Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
Traubengeschmack, das lilafarben glänzte. Im Sonnenschein schien alles zu leuchten und sich scharf abzuzeichnen.
Es war ganz ruhig. So ruhig, dass Reena Mrs Pastorellis schwere Atemzüge zwischen den Schluchzern hören konnte.
Einer der Polizisten öffnete die hintere Tür des Wagens. Der andere legte die Hand auf Mr Pastorellis Kopf und schob ihn hinein. Dann legten sie den Kanister – es war ein Benzinkanister, das konnte sie jetzt erkennen – und den grünen Plastiksack in den Kofferraum.
Der mit dem dunklen Haar und den Bartstoppeln wie Sonny Crockett sagte etwas zu dem anderen und überquerte dann die Straße.
»Mr Hale.«
»Detective Umberio.«
»Wir haben Pastorelli wegen Verdachts auf Brandstiftung festgenommen. Wir nehmen ihn in Gewahrsam und sichern Beweismaterial.«
»Hat er es zugegeben?«
Umberio grinste. »Noch nicht, aber mit dem, was wir gefunden haben, stehen seine Chancen schlecht. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.«
Er warf einen Blick zurück auf Mrs Pastorelli, die an der Türschwelle in das gelbe Geschirrtuch schluchzte. »Sie hat ein blaues Auge und weint ihm trotzdem nach. Was es nicht alles gibt.«
Er tippte sich zum Gruß mit zwei Fingern an die Stirn und ging zurück zum Wagen. Als er eingestiegen war und losfuhr, kam Joey aus dem Haus geschossen.
Er war gekleidet wie sein Vater: Jeans und ein vom vielen Waschen ohne Bleiche grau gewordenes T-Shirt. Während er zu dem Auto rannte, stieß er wüste Beschimpfungen gegen die Polizisten aus. Und er weinte, wie Reena beklommen bemerkte. Er weinte um seinen Vater, als er hinter dem Auto herlief und die Fäuste schüttelte.
»Lass uns nach Hause gehen, Schätzchen«, murmelte Gib.
Reena ging Hand in Hand mit ihrem Vater nach Hause. Joeys fürchterliche Schreie, als er verzweifelt hinter seinem Vater herlief, klangen ihr immer noch in den Ohren.
Die Nachrichten verbreiteten sich rasch. Wie ein Lauffeuer, das sich aus einem geschlossenen Raum explosionsartig ausbreitet, sobald es neuen Sauerstoff erhält. Die Entrüstung wirkte wie eine Lunte und trug die Flammen durch die gesamte Nachbarschaft, in die Wohnhäuser und Geschäfte, auf die Straßen und in die Parks.
Die Vorhänge im Haus der Pastorellis blieben geschlossen, so als sei der dünne Stoff ein Schutzschild.
Reena kam es vor, als sei ihr Haus niemals geschlossen. Nachbarn kamen hereingeströmt und brachten verpackte Lebensmittel, Unterstützung und Klatsch mit.
Habt ihr gewusst, dass er die Kaution nicht aufbringen konnte?
Sie ist nicht einmal am Sonntag zur Messe gegangen.
Mike von der Sunoco-Tankstelle hat ihm das Benzin verkauft!
Mein Cousin, der Anwalt, sagte, sie könnten ihn wegen versuchten Mordes anklagen.
Zusätzlich zu dem Klatsch und den Spekulationen kam immer wieder die Bemerkung: Ich wusste, dass dieser Mann Ärger bedeutet.
Oma und Opa kamen mit ihrem Winnebago-Wohnmobil den weiten Weg von Bar Harbor in Maine zurückgefahren.
Sie parkten es in Onkel Sals Auffahrt in Bel Air, weil er der Älteste war und das größte Haus besaß.
Dann gingen alle zusammen, Onkel, Tanten und einige der Cousins, hinunter zum Sirico, um sich dort umzuschauen. Es wirkte wie eine Parade, nur dass es keine Kostüme und keine Musik gab. Einige der Nachbarn kamen aus ihren Häusern, hielten sich aber respektvoll fern.
Opa war schon alt, aber noch sehr rüstig. Das war das Wort, das Reena im Zusammenhang mit ihm am häufigsten gehört hatte. Sein Haar war weiß wie eine Wolke und sein dichter Schnauzbart ebenfalls. Er hatte einen dicken Bauch und breite Schultern und trug gern diese Polohemden mit dem Krokodil auf der Brusttasche. Heute hatte er ein rotes an.
Oma sah neben ihm winzig aus; sie verbarg ihre Augen hinter einer Sonnenbrille.
Es wurde viel gesprochen – sowohl englisch als auch italienisch. Onkel Sal redete fast nur italienisch. Mama sagte, er hielte sich selbst für italienischer als Manicotti.
Reena beobachtete, wie Onkel Larry – den sie nur Lorenzo nannten, wenn sie ihn aufziehen wollten – zu Mama hinüberging und ihr die Hand auf die Schulter legte und sie ihre hob und auf seine drückte. Onkel Larry war der jüngste und der ruhigste von allen.
Onkel Gio wandte sich um und starrte Löcher in die zugezogenen Vorhänge von Pastorellis Haus. Er war der Hitzkopf, und sie hörte, wie er etwas auf Italienisch murmelte, das sich anhörte wie ein Fluch. Oder eine Drohung. Aber Onkel Paul – Paolo – schüttelte den Kopf. Er war der
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