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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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»Ihr seid ein guter Mensch«, sagte sie.
    Als sie sich zum Gehen wandten, bot er ihr seinen Arm. Ohne zu zögern nahm sie ihn. Er führte
sie über die Schwelle hinaus in den Wald, wo, an einem Baum angebunden, sein Pferd stand. In
der Nähe des Tieres verhielt er plötzlich den Schritt.
»Nun, was ist?« fragte sie.
    »Oh, Rachel, wie ich dich liebe!« rief er laut aus undriß sie plötzlich in seine Arme. Sie fühlte seinen Mund auf ihren Lippen. Aber sie war viel zu verblüfft, um sich in diesem Augenblick zu wehren.
    Das Bild, das die beiden einem fremden Beschauer bieten mußten, war vollkommene Harmonie, letztes Einverständnis.
    Es dauerte Sekunden, bis Rachel erfaßte, was eigentlich geschehen war. Aber da war es schon zu spät. Eine zynische Stimme sagte in der Nähe: »Ach, das ist ja interessant! Deswegen also sträubt sich meine süße Braut, meine Frau zu werden.«
    Die beiden fuhren auseinander. Hinter ihnen stand Major Rudolf von Eberstein.
    Er beachtete Rachel gar nicht. Vielmehr wandte er sich scharf an Baum :
    »So, mein lieber Premierleutnant, Ihr laßt Euch also Urlaub geben, um Eurem Abteilungskommandeur die Braut zu stehlen.«
    Er wandte sich an Rachel: »Ich bin froh daß ich noch vor der Hochzeit Aufklärung über die wahren Neigungen meiner Braut erhalte.«
    Rachel blickte von einem zum anderen. Sie war völlig fassungslos. Sie fand keine Erklärung für das, was sich soeben ereignet hatte. Da aber hörte sie Baum sagen:
    »Ich werde meine Liebe gegen Euch und jedermann verteidigen, Herr Major. Wir sind uns einig. Rachel und ich gehören zusammen.«
    »So?« Ebersteins Hand fuhr zum Degenknauf. Dann blinkte die Waffe in der Sonne.
    Auch Richard Baum war nicht müßig. Die Degen klirrten aneinander. Aber sie trafen sich stets nur in der Luft. Wäre jemand zugegen gewesen, der etwas vom Fechten verstand, so hätte er ohne weiteres bemerken müssen, daß er hier Zeuge einer Spiegelfechterei war.
    Der Lärm war so stark, daß er auch die zwei Dienstmädchen aus dem Hause lockte. Unter Ah- und Oh-Geschrei sahen sie zu.
    Eberstein trieb den Premierleutnant immer tiefer in den Wald hinein. Als sie außer Hörweite waren, sagte er:
    »Ich bringe dir eine Schramme am Arm bei. Ein Stückchen Haut mußt du schon opfern, damit es echt aussieht.«
    Baum nickte nur, und Ebersteins Klinge fuhr ihm so über das Handgelenk, daß plötzlich Blut aus einer Kratzwunde sickerte. Mit einem Aufschrei warf Baum den Degen zur Erde.
    »Eigentlich sollte ich Euch erstechen!« brüllte Eberstein mit aller Kraft seiner Lungen. »Aber wir sind Offiziere des gleichen Regiments. Wir hätten erst ein Ehrengericht anrufen müssen. Nun, das können wir nachträglich noch tun. Auf alle Fälle fordere ich weitere Genugtuung von Euch.«
    Richard Baum verbeugte sich gemessen, wandte sich um und schritt zu seinem Pferd. Er stieg auf und jagte davon.
    »Und nun zu Euch, meine Teure«, sagte Eberstein zu Rachel. »Ihr werdet mir wohl nicht zumuten wollen, das Liebchen eines meiner Offiziere zu heiraten, nicht wahr? Ich betrachte die Verlobung als gelöst. Ich möchte Euch jetzt schon auf die Folgen aufmerksam machen, die das haben wird.« »Aber ich bitte Euch, Herr Graf«, rief Rachel ängstlich.
    »Hört mich doch an. Der Premierleutnant hat mir diesen Kuß geraubt. Er tauchte hier plötzlich auf und begann ...«
    »Ich darf mich verabschieden«, verbeugte sich Eber-stein kurz. Dann sprang er auf sein Pferd und ritt ebenfalls davon.
    Rachel fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Was war nur geschehen? Wie kam dieser junge Schnösel, dieser Oberleutnant dazu, sie ei nfach zu umarmen? Und war es nicht verwunderlich, daß ausgerechnet in diesem Augenblick auch Graf Eberstein auftauchte?
    Rachel beschloß, sofort zurück in die Stadt zu fahren. Der Vater mußte unterrichtet werden.

    37

    Unterdessen ritt Rudolf von Eberstein frohgemut dem Hause seines Vaters zu. Er fand den alten Herrn in der Bibliothek.
    »Guten Tag, Papa, ich bin gekommen, um dir eine freudige Nachricht zu bringen.«
»Verflucht von Roßbach, immer zu, mein Junge.«
»Ich werde diese Rachel Hirschfelder nicht heiraten.«
»Bist du verrückt?«
»Nein, im Gegenteil, ganz normal. Oder würdest du eine Frau heiraten, die du soeben in den
Armen eines anderen gefunden hast?«
»In den Armen eines anderen?«
»Ja, in Richard Baums Armen.«
»Ah, sieh da!« Der Alte lachte plötzlich schallend. »Das heißt, daß ich dem jungen Baum
abermals vierhundert Dukaten zahlen

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