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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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hatte es nicht ernst genommen. Und im übrigen war es ihr gleichgültig.
    Dennoch war sie erstaunt, als Rudolf eines Morgens vor ihrem Haus erschien, um sie zu bitten, mit ihm auszureiten. In ihrer burschikosen Art willigte sie ein.
    »Man hört so allerhand von Euren Sprüngen, Graf«, lachte sie. »Die kleine Rachel soll ein entzückendes Mädchen sein.«
    »Ach«, meinte Rudolf unwillig, »hört nicht auf dieses Geschwätz. Ihr wißt, daß es nur eine Frau gibt, die ich liebe. Das seid Ihr.«
    »Bin gespannt, ob Ihr es jemals aufgeben werdet, mir den Hof zu machen.«
    »Ich habe gar keine Veranlassung, das aufzugeben. Ruhe habt Ihr erst, wenn Ihr neben mir vor dem Altar steht. Das wißt Ihr.«

»Was wollt Ihr eigentlich mit einer Frau, die Euch nie lieben wird?«
    »Ihr werdet lernen, mich zu lieben. Haltet Ihr mich denn für einen gar so üblen Burschen?«
»Dann würde ich nicht mit Euch ausreiten.«
»Was habt Ihr also gegen mich?«
    »Die Frage ist falsch. Ich habe nichts gegen Euch. Ich bin Euch vielmehr in gewisser Weise zugetan. Nur hat das mit Liebe nichts zu tun. Ihr wart der letzte, der bei Michel war, als er starb. Ihr wart sein Freund. Seine Freunde aber sind auch meine Freunde. Und wenn ich Euch den Vorzug vor allen anderen Männern gebe, die sich um mich bemühen, so deshalb, weil immer ein Stück Vergangenheit mit Euch ist.«
    Eberstein bekam schmale Lippen. Seine Kehle war plötzlich trocken, wie ausgebrannt. Er konnte keine Antwort auf diese offenen Worte finden. Ein Gefühl kam in ihm auf, das er längst erstorben wähnte.
    Später, als er auf dem Hügel des Exerziergeländes stand, wo unter ihm die Schwadronen seiner Abteilung exerzierten, fühlte er, daß das neue und doch so alte Gefühl in ihm Haß war, Haß gegen den, der nach fast einem Jahrzehnt Abwesenheit noch stärker war als er. Haß gegen Michel Baum.
    Und immer, wenn Charlotte von Michel Baum sprach, erfuhr dieser Haß eine Steigerung. Das Gesicht des Mannes, der ihm sein Unglück verdankte, verfolgte ihn in den Nächten.
    Die Züge , die er schon vergessen wähnte, nahmen wieder scharfe Formen an.
    Er malte sich aus, wie dieser Michel Baum irgendwo drunten im dunklen Afrika Sklavendienste für einen orientalischen Potentaten verrichtete, er malte sich aus, wie die Riemen der
    Nilpferdpeitsche Fetzen aus der weißen Haut des Geschundenen rissen. Nichts war ihm zu grausam, um den verhaßten Feind in Wunschträumen leiden zu sehen.
    Tagelang hatte er keinen anderen Gedanken, bis ein neuer Plan seines Vaters ihn ablenkte. Beim Abendessen fragte ihn der Alte:
    »Sag mal, ist der Premierleutnant Baum, den ich oft in deiner Gesellschaft gesehen habe, ein
zuverlässiger Mann?«
»Soweit es sich um seinen Dienst handelt, ja.«
»Ah, und sonst?«
»Weibergeschichten«, sagte Rudolf Eberstein.
»Und wie steht es mit dem Geld?«
    »Er hat nie genug. Sein Onkel, der Tabakhändler, gibt ihm zwar hin und wieder welches; aber das reicht nie. Ich glaube, wenn der Alte wüßte, daß der Richard Schulden hätte, würde er ihn gehörig ins Gebet nehmen.«
    »Hihihi, so was Ähnliches ahnte ich. Er scheint mir der richtige Bursche zu sein. Wir werden ihn
eine Kleinigkeit verdienen lassen. Niemand ist so zuverlässig wie ein Premierleutnant, der
Schulden hat.«
»Was soll das heißen?«
»Er muß uns helfen. In spätestens einer Woche haben wir zwanzigtausend Dukaten verdient.
Darauf kannst du dich verlassen.«
»So? Wie soll das vor sich gehen?«
    »Das wirst du schon sehen. — Übrigens, Hirschfelders habe ich für morgen abend eingeladen. Du kannst deinen Freund, den Premierleutnant auch zum Essen bitten.« »Daraus werde ein anderer schlau.«
    »Oh, zerbrich dir nicht den Kopf, mein Sohn. Wir werden den alten Hirschfelder schon in die
Klemme kriegen.«
»Wer kommt noch?«
    »Freiherr von Hasselmann mit Gattin und Baron von Rabenalt.«
    »Mein Gott, wie bist du auf die gekommen? Hättest du nicht näherstehende Bekannte einladen können?« »Kritisiere nicht, mein Lieber. Was ich tue, hat immer Sinn.«
    »Schon gut«, resignierte Rudolf von Eberstein. »Hoffentlich wird was aus den zwanzigtausend Dukaten. Ich könnte dringend einen Zuschuß brauchen.«

    32

    Die Hirschfelders waren verblüfft, als sie die neuerliche Einladung zum Abendessen erhielten. Abrahams Augen waren mißtrauisch zusammengezogen, als er durch das Lorgnon die Karte las. Was mochte das bedeuten?
    Hatte der junge Graf sein Werben noch immer nicht aufgegeben? Irgendein Gefühl

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