Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
einen Gruß zuzurufen. Im Haus der Pastorellis blieben jedoch die Vorhänge zugezogen.
Auf dem Gehsteig vor dem Restaurant hatte sich eine kleine Gruppe versammelt. John blieb außer Hörweite stehen.
»Ihre Nachbarn werden sich mit Ihnen darüber unterhalten wollen und Ihnen Fragen stellen. Es ist am besten, wenn Sie nicht erwähnen, worüber wir gesprochen haben.«
»Das werde ich nicht.« Gib atmete tief aus. »Ich hatte ohnehin vor, einiges zu renovieren. Das ist dann wohl jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.«
»Wenn Sie später hineinkönnen, werden Sie viele Schäden sehen, die durch die Brandbekämpfung entstanden sind. Aber die tragenden Wände haben standgehalten. Geben Sie uns ein paar Tage. Wenn alles erledigt ist, werde ich zurückkommen und Sie persönlich durch das Haus führen. Sie haben eine nette Familie, Gib.«
»Danke, das stimmt. Aber Sie haben noch nicht alle kennengelernt.«
»Ich habe gestern Nacht alle gesehen.« John holte seine Schlüssel hervor und spielte damit. »Ihre Kinder haben Sandwiches für die Feuerwehrmänner gemacht. Menschen, die anderen etwas Gutes tun, obwohl sie selbst in einer schwierigen Situation stecken, haben einen guten
Charakter. Da kommen die Leute vom Branddezernat.« Er neigte den Kopf, als ein Wagen vorfuhr. »Ich werde mich kurz mit ihnen besprechen. Wir bleiben in Verbindung.« John streckte seine Hand aus und verabschiedete sich. Er ging auf das Auto zu, aus dem zwei Polizisten ausstiegen, und schenkte ihnen ein grimmiges Lächeln.
»Hallo, Minger.«
»Hallo. Sieht so aus, als hätte ich euch eure Arbeit abgenommen.« Er zog eine Zigarette hervor und zündete sie an. »Ich werde euch auf den neuesten Stand der Dinge bringen.«
Kapitel 3
E s dauerte keine zwei Tage. Die Polizei kam bereits am nächsten Nachmittag und holte Mr Pastorelli ab. Reena sah es mit eigenen Augen, als sie mit Gina Rivero, ihrer besten Freundin seit der zweiten Klasse, nach Hause ging.
Sie blieben an der Ecke stehen, an der das Sirico stand. Die Polizei und die Feuerwehr hatten alles abgesperrt, ein Band gespannt und Warntafeln aufgestellt.
»Es sieht verlassen aus«, murmelte Reena.
Gina legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. »Meine Mom sagt, wir werden für dich und deine Familie am Sonntag vor der Messe Kerzen anzünden.«
»Das ist nett. Pater Bastillo hat uns besucht. Er erzählte etwas über Stärke, die aus einer Notlage entsteht, und darüber, dass Gottes Wege unergründlich sind.«
»Das ist wahr«, erwiderte Gina ehrfürchtig und berührte den Anhänger mit dem Kruzifix, den sie trug.
»Ich finde es in Ordnung, Kerzen anzuzünden und zu beten und so, aber noch besser ist es, etwas zu unternehmen. Untersuchungen anzustellen und herauszufinden, warum es passiert ist. Und dafür zu sorgen, dass jemand bestraft wird. Wenn man nur herumsitzt und betet, geschieht nichts.«
»Ich glaube, das ist Blasphemie«, flüsterte Gina und sah sich rasch um, ob ein Engel Gottes auftauchen und sie bestrafen würde.
Reena zuckte die Schultern. Für sie war es keine Blasphemie, wenn man sagte, was man dachte. Ginas älterer Bruder Frank hatte wohl guten Grund, seine Schwester in letzter Zeit als Schwester Maria zu bezeichnen.
»Inspektor Minger und die beiden Polizisten tun etwas. Sie stellen Fragen und suchen nach Beweismaterial. Dann weiß man Bescheid, und das ist gut so. Es ist besser, etwas
zu unternehmen. Ich wünschte, ich hätte mich verteidigt, als Joey Pastorelli mich zu Boden geworfen und geschlagen hat. Aber ich hatte so große Angst, dass ich mich nicht wehren konnte.«
»Er ist größer als du.« Gina legte den Arm um Reenas Taille. »Und er ist gemein. Frank sagt, er sei nur ein kleiner Spinner, dem man mal in den A… treten sollte.«
»Du kannst das Wort ›Arsch‹ ruhig aussprechen, Gina. Es kommt sogar in der Bibel vor. Sieh mal, da sind die Leute vom Branddezernat.«
Sie erkannte die beiden Männer und ihren Wagen wieder. Heute trugen sie Anzüge und Krawatten, wie Geschäftsleute, aber sie hatte sie schon in Schutzanzügen und mit Helmen bei ihrer Arbeit im Sirico gesehen.
Sie waren zu ihr nach Hause gekommen und hatten ebenso wie Inspektor Minger mit ihr gesprochen. Als sie jetzt aus dem Wagen stiegen und auf das Haus der Pastorellis zugingen, krampfte sich ihr Magen vor Aufregung zusammen.
»Sie gehen zu Joeys Haus.«
»Sie haben sich auch mit meinem Dad unterhalten. Er ging los, um sich das Sirico anzuschauen, da haben sie ihn
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