Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
Aber… hast du irgendetwas zu diesem Jungen gesagt, was ihn dazu veranlasst haben könnte, dich zu schlagen?«
»Ich halte mich von ihm fern, weil er in der Schule und in der Nachbarschaft immer Raufereien anfängt. Einmal hat er sein Taschenmesser herausgeholt und gesagt, er würde Johnnie O’Hara damit erstechen, weil er ein blöder Ire sei. Die Schwester hat ihm das Messer weggenommen und ihn zur Oberin geschickt. Er… er sieht mich manchmal so an, dass ich Bauchschmerzen bekomme.«
»Was hast du an dem Tag gemacht, an dem er dich geschlagen hat?«
»Ich habe mit Gina auf dem Schulhof gespielt. Wir haben Bälle geworfen, aber es war so heiß, und wir wollten ein Eis essen. Gina ist nach Hause gelaufen, um ihre Mutter um Geld zu bitten. Ich hatte achtundachtzig Cent dabei, aber das reichte nicht für zwei. Dann kam er zu mir herüber und sagte, ich soll mit ihm kommen, er will mir etwas zeigen. Aber ich wollte nicht und sagte, dass ich lieber auf Gina warten will. Sein Gesicht war so rot, als ob er schnell gelaufen wäre, und er wurde wütend, packte mich
am Arm und zog mich mit sich. Aber ich riss mich los und erklärte ihm, dass ich nicht mitkommen würde. Dann schlug er mich in den Magen und beschimpfte mich mit einem Wort. Es bedeutet …«
Sie brach ab und sah ihre Eltern kleinlaut an. »Ich habe es im Wörterbuch nachgeschlagen.«
»Das war ja klar«, murmelte Bianca und fuhr mit der Hand durch die Luft. »Er nannte sie eine kleine Fotze. Das ist ein hässliches Wort, Catarina. Wir werden es in diesem Haus nie wieder aussprechen.«
»Nein, Mama.«
»Dein Bruder kam dir zu Hilfe«, fuhr Opa fort. »Weil er dein Bruder ist und weil es richtig ist, jemandem in Not zu helfen. Dann tat dein Vater das Richtige und ging, um mit dem Vater dieses Jungen zu reden. Aber der Mann verhielt sich nicht wie ein Mann. Er hat nicht durchgegriffen und getan, was er hätte tun sollen. Stattdessen hat er deinen Vater auf feige Weise angegriffen, um ihn zu verletzen – um uns alle zu verletzen. War das deine Schuld?«
»Nein, Opa. Aber es war mein Fehler, dass ich zu große Angst hatte, um mich zu wehren. Das wird beim nächsten Mal nicht mehr der Fall sein.«
Er lachte unterdrückt. »Lerne davonzulaufen. Und wenn das nicht geht, dann kämpfst du.« Er lehnte sich zurück und nahm seine Gabel in die Hand. »Hier kommt mein Ratschlag. Salvatore, dein Schwager besitzt eine Baufirma. Wenn wir wissen, was gebraucht wird, kannst du uns alles zu einem ermäßigten Preis besorgen. Gio, der Cousin deiner Frau ist Klempner, stimmt’s?«
»Ich habe schon mit ihm gesprochen. Bianca, Gib, sagt einfach, was ihr braucht.«
»Mag, würdest du dich mit der Versicherungsgesellschaft in Verbindung setzen, damit wir Verzögerungen vermeiden und den Scheck so schnell wie möglich bekommen?«
»Aber selbstverständlich. Ich würde gern einen Blick auf die Versicherungspolice werfen. Vielleicht gibt es etwas, was wir für die Zukunft ändern wollen. Dann müssen wir uns noch mit dem Strafverfahren gegen diesen… gegen diese Person beschäftigen.« Sie zog die Augenbrauen hoch und sah Reena an. »Wenn es zu einer Verhandlung kommt, wird Reena höchstwahrscheinlich aussagen müssen. Aber vielleicht auch nicht«, fuhr sie fort. »Ich habe schon meine Fühler ausgestreckt. Typische Fälle von Brandstiftung sind schwer nachzuweisen, aber dieser scheint bereits klar zu sein.«
Sie wickelte Nudeln um ihre Gabel und schob sich einen kleinen Bissen in den Mund. »Die Ermittlungsbeamten arbeiteten überaus gründlich, und der Brandstifter verhielt sich sehr dumm. Der Staatsanwalt nimmt an, dass er sich auf einen Handel einlassen wird, um eine Anklage wegen versuchten Mordes zu vermeiden. Sie haben ausreichend Beweismaterial, einschließlich der Tatsache, dass er wegen anderer Brände schon zweimal verhört wurde.«
Mag widmete sich wieder ihren Nudeln, während alle anderen am Tisch durcheinander zu reden begannen.
»Im Frühsommer wurde er von seinem Job als Mechaniker gefeuert«, fuhr sie schließlich fort. »Einige Tage darauf brach nachts in der Werkstatt ein Feuer aus, das verdächtig erschien. Der Schaden hielt sich in Grenzen, weil ein anderer Angestellter die Werkstatt für ein Stelldichein mit seiner Freundin nützen wollte. Man hat unter anderem auch Pastorelli verhört, aber eine Brandstiftung konnte nicht nachgewiesen werden. Vor einigen Jahren hatte er eine heftige Auseinandersetzung mit dem Bruder seiner Frau in Columbia.
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