Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
dieser Gegend und komme mit allen gut aus.«
»Vielleicht ein früherer Angestellter. Oder jemand, der für Sie arbeitet und dem Sie einen Verweis erteilen mussten?«
»Nichts dergleichen. Das kann ich beschwören.«
»Haben Sie oder ein Mitglied Ihrer Familie mit jemandem Streit? Einem Angestellten oder einem Kunden?«
Gib fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und ging zum Fenster hinüber. »Niemand. Nicht, dass ich wüsste. Wir sind ein Familienbetrieb. Manchmal gibt es Beschwerden – das ist in jedem Restaurant der Fall. Aber es ist nichts vorgefallen, was so etwas hätte auslösen können.«
»Könnte es unter Ihren Angestellten eine Auseinandersetzung gegeben haben? Vielleicht außerhalb der Arbeitszeit? Ich möchte eine Namensliste haben. Wir werden sie alle befragen müssen.«
»Dad.«
»Nicht jetzt, Reena. Wir haben immer versucht, mit allen Nachbarn gut auszukommen und das Lokal so zu führen, wie Biancas Eltern es getan haben. Auch wenn wir alles ein wenig modernisiert haben, ist es im Kern so geblieben, wie es immer war, verstehen Sie?« Seine Stimme verriet Trauer, aber auch Zorn. »Es ist ein solider Laden. Wenn man hart genug arbeitet, kann man gut davon leben. Ich kann mir niemanden vorstellen, der uns oder dem Lokal das antun würde.«
»Den ganzen Morgen über haben uns Nachbarn angerufen«, warf Bianca ein, als das Telefon schon wieder klingelte. »Unsere älteste Tochter nimmt die Anrufe entgegen.
Die Leute sagen uns, wie leid es ihnen tut, und bieten uns ihre Hilfe an. Beim Aufräumen, beim Kochen, beim Wiederaufbau. Ich bin hier aufgewachsen. Im Sirico. Die Leute lieben Gib über alles. Man muss jemanden hassen, um ihm so etwas anzutun, nicht wahr? Uns hasst niemand.«
»Joey Pastorelli hasst mich.«
»Catarina.« Bianca fuhr sich müde mit der Hand über das Gesicht. »Joey hasst dich nicht. Er ist nur ein Grobian.«
»Warum glaubst du, dass er dich hasst?«, wollte John wissen.
»Er hat mich auf den Boden geworfen, mich geschlagen und mein T-Shirt zerrissen. Und er hat mir einen Schimpfnamen gegeben, aber keiner will mir sagen, was er bedeutet. Xander und seine Freunde haben alles gesehen und kamen mir zu Hilfe. Dann ist Joey weggelaufen.«
»Er ist ein Rohling«, warf Gib ein. »Und es war …« Er sah John in die Augen, und die beiden tauschten etwas aus, was Reena nicht verstand. »Es war sehr beunruhigend. Er sollte dafür bestraft werden. Aber er ist erst zwölf, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Zwölfjähriger bei uns eingebrochen ist und all das getan hat, was Sie uns geschildert haben.«
»Wir sollten das trotzdem nicht unberücksichtigt lassen. Reena, du sagtest, du hättest den Hund der Pastorellis gehört, als du draußen gesessen hast.«
»Ich glaube, dass er es war. Er macht mir ein wenig Angst und hat ein hartes Bellen – wie ein Husten, der in der Kehle wehtut.«
»Gib, wenn ein Junge meine Tochter angegriffen hätte, dann hätte ich wohl ein Wörtchen mit ihm und seinen Eltern gewechselt.«
»Das habe ich auch getan. Ich war bei der Arbeit, als Reena, Xander und ein paar der anderen Kinder hereinkamen. Reena weinte. Das tut sie sehr selten, also war mir
sofort klar, dass man sie verletzt hatte. Ihr T-Shirt war zerrissen. Als sie mir erzählte, was geschehen war… Ich war ziemlich aufgebracht. Ich…«
Langsam wandte er sich seiner Frau zu und sah sie entsetzt an. »Meine Güte, Bianca.«
»Was haben Sie getan, Gib?«, fragte John und lenkte Gibs Aufmerksamkeit wieder auf sich.
»Ich bin sofort zu den Pastorellis hinübergegangen. Pete begleitete mich. Joe Pastorelli öffnete uns die Tür. Er war fast den ganzen Sommer über arbeitslos. Ich habe ihn angeschrien.« Er schloss die Augen. »Ich war so verärgert und zornig. Sie ist doch noch ein kleines Mädchen. Ihr T-Shirt war zerrissen, und ihr Bein blutete. Ich sagte ihm, dass ich es satt hätte, dass sein Kind meines tyrannisiert und dass das aufhören müsse. Dass Joey dieses Mal zu weit gegangen sei und ich mir überlege, den Fall der Polizei zu melden. Wenn er seinen Jungen nicht erziehen könne, müsse die Polizei das in die Hand nehmen. Wir brüllten uns an.«
»Er nannte dich einen verfluchten Weltverbesserer und ein Arschloch, das sich um seine eigenen verdammten Sachen kümmern solle.«
»Catarina!« Biancas Ton war messerscharf. »Benütze nie wieder solche Ausdrücke in diesem Haus.«
»Ich habe doch nur wiederholt, was er gesagt hat. Für den Bericht. Er sagte, Dad würde
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