Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
durch dieses Unglück nicht nur nicht unterkriegen ließen, sondern daraus sogar noch einen Gewinn gezogen hatten.
Die Wände waren nun in einem warmen Gelb gestrichen, und ihre Mutter hatte Dutzende neuer Zeichnungen angefertigt. Nicht nur von der Familie, sondern auch von der Nachbarschaft, vom Sirico, wie es gewesen war und wie es nun aussah. Die Sitzgruppen waren leuchtend rot und die Tische mit den traditionellen rot-weiß karierten Decken versehen.
Mit der neuen Beleuchtung wirkte das Lokal selbst an düsteren Tagen freundlich. Für private Veranstaltungen, die in den letzten beiden Jahren immer öfter gebucht wurden, konnte man das Licht auch dimmen, um ein wenig mehr Atmosphäre zu schaffen.
Ihr Vater stand an dem langen Tresen und verteilte Soße auf dem Teig. Mittlerweile hatte er graue Strähnen im Haar, die ersten davon waren in den Wochen nach dem Feuer erstmals zu sehen gewesen. Er brauchte auch eine Lesebrille, was ihn furchtbar ärgerte. Vor allem, da ihm alle sagten, sie verleihe ihm ein distinguiertes Aussehen.
Ihre Mutter arbeitete am Herd und kümmerte sich um die Soßen und die Nudeln. Fran hatte bereits ihre hellrote Schürze umgebunden und servierte Lasagne, die heutige Tagesspezialität.
Auf dem Weg zur Küche blieb Reena an den Tischen stehen, begrüßte Nachbarn und Stammkunden und lachte herzlich, wenn man ihr sagte, dass sie mehr essen müsse, damit sie endlich Fleisch auf die Knochen bekäme.
Gib holte eine Pizza aus dem Ofen und schob die nächste hinein, als sie bei ihm ankam.
»Da ist ja mein Mädchen.« Er stellte die Pizza zur Seite und umarmte sie kräftig. Er roch nach Mehl und Schweiß. »Fran hat schon erzählt, dass du zu Hause bist, aber wir hatten hier so viel zu tun, dass wir dich nicht begrüßen konnten.«
»Ich bin gekommen, um einzuspringen. Ist Bella hinten?«
»Bella hast du verpasst. Ein Notfall im Zusammenhang mit der Hochzeit.« Er nahm den Pizzaschneider in die Hand und teilte mit geübten Bewegungen den Teig. »Irgendetwas wegen Rosenblättern. Oder vielleicht ging es auch um Blumenvasen.«
»Dann kannst du Hilfe brauchen. Für wen ist die Pizza mit Salami und Peperoni?«
»Tisch sechs. Vielen Dank, Baby.«
Sie brachte die Pizza an den Tisch und nahm noch zwei Bestellungen entgegen. Es war beinahe so, als sei sie nie fort gewesen.
Allerdings hatte sie sich verändert. In dem einen Jahr auf dem College hatte sie sich sehr viel Wissen angeeignet. Die Gesichter und Gerüche waren vertraut, und die Routinearbeiten geschahen automatisch. Aber sie hatte ihrem Leben etwas hinzugefügt, seit sie das letzte Mal hier gearbeitet hatte.
Sie hatte einen Freund. Sie und Josh waren nun offiziell ein Paar – ein Paar, das miteinander schlief.
Sie war erleichtert, dass Sex ihr Spaß machte. Das erste Mal war aufregend gewesen, aber alles war so neu für sie gewesen, dass ihr Verstand mit ihrem Körper keine Einheit gefunden hatte. Einen Orgasmus hatte sie nicht gehabt.
Beim zweiten Mal hatte sie dann diese neue und wundervolle Sache entdeckt, und sie konnte es kaum erwarten, wieder mit ihm zusammen zu sein und noch etwas Neues zu erfahren.
Aber Sex war nicht alles, was zwischen ihnen vorging, überlegte sie, während sie am Telefon eine Bestellung für eine Pizza entgegennahm. Manchmal unterhielten sie sich stundenlang miteinander. Sie hörte ihm gern zu, wenn er über seine Pläne sprach, Schriftsteller zu werden; darüber, dass er Geschichten über Kleinstädte schreiben wollte, die so waren wie die in Ohio, in der er aufgewachsen war.
Geschichten über Menschen und darüber, was sie miteinander und füreinander taten.
Und er war ein guter Zuhörer. Er schien sich dafür zu interessieren, dass sie alles über Feuer und ihre Entstehung wissen wollte.
Sie würde nicht mit irgendeiner Begleitung auf Bellas Hochzeit erscheinen – sie würde ihren festen Freund mitbringen.
Der Gedanke daran brachte sie zum Lächeln, als sie zum ersten Mal in die Küche ging. Ihre Mutter holte gerade Gemüse aus einem der großen Edelstahl-Kühlschränke. Pete – mittlerweile Vater von drei Kindern – stand an der Arbeitsplatte und nahm Teigklumpen aus Schalen, um sie für die Pizzaböden abzuwiegen.
»Hey, Collegemädchen! Lass dich drücken.«
Reena legte ihm die Arme um den Nacken und gab ihm einen geräuschvollen Kuss auf die Lippen.
»Wann bist du zurückgekommen?«
»Vor fünfzehn Minuten. Sobald ich zur Tür hereinkam, musste ich
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