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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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bei den anderen Herrschaften, die gestern abend Gäste des Grafen waren.«
    »Aber um Himmels willen, was ist denn geschehen?« Richard Baum machte eine Kunstpause. Dann antwortete er schneidend :
    »Der Ring mit dem großen Diamanten ist gestern abend gestohlen worden.« Er betonte jedes
Wort.
»Der — der — der Ring ist gestohlen?«
»Es ist bedauerlich, aber es ist so.«
»Und da verdächtigt man mich?« brauste der alte Abraham auf.
    »Natürlich nicht nur Euch. Alle stehen im Verdacht, das Schmuckstück gestohlen zu haben. Die Diebe können natürlich auch beim Personal zu suchen sein; aber das wird die Polizei
    herausfinden. Auf das Personal braucht man keine Rücksicht zu nehmen. Anders ist es jedoch bei Euch, dem Freiherrn von Hasselmann und Baron von Rabenalt. Um zu vermeiden, daß es Aufsehen gibt, bat mich der Graf, die undankbare Aufgabe ganz im geheimen zu erledigen, vorausgesetzt natürlich, daß Ihr einverstanden seid.«
    »Es — es — es ist unerhört. Ich hätte so etwas nie für möglich gehalten. Allein dieser Verdacht treibt mir die Schamröte ins Gesicht.«
    Baum senkte die Augen. Aber eingedenk des Auftrags, den ihm der Graf gegeben hatte, ließ er keine weichen Gefühle in sich aufkommen, sondern meinte :
    »Ihr habt Euch besonders für den Schmuck interessiert, Herr Hirschfelder. Das braucht natürlich nichts zu bedeuten. Aber Ihr werdet verstehen, daß der Graf Klarheit wünscht. Diese
    Haussuchung wird ja nicht zuletzt aus dem Grunde unternommen, um alle Verdächtigen von jedem Verdacht reinzuwaschen. Wenn das geschehen ist, so wird der Fall der Polizei übergeben, die sich dann um das Personal kümmern wird.«
    Hirschfelder hatte sich wieder gefaßt. »Tut Eure Pflicht«, sagte er hart.»Dürfen wir Euch bitten,
die Herrschaften im Haus darauf vorzubereiten?«
»Selbstverständlich werde ich das tun. Ich gehe nach oben.«
»Ich danke Euch.«
    Der Premierleutnant winkte dreien seiner Leute und folgte mit diesen dem alten Herrn. Nachdem sich die Aufregung etwas gelegt hatte, begann die umständliche Suche.
    Ein genauer Beobachter hätte leicht feststellen können, daß es die Dragoner an der notwendigen Sorgfältigkeit durchaus fehlen ließen. Das Ganze mutete mehr wie eine Komödie an.
    Frau Judith war fassungslos. Rachels Augen sprühten Blitze. Sie faßte das Ganze als einen boshaften Akt der Demütigung auf. Sie glaubte keinen Augenblick daran, daß die Grafen Eberstein in Wahrheit auch nur die geringste Spur eines Verdachts gegen ihren alten Vater hatten. »Es ist die Rache für den Korb, Mutter«, sagte Rachel leise.
    »Oh, Kind, sprich nicht so etwas aus. Daß ich diese Schande erleben muß !«
    Als man in der Wohnung nichts gefunden hatte, bat der Premierleutnant sehr höflich aber bestimmt, ihn jetzt in Keller und Werkstatt suchen zu lassen.
    »Selbstverständlich in Euerm Beisein, Herr Hirschfelder«, fügte er hinzu. Auch die Suche in Keller und Werkstatt blieb erfolglos.
    Als sich Baum jetzt in höflichen Worten für das Entgegenkommen Abrahams bedanken wollte,
rief plötzlich ein Dragoner:
»Sollen wir nicht auch im Stall suchen?«
    Es war als habe der Premierleutnant auf dieses Stichwort gewartet. Seine höfliche
    Verabschiedung und der Ausdruck seines Bedauerns dienten nur als Täuschungsmanöver.
Dennoch meinte er:
»Ich glaube, das wird nicht nötig sein.«
Da aber hakte Abraham selbst ein:
    »Tut Euch keinen Zwang an, Herr Leutnant. Wenn Ihr schon einmal hier seid, so sucht nur munter überall, damit Ihr die Gewißheit mit nach Hause nehmt, daß der alte Abraham Hirschfelder kein Dieb ist.«
    Richard Baum winkte seinen Dragonern. Sie drangen in den Stall ein, wühlten in der Haferkiste herum, blickten in die Futterkrippen der Pferde, und ließen keine Mauerfuge oder Ritze unbeachtet. Einer machte sich gar an der Kutsche zu schaffen, in der die Hirschfelders gestern abend gefahren waren.
    Plötzlich hörte man einen triumphierenden Laut. Mit hochrotem Kopf kam der Dragoner aus der Kutsche heraus und hielt die kleine schwarze Schachtel in der Hand. »Hier ist das Etui. Ich habe den Ring.«
    Ohne zu öffnen übergab er dem Premierleutnant die Schachtel. Dessen Gesicht war bleich.
    Aber noch bleicher war Abraham Hirschfelder. Seine alten Augen füllten sich mit Tränen. Seine Hände begannen zu zittern. Mit heiserer Stimme flüsterte er : »Das — das — ist doch nicht möglich!«
    »Ich hätte es auch nicht geglaubt«, murmelte Richard Baum. Er öffnete die Schachtel und

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