzeih, Papa, aber ich finde das unlogisch. Wenn du ein Zwangsmittel in der Hand hast, so wende es doch an. Was soll mir da die geheuchelte Liebe zu Rachel nützen?«
    »Hihihi, man merkt, daß du Offizier bist. Hättest du jemals im Leben spekuliert, so würdest du wissen, daß ein richtiger Spekulant soviel Sicherheitsfaktoren wie möglich in seine Kalkulation einbezieht. Aber davon hast du natürlich keine Ahnung. Ist auch nicht wesentlich. Du brauchst nur zu tun, was ich sage.«

    30

    Im Haus der Hirschfelders stand das Barometer auf Sturm. Das gute Einvernehmen zwischen Abraham und Judith war getrübt. Frau Judith wollte nicht von ihren ehrgeizigen Plänen lassen, ihre Tochter einst als Gräfin zu sehen. Dem Vater hingegen stand das Glück seines Kindes höher als alle Titel und Würden.
    Bei jeder sich bietenden Gelegenheit versuchte die Mutter, in ihrem Sinne auf Rachel einzuwirken, Abraham, von Natur aus ein sanftmütiger Mensch, vertraute insgeheim darauf, daß Rachel mehr von ihrer Mutter geerbt hatte. Und so war es auch. Die beiden Frauen standen sich an Energie in nichts nach.
    Das einzige, was den alten Herrn störte, war, daß die Szenen auch nach dem Zubettgehen noch im ehelichen Schlafzimmer fortgesetzt wurden.
    Immer wieder versuchte Frau Judith, dem Mann gegenüber ihrem Standpunkt Geltung zu verschaffen.
    »Ich begreife nicht, Abraham, daß du nicht deine väterliche Autorität in die Waagschale wirfst und ein Machtwort sprichst. Wie viele Stürme sind über uns Juden hinweggegangen? Wie oft wurde unsere Familie davon in Mitleidenschaft gezogen? Sind wir je anerkannt worden? Hat man uns je als Menschen gleicher Art gelten lassen?« »Nein«, sagte Abraham einsilbig.
    »Na also, und nun, da sich den Hirschfelders die einmalige Chance bietet, der Tochter den Sprung über die schreckliche Barriere zu ermöglichen, schweigst du. Unsere Enkelkinder würden bereits voll anerkannte Mitglieder der hochmögenden Familien sein. Ein Machtwort von dir, und Rachel würde gehorchen.«
    »Hast du gehorcht, als dein Vater dich mit dem jungen Goldberg verheiraten wollte?« Abraham
lächelte und strich seiner Frau mit einer zärtlichen Handbewegung über das schon leicht ergraute
Haar.
Sie ließ aber den Einwand nicht gelten.
    »Goldberg, wer war schon Goldberg? Es waren Leute wie wir.«
    »Nicht ganz, sie besaßen immerhin einige hunderttausend Taler mehr, als ich jemals besitzen
werde. Und was hast du getan? Den armen Goldschmied Hirschfelder geheiratet, der nichts hatte
als die abgeschlossene Lehre seines Handwerks.«
»Was willst du, die Goldbergs waren auch Juden.«
    »Ach, wenn sie Christen gewesen wären, dann hättest du den jungen Goldberg genommen?« Frau Judith wandte ihm rasch ihren vollen Blick zu. Sie schaute in die lächelnden, dunklen Augen ihres Mannes. »Du weißt«, meinte sie leise, »wie sehr ich dich geliebt habe.«
    »Na, dann können wir das Gespräch ja wohl beenden. Du mußt einmal zuhören, wenn Rachel von dem jungen Jehu Rachmann erzählt. Vielleicht erkennst du dich dann wieder.«
    »Nein, nein, nein, du verkennst die Lage! Unsere Familie steht vor einer Wende. Von heute an können wir das Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Wenn Rachel Gräfin Eberstein wird, dann können wir einmal mit Ruhe die Augen schließen.«
    »Deine Vorstellung vom Schicksal, Judith, Herz, ist ein wenig einfach. Gott sorgt für alle seine Kreaturen. Er bestimmt, wohin wir Menschen gehen müssen. Wir können uns seiner weisen Führung ruhig anvertrauen.«
    »Mit dir ist nicht zu reden.«
    »In zehn Jahren wirst du nicht mehr an diese Sache denken, Judith. Und ob meine Enkelkinder Eberstein oder Rachmann heißen, das ist mir ziemlich gleichgültig. Hauptsache, sie sind gute Menschen. — Gute Nacht.«

    31

    Nach zwei weiteren gescheiterten Annäherungsversuchen an Rachel gab Rudolf von Eberstein seine Bemühungen um das Mädchen auf. Statt dessen wandte er sich wieder Charlotte Eck zu. Mochte sein Vater der Meinung sein, er ritte jeden Morgen mit Rachel aus, er wollte Charlotte Eck.
    Das Gerücht, der junge Eberstein werbe um Rachel Hirschfelder, war auch bis zu Charlotte gedrungen. Sie hatte sich darüber amüsiert,

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