Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
lächelte. »Gib, möchtest du den Herrn nicht hereinbitten? Und ihm einen kühlen Drink anbieten? Bitte kommen Sie ins Haus. Ich habe frische Limonade gemacht.«
»Vielen Dank.« John hatte sich bereits erhoben. Sie war eine Frau, auf die die Männer flogen. »Gegen etwas Kaltes zu trinken und noch ein paar Minuten von Ihrer Zeit hätte ich nichts einzuwenden.«
Das Wohnzimmer war farbenfroh eingerichtet. Er fand, dass kräftige Farben zu einer Frau wie Bianca Hale passten. Es war ordentlich aufgeräumt, die Möbel nicht mehr neu, aber offensichtlich frisch poliert, wie er aus dem leichten Duft nach Zitronenöl schließen konnte. An der Wand hingen Zeichnungen – Porträts der Familienmitglieder, mit Pastellkreide gezeichnet und einfach gerahmt. Da besaß jemand ein gutes Auge und eine talentierte Hand.
»Wer ist der Künstler?«
»Das bin ich.« Bianca goss Limonade über Eiswürfel. »Mein Hobby.«
»Sie sind großartig.«
»Im Laden hatten wir auch Zeichnungen von Mama«, warf Reena ein. »Die von Dad gefiel mir am besten. Er hatte eine große Kochmütze auf und wirbelte eine Pizza durch die Luft. Das Bild ist nicht mehr da, stimmt’s? Verbrannt.«
»Ich werde eine neue Zeichnung machen. Eine noch bessere.«
»Und dann hatten wir diesen alten Dollar. Mein Opa hat den ersten Dollar einrahmen lassen, den er bei der Eröffnung des Sirico verdiente. Und die Landkarte von Italien und das Kreuz, das Oma vom Papst hat segnen lassen, und…«
»Catarina.« Bianca hob eine Hand, um den Redefluss zu stoppen. »Wenn du etwas verloren hast, solltest du lieber an das denken, was geblieben ist und was du daraus machen kannst.«
»Jemand hat das Feuer mit Absicht gelegt, jemand, dem deine Zeichnungen, das Kreuz und alles andere gleichgültig waren. Sogar, dass Pete, Theresa und das Baby im Haus waren.«
»Was?« Bianca stützte sich mit der Hand auf eine Stuhllehne. »Was sagst du da? Ist das wahr?«
»Wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen. Ein Brandinspektor wird …«
»Brandstiftung.« Bianca ließ sich auf den Stuhl fallen.
»O mein Gott. Herr Jesus.«
»Mrs Hale, ich habe meine ersten Untersuchungsergebnisse an das Branddezernat weitergegeben. Mein Job ist es, das Gebäude zu untersuchen und zu entscheiden, ob das Feuer durch Brandstiftung verursacht wurde. Jemand vom Branddezernat wird das Haus besichtigen und eine Untersuchung durchführen.«
»Warum tun Sie das nicht?«, wollte Reena wissen. »Sie wissen doch, wie es war.«
John sah sie an und betrachtete diese müden und intelligenten
bernsteinfarbenen Augen. Ja, er wusste es. »Wenn das Feuer absichtlich gelegt wurde, dann ist das ein Verbrechen, um das sich die Polizei kümmern wird.«
»Aber Sie wissen es.«
Nein, diesem Kind konnte man nichts vormachen. »Ich habe die Polizei informiert, weil ich bei meinen Untersuchungen in dem Haus Zeichen für ein gewaltsames Eindringen gefunden habe. Die Rauchmelder waren unbrauchbar gemacht, und ich habe mehrere Ursprungsorte gefunden.«
»Was heißt Ursprungsorte?«, fragte Reena, neugierig wie immer.
»Das bedeutet, dass das Feuer an mehreren Orten entstanden ist, und aus den Brandmustern, der Art, wie das Feuer bestimmte Bereiche am Boden, an den Wänden, an den Möbeln beschädigt hat, und aus den Überresten kann man mit großer Wahrscheinlichkeit schließen, dass es mit Benzin entfacht wurde. Außerdem wurde eine regelrechte Straße aus brennbarem Material wie Zeitungs- und Wachspapier sowie Steichholzbriefchen gebaut. Es sieht so aus, als habe ein Einbrecher eine Spur durch das ganze Restaurant bis in die Küche gelegt. Dort gab es weitere entzündliche Stoffe: unter Druck stehende Dosen, Holzschränke. Das ganze Drumherum – die Tische und Stühle. Wahrscheinlich wurde Benzin über den Boden und die Möbel gekippt und an die Wände gespritzt.«
»Wer sollte so etwas tun? Mit Absicht?« Gib schüttelte den Kopf. »Ich könnte mir vorstellen, dass ein paar dumme Jungs eingebrochen sind, Unsinn gemacht haben und dabei einen Unfall hatten, aber Sie sprechen davon, dass jemand bewusst versucht hat, den Laden abzufackeln – und das, obwohl darüber eine Familie wohnt. Wer würde so etwas tun?«
»Das frage ich Sie. Gibt es jemanden, der gegen Sie oder Ihre Familie einen Groll hegt?«
»Nein. Meine Güte, wir leben seit fünfzehn Jahren in diesem Viertel. Bianca ist hier aufgewachsen. Und das Sirico ist eine Institution.«
»Ein Konkurrent?«
»Ich kenne die Restaurantbesitzer in
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