Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
ist mir klar geworden, dass man unter die Oberfläche gehen muss, wenn man jemanden wirklich und von ganzem Herzen liebt. Man muss Halt für die Füße finden und auf dieses Fundament etwas aufbauen. Wenn eine Sache Bestand haben soll, muss man sich dafür anstrengen.« Er küsste ihre Hand. »Und ich bin zu jeder Schandtat bereit.«
»Ich auch.« Reena ließ ebenfalls die Lippen über seine Hand gleiten. Dann strich sie sich das Haar zurück und startete den Wagen. »Was für einen Ring möchtest du denn?«
»Einen möglichst kitschigen, mit dem ich vor meinen Freunden angeben kann, bis sie gelb vor Neid werden.«
Sie fand, dass sich ihr eigenes Lachen gekünstelt anhörte.
Hinter dem Polizeifahrzeug, das vor ihrem Haus stand, hielt sie an. »Ich rede kurz mit den Jungs und hole dann drinnen ein paar Sachen. Warum wartest du nicht hier und planst schon mal deine Traumhochzeit? In einem langen weißen Kleid wirst du einfach hinreißend aussehen.«
»Ich denke, das wäre ein wenig übertrieben. Es gehört sich nicht, wenn ich jungfräuliches Weiß trage.«
Reena wollte schon ihre Dienstmarke zücken, erkannte
dann aber den Polizisten, der aus dem Streifenwagen stieg. »Officer Derrick.«
»Detective. Das Schwein hat O’Donnell umgelegt.«
»Ja.« Es kostete Reena Mühe, nicht die Fassung zu verlieren. »Wie lange sind Sie schon hier?«
»Seit zwei. Davor fuhr ein anderer Streifenwagen die Runden. Doch da wir damit rechnen, dass der Täter irgendwann aufkreuzt, wurden wir vom Klinikbrand abgezogen und hier zum Wachdienst eingeteilt. Zwei Kollegen sind hinter dem Haus postiert und melden sich alle fünfzehn Minuten.«
»Wie ist die Lage?«
»Ruhig. Ein paar Leute sind rausgekommen, als sie die Sirenen hörten, und haben sich auf dem Gehweg versammelt. Aber wir haben sie aufgefordert, nach Hause zu gehen.«
»Ich hole mir rasch ein paar saubere Sachen. Mein …« Sie wollte schon »Freund« sagen, verbesserte sich aber. »Mein Verlobter wartet im Wagen. Danke für die Hilfe, Officer.«
»Keine Ursache. Soll ich mit reinkommen?«
»Das brauchen Sie nicht. Ich bleibe nicht lange. Verständigen Sie die Kollegen im Garten, dass ich das Haus betrete.«
»Wird gemacht.«
Reenas Schlüssel klimperten, als sie den Gehweg überquerte und die Vordertreppe hinaufstieg.
Vier Brände in knapp sechs Stunden, dachte sie. Wollte Joey einen Rekord brechen und sich nicht nur rächen, sondern auch berühmt werden?
Dass er sich im Viertel auskannte, war natürlich ein Vorteil für ihn. Aber er war dennoch verdammt schnell.
Reena schloss die Tür auf, machte beim Eintreten Licht und legte die Schlüssel weg, während sie sich in Gedanken den Stadtplan vergegenwärtigte.
In die Wohnung in Fells Point war er gegen halb sieben eingedrungen und hatte sie zwischen Viertel nach neun und halb zehn wieder verlassen. Genug Zeit, um zu John zu fahren und dort einen Brand zu legen. Um den nächsten Brandort rechtzeitig zu erreichen, hatte er gegen Mitternacht dort aufbrechen müssen, und selbst dann war die Zeit knapp gewesen. Das Feuer hatte bei ihrer Ankunft an der Klinik, nur wenige Minuten nach seinem Anruf bei ihr, bereits lichterloh gebrannt.
Eine Frage von Minuten, überlegte sie auf dem Weg nach oben. Und kurz darauf – vielleicht fünf Minuten später – waren sie und O’Donnell auf schnellstem Wege zum ehemaligen Haus der Pastorellis gefahren.
Immer mindestens einen Schritt voraus. So gut konnte niemand sein. Kein Mensch war so schnell. Ein Komplize? Das passte beim besten Willen nicht ins Bild. Schließlich war es Joeys Mission, sein Privatkreuzzug. Er würde den Triumph mit niemandem teilen.
Aber er hatte die Klinik angezündet, war zwei Häuserblocks weiter in sein früheres Haus eingebrochen, hatte zwei Menschen erschossen, den präparierten Feuerlöscher hinterlassen und einen weiteren Brand gelegt. Und zwar einen, der bei ihrem Eintreffen schon voll entwickelt gewesen war.
Weil er Carla und Don zuerst erschossen hatte! Vor dem Klinikbrand! Weil für die beiden Feuer Zeitschaltuhren verwendet worden waren. Vermutlich hatte er alles für das Feuer in der Klinik vorbereitet und war anschließend zu John gefahren. Das muss das Muster sein, dachte sie. Erst Xander, dann John.
Sie war nicht darauf gekommen, weil sie – genau nach Joeys Plan – wie eine Wilde in der Gegend herumgehetzt war. Er hatte alle auf Trab gehalten, indem er sie Feuer löschen ließ, die nicht nur Punkte auf seinem Konto waren,
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