Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
»Ich bin jünger und schneller als dein Vater und deshalb den Polizisten vor eurem Haus entwischt. Er nicht.«
»Verdammt.« Sie drehte sich um und musterte den Brandort.
Das Feuer würde die beiden oberen Etagen zerstören, die Nachbarhäuser beschädigen und das Leben vieler Menschen auf den Kopf stellen. Aber zumindest würde es heute Nacht keine weiteren Opfer mehr fordern. Nicht hier. Für den Moment konnte es ihr nichts mehr anhaben.
Das ist unser Job, hatte O’Donnell gesagt. Und ihr Job war es, etwas zu unternehmen. Zu untersuchen, zu beobachten, zu analysieren. Die Motive zu ergründen und den Täter zu fassen. Und nicht zitternd vor Angst und Trauer auf dem Bordstein zu sitzen.
»Warte eine Minute.« Sie tätschelte Bos Arm und ging zu Younger hinüber, der bei seinem Eintreffen von O’Donnells Tod erfahren hatte. »Ich muss meine Familie beruhigen und nach ihnen sehen. Wenn er wieder anruft, gebe ich dir Bescheid.«
»Jetzt hat er einen von unseren Leuten auf dem Gewissen.« Youngers Miene war eiskalt. »Einen Polizisten. Einen guten Polizisten.« Er blickte zum Himmel hinauf. »Der Typ kann sein Testament machen.«
»Ja. Aber vielleicht ist er noch nicht fertig mit uns. Wir haben alles im Griff. Ich möchte mich nur rasch waschen.« Reena öffnete ihre Jacke. »Und wieder einen klaren Kopf bekommen. Wenn es dir genauso geht, bleib in
meiner Nähe, du kannst das Bad bei meinen Eltern benutzen.«
»Vielleicht komme ich später darauf zurück. Der Captain ist unterwegs hierher. Ich erstatte ihm Bericht und postiere Wachen.«
»Vielen Dank.«
Als sie sich abwenden wollte, legte Younger ihr die Hand auf den Arm. »Er war uns einen Schritt voraus, Hale. Aber das wird nicht mehr lange so bleiben, verdammt.«
Wirklich nicht?, fragte sich Reena. Joey war wie eine Kobra, geduldig und mindestens ebenso tödlich. Und er besaß außerdem die Fähigkeit, jahrelang im Verborgenen zu warten und dann zuzuschlagen, wann immer es ihm gefiel.
Im Davongehen warf sie einen letzten Blick auf das Haus. Nein, so durfte sie nicht denken. Es lag nur an ihrer Erschöpfung und Verzweiflung. Inzwischen war er schon zu weit gegangen, um noch aufhören oder sich in Geduld üben zu können. Für eine Verschnaufpause war er dem Ziel schon zu nah.
Reena verstaute ihre Sachen im Kofferraum.
»Detective Younger kommt vielleicht später vorbei, nachdem er hier fertig ist. John ist auf dem Rückweg aus New York.«
»Was hat er denn dort gemacht?« Bo griff nach ihrer Hand, und sie schlangen die Finger ineinander.
»Er hat Joe Pastorelli einen Besuch abgestattet. Der Mann leidet an Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium.«
»Ein scheußlicher Tod.« Xander näherte sich von der anderen Seite. »Ist er denn in Behandlung?«
»Klang nicht danach. Vermutlich glaubt Joey, dass in ihm auch kleine Zeitbomben in Form von Tumoren ticken.«
»Ist die Krankheit genetisch bedingt?«, erkundigte sich Bo.
»Keine Ahnung.« Reena fühlte sich von bleischwerer Erschöpfung niedergedrückt. »Ich weiß nicht. Was meinst du, Xander?«
»In nur knapp zehn Prozent der Fälle ist der Krebs erblich. Hauptverursacher ist nämlich das Rauchen.«
»Wenn das nicht Ironie des Schicksals ist. Rauch, Feuer, Tod. Die Einzelheiten erfahre ich, wenn John zurück ist. Allerdings können wir davon ausgehen, dass es sich bei der Krankheit um den Auslöser handelt, der Joey dazu getrieben hat, die Sache zu Ende zu bringen. Ich gehe mal kurz nach Hause und ziehe frische Sachen an.«
»Ich komme mit.«
»Das Haus wird von Polizisten bewacht, Bo.«
»Ich komme trotzdem mit«, wiederholte er und schickte sich an, in ihr Auto zu steigen.
Reena verdrehte die Augen. »Spring rein«, wies sie ihren Bruder an. »Ich setze dich bei Mama ab. Heute Nacht läuft mir niemand allein auf der Straße herum. Richte allen aus, dass es mir gut geht«, fügte sie hinzu, als sie den Wagen anließ. »Und dass ich in ein paar Minuten nachkomme.«
Sie sah, dass überall im Haus Licht brannte, und stieg aus, um ein paar Worte mit den Polizisten zu wechseln, die in dem am Straßenrand geparkten Streifenwagen saßen. Den Kopf zur Seite geneigt, kehrte sie zu Xander zurück.
»Du hast gar nicht erwähnt, dass Fran, Jack, die Kinder und Bella mit ihrem Nachwuchs auch hier sind.«
»Wir hielten das für die beste Methode.«
Reena küsste ihren Bruder auf beide Wangen. »Geh rein und beruhige die anderen. Und… bitte Mama, einen Rosenkranz für O’Donnell zu beten. Ich bin in
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